21.2.-26.5.13: Johann Christian Reinhart

21.2.-26.5.13: Johann Christian Reinhart

21.2.-26.5.13 Nach Rom! Der Landschaftsmaler Johann Christian Reinhart (1761–1847) 
Johann Christian Reinhart gehörte um 1800 zu den führenden deutschen Landschaftsmalern. Die Neue Pinakothek widmet diesem Künstler, der heute nahezu vergessen ist, die erste monographische Ausstellung. In der Kunstgeschichte gilt Reinhart neben Joseph Anton Koch als Hauptvertreter der heroischen Landschaft: einer Form der klassizistischen Landschaftsmalerei, die unter Rückbezug auf historische Vorbilder des 17. Jahrhunderts wie Nicolas Poussin oder Gaspard Dughet das groß aufgefasste, mit Figuren aus Mythos und Geschichte gedankenreich staffierte Landschaftsbild neu belebte und dadurch der Gattung der Landschaftsmalerei insgesamt zu neuem Ansehen verhalf.
Den Besuchern der Neuen Pinakothek ist Reinhart vor allem durch seine vier Rom-Ansichten vertraut, die er für König Ludwig I. gemalt hat: ein großartiges Panorama der Ewigen Stadt in den Jahren um 1830, gleichermaßen herausragend als künstlerisches wie historisches Dokument. Reinhart ist darüber hinaus vor allem als Schöpfer von Radierungen italienischer Landschaften in Erinnerung geblieben, von denen insbesondere die »Malerisch radirten Prospecte« ihm zu internationalem Ruhm und Ansehen verholfen haben.
Die gemeinsam mit der Hamburger Kunsthalle veranstaltete Ausstellung präsentiert erstmals einen umfassenden Überblick über das Oeuvre dieses außergewöhnlichen Künstlers. Die rund 35 Gemälde, 40 Radierungen und 90 Zeichnungen stammen aus den bedeutendsten Sammlungen vornehmlich des deutschsprachigen Raumes, darunter auch zahlreiche Neufunde der vergangenen Jahre, die erstmals im Kontext des Gesamtwerks präsentiert werden.
Johann Christian Reinhart wurde 1761 als Sohn eines evangelischen Pfarrers in Hof an der Saale geboren. Das Theologiestudium in Leipzig brach er bald ab, um sich der Kunst zuzuwenden. Bei Adam Friedrich Oeser in Leipzig und Johann Christian Klengel in Dresden erlernte er die Grundlagen der Landschaftskunst, schuf Naturstudien und erste Radierungen. Mit Friedrich Schiller, den er 1785 in Leipzig kennenlernte und dessen Freiheitsliebe er teilte, verband ihn eine Freundschaft, die bis zum Tod des Dichters andauerte.
1789 entschloss sich Reinhart, mit einem Stipendium nach Italien zu gehen. Im Dezember 1789 traf er in Rom ein. Mit ungeheurer Neugier und Ehrgeiz stürzte er sich auf die neuen Motive, zeichnete und malte Naturstudien in den römischen Ruinen und in der Umgebung der Stadt, die er auf ausgedehnten Streifzügen erkundete. Wie Goethe wenige Jahre zuvor entdeckte Reinhart in der italienischen Natur das Ideal der Landschaft, das er in Radierungen und bald auch in großen Gemälden immer wieder neu variierte.
Während die Werke der römischen Zeit, insbesondere die Gemälde, in den großen Galerien anzutreffen sind, ist das in Deutschland entstandene Frühwerk Reinharts weitgehend noch zu entdecken. So ist erst vor wenigen Jahren der erstaunliche Zyklus der Rheinansichten bekannt geworden, der zu den Inkunabeln der realistischen Landschaftsmalerei in Deutschland gehört.
Reinhart schuf in seiner langen Karriere Zeichnungen, Gemälde und Radierungen, die seinen Namen in ganz Europa bekannt machten. Als lebenslustiger, aufrechter Charakter, dessen Neigung zu Witz und Spott sich auch in bissigen Karikaturen äußerte, war Reinhart über Jahrzehnte der Mittelpunkt der deutschen Künstlergemeinde in Rom. 1847 starb er, hoch betagt und als Mitglied der Akademien in Berlin, Rom und München geehrt, in seiner Wahlheimat Rom. Sein Grab befindet sich auf dem protestantischen Friedhof bei der Cestius-Pyramide.
Die Ausstellung wird von einem umfangreichen, komplett farbig bebilderten Katalog begleitet, der nach dem 1975 erschienenen verdienstvollen Werkverzeichnis von Inge Feuchtmayr erstmals einen umfassenden Überblick über das Werk auf dem aktuellen Stand der Forschung bietet.
Kurator: Herbert W. Rott. Pressekontakt Tine Nehler M.A.

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