27.5.15 Bruno Jonas, Vollhorst

27.5.15 Bruno Jonas, Vollhorst

Tipp: Buchpräsentation Mittwoch, 27. Mai 2015, 20h LustspielhausBruno Jonas spricht über »Vollhorst« in München
piper-jonas11.05.2015 Piper Verlag
Bruno Jonas

VOLLHORST

DER ERFOLGSTYP IN POLITIK, KULTUR UND GESELLSCHAFT 
272 Seiten, € 19,99 [D], € 20,60 [A], sFr 26,90, Hardcover. Gebunden mit Schutzumschlag. ISBN: 978-3-492-05685-4. Auch als E-Book >

Bruno Jonas: Als mein Verleger das Angebot an mich herantrug (das nenne ich mal gutes Deutsch!), ein Buch zum Vollhorst zu verfassen, musste ich zu meinem Erstaunen länger überlegen, und sagte schließlich zu, nachdem er mir einen erklecklichen Vorschuss in Aussicht stellte. Ich habe mich natürlich schon gefragt, ob ich jetzt komplett übergeschnappt bin? Wieso will ich über den Vollhorst schreiben? Warum kein sinnvolles Buch? Warum suche ich mir nicht ein Thema, das die Menschheit braucht und in ihrer Entwicklung vorwärtsbringt? Freigabe von Haschisch für grüne Mandatsträger, Drogenkonsum im Bundestag? Oder: Atomkraft – sollten wir nicht wieder einsteigen? Können wir auf die SPD verzichten? Darf dem Veganer etwas wurst sein? Katholische Theologie – links und rechts der Donau. Thunfisch essen, bevor er ausstirbt: Das alternative Kochbuch für Artenschützer. Schadet tief Luft holen? Pulmologie im Alltag. Oder: Ich weiß, was ich hab: Hautausschlag selbst gemacht. Korbflechten – eine Alternative zur Laktoseunverträglichkeit –, das wären Bücher, die auf Leser warten.

Wer ein so gewaltiges Vorhaben wie die Erkundung des Vollhorsts in all seinen Dimensionen angeht, muss sich als Kenner der Materie ausweisen können. Ich kann mich ausweisen, aber warum sollte ich das tun, mir gefällt es hier sehr gut. – Übrigens: Die freiwillige Ausweisung aus Bayern ist möglich, aber wer ist schon so blöd und weist sich selber aus Bayern aus?

Auch eine Einweisung, sei es nun nach Bayern oder, was wesentlich wahrscheinlicher ist, in eine der zahlreichen Anstalten in Bayern ist immer möglich. Ich selbst kann mehrere freiwillige Einweisungen in eine öffentlich rechtliche Anstalt am Rande Münchens in Freimann ohne große gesundheitliche Schäden vorweisen. Ohne viel Aufhebens davon zu machen, hat mich der Bayerische Rundfunk trotzdem immer wieder entlassen, nachdem hochqualifizierte und selbstverständlich auch unabhängige Gutachter zu dem Schluss kamen, ich sei nicht gemeingefährlich. Am Tag der Entlassung wurde mir versichert, ich könnte mich jederzeit wieder melden, »wenn was wär«.

Und weil in letzter Zeit nichts mehr war, brauche ich mich jetzt auch nicht mehr so oft zu melden. Einmal die Woche muss ich mich im Hörfunk einfinden. Das ist aber nicht so wild. Ich werde nur kurz in einen schallgedämpften Raum gebeten, um abgehört zu werden. Ich mache ein paar tiefe Lungenzüge, sage ein paar Sätze, die sofort begutachtet werden, und meistens darf ich dann wieder gehen. Das ist alles. Ich leide zwar ab und zu noch ein bisschen an der Bildschirmkrankheit, aber es ist nicht mehr so schlimm, wie es schon einmal war. Es befällt mich manchmal noch eine kleine Übelkeit, und dann habe ich das Gefühl, ich muss kotzen, aber das vergeht so schnell, wie es kommt.

Und ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als es mir gesundheitlich wieder besser ging und ich mich stark genug fühlte, um neue Herausforderungen zu meistern, kam dieses Angebot ins Haus, in einem Buch den Vollhorst zu würdigen. Der Verleger Marcel Hartges lud mich zum Essen ein. Das ist so üblich in Verlagskreisen, dass man mit den Autoren zum Essen geht. Wahrscheinlich stammt diese Gepflogenheit aus einer Zeit, als die Autoren noch am Hungertuch nagten. Immer wird in Verlagskreisen zum Essen gegangen. Mittags, abends, wahrscheinlich auch schon morgens.

Wir haben also auch gegessen und noch mehr getrunken. Flaschenweise Wein. Ich kann mich nur nicht mehr daran erinnern, welchen Wein wir zu unserem Nachteil getrunken haben. Dabei wurde mein Widerstand gegen das Buch immer schwächer, bis ich schließlich aufgab. Danach jedenfalls war klar, dass ich ein Buch schreiben würde. Die Verträge wurden mir zugeschickt und seitdem hat mich der Vollhorst fest im Griff…  Auf der Homepage gehts weiter, mit der Leseprobe.

Bruno Jonas, geboren 1952 in Passau, ist Kabarettist, Schauspieler und Autor, wurde bekannt als Bruder Barnabas auf dem Nockherberg und als Star des »Scheibenwischer«, tourt seit Jahren mit Soloprogrammen. Er lebt mit seiner Familie in München und ist Autor mehrerer erfolgreicher Bücher, u. a. der »Gebrauchsanweisung für Bayern«. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt den Bayerischen Poetentaler.

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