Reise: Das Ziel Ist Im Weg

Reise: Das Ziel Ist Im Weg

HGB_ZielNorderstedt 2005 BoD
Hans-Gert Braun

Das Ziel Ist

Im Weg

 172 S., 12,80
Gibt es eine „Kunst des Reisens“? Es gibt sie, und es gibt Reiseagenturen, die Reisen, insbesondere Auslandsreisen nach verschiedensten „Philosophien“ organisieren: als „Kultur“-Reisen, als Öko-Tourismus, als Auto-Safaris oder als Fahrradtouren. Dabei schauen deren engagierte Teilnehmer zuweilen auf die herab, die an keinem Programm, ja an keiner „organisierten“ Reise interessiert sind. Wenn letztere sich nicht einmal auf die wichtigen „Kulturdenkmäler“ ihres Reiselandes konzentrieren, dann landen sie rasch in der Schublade „Kulturbanause“. „Das Ziel ist im Weg“ ist – in genau diesem Sinne – ein hohes Lied auf den „Kulturbanausen“ – allerdings auf den höchst „wachen“. der ganze Text
Hans-Gert Braun, sein viel gereister Verfasser zeigt, dass jemand, der mit wachen Sinnen in den Alltag seines Gastlandes eintaucht, die wundersamsten Erlebnisse in der Welt der kleinen Dinge haben kann. Er ist fasziniert von der Schlitzohrigkeit seines Kofferträgers, der Raffinesse, mit der sein Taxifahrer ihn zu betrügen versucht – oder von der Geschicklichkeit, mit der Afrikanerinnen ihre Lasten auf dem Kopfe tragen. Er studiert die Händler und Handwerker im Basar – mit ihren je besonderen Bräuchen. Er wundert sich über die Logik einer Händlerin, die ihm nur wenige Apfelsinen verkauft, weil sie sonst keine mehr für ihre anderen Kunden hat. Er lernt die bunte Subkultur des „informellen Sektors“, der Schattenwirtschaft kennen (die in Entwicklungsländern überwiegt),  in der die Menschen als unfreiwillige Selbständige Tag für Tag um ihren Lebensunterhalt kämpfen und dabei die überraschendsten Geschäftsideen entwickeln. Er wundert sich (bald nicht mehr), dass es in einer Subkultur der Analphabeten keine schriftlichen Fahrpläne für Omnibusse gibt. Er stellt sich auf die Kultur des „speed-money“, die kleinen Bestechungsgelder, ein, ohne die in vielen Ländern „gar nichts läuft“. Und er lernt die zahllosen Barrieren kennen, die die jeweiligen Religionen in die Kultur des Alltags einbringen. Auch lernt er vielleicht, dass ihm ein zu freundliches Verhalten – wie dem Verfasser – womöglich gleich als Heiratsantrag ausgelegt wird.
Kunterbunt sind die wohl 250 Anekdoten, die Hans-Gert Braun von seinen Reisen in über 30 Entwicklungsländern mitgebracht hat. Und sie sind – wie der Klappentext verspricht – in der Tat amüsant und kenntnisreich geschildert. Einige machen den Leser eher nachdenklich, andere lassen ihn lauthals lachen. Ein unterhaltsames Buch mit feinem Humor – und nicht zuletzt auch lehrreich. Es ermuntert den Leser, sich auf den Dialog der Kulturen einzulassen.

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