Dr. Winfried Rathke
Thomas von Aquin (1225 – 1274)
„Doctor Angelicus“
Sein Lebensweg führte von einem Schloß bei Montecassino nach Neapel und in den jungen Dominikaner-Orden. Über Rom und Bologna gelangte er nach Paris und Köln, wo er Schüler von Albertus Magnus wurde. Später wirkte er als
Magister der Theologie am päpstlichen Hof in Orvieto und Viterbo. Weitere 3 Jahre lehrte er in Paris und noch einmal 2 Jahre in Neapel.
In Köln hatten ihn seine Mitstudenten wegen seiner Wortkargheit einen „stummen Ochsen“ genannt. Sein Lehrer Albertus Magnus kommentierte das so:
„Dieser stumme Ochse wird einmal brüllen, daß die ganze Welt davon widerhallt.“
Thomas erkannte die Berechtigung des Wissens neben dem Glauben und den Wert einer Philosophie mit eigenen Prinzipien und Methoden gegenüber der Theologie an. Das Wissen habe jedoch seine Grenzen und bedürfe zu seiner Vervollkommnung des Glaubens, der aus der Göttlichen Offenbarung schöpfe.
Die Philosophie sei der Theologie als der Glaubenswissenschaft untergeordnet.
Die Verbindung beider stelle die ganze christliche Weisheit dar !
Das bedeutendste Werk des Thomas von Aquin ist seine „Summa Theologica.“ Sie ist die bedeutendste Auseinandersetzung mit der arabischen Philosophie, besonders des Ibn Rushd aus Cordoba. Thomas besaß ein besonderes Talent für das Zusammenschauen und Ordnen von Einzelerkenntnissen zu einer großen wissenschaftlichen Einheit. Er gilt als größter Aristoteles-Kenner und -Interpret des des ganzen Mittelalters. 1323 wurde er heilig gesprochen, und dann 1567 zum „Kirchenlehrer“ erhoben. Er ist auch Patron der Buchhändler.
Durch ihre Prediger- und Lehrtätigkeit waren die Dominikaner zur größten geistigen Macht des Mittelalters aufgestiegen. So war es nicht verwunderlich, daß die Gebeine des 1274 verstorbenen Thomas von Aquino in die älteste Dominikaner-Universität Frankreichs „Les Jacobins“ in Toulouse überführt wurden.
Die Begründung lautete damals: „Wie der Hl. Thomas von Aquino unter all den großen Gelehrten seiner Zeit durch die Schönheit seiner Gedanken hervorrage, so überträfe die Jakobinerkirche in Toulouse alle ihre Zeitgenossen ebenfalls an Schönheit und Majestät.“ Urban V. hatte das 1368 so entschieden.
„Les Jacobins“ sollte zur Hochburg des Katholizismus werden. Alle Professoren
waren Domenikaner. Die zweischiffige Kirche wurde ein Meisterwerk der Gotik des Midi. Sieben Säulen tragen das 28 m hohe Gewölbe, das einem gigantischen Spinnennetz gleicht. Die letzte Säule in der Apsis geht in ein spektakuläres Palmengewölbe mit 22 Kreuzrippen über.
Die Revolution 1789 ging nicht gerade feinfühlig mit diesem architektonischen Kleinod um. Das Kloster wurde Kaserne und die Kirche selbst Pferdestall. Toulouse wurde vorgeworfen die „Hauptstadt der Barbarei“ zu sein. 1845 hatte
Prosper Merimée geschrieben: „über 500 futterfressende Pferde und ebensoviele
Kanoniere ergeben ein Bild, das ich nicht zu beschreiben wage.“ Heute ist die Kirche wieder völlig restauriert.
Aphorismen:
„Für Wunder muß man beten, für Veränderungen muß man arbeiten.“
„Das Staunen ist eine Sehnsucht nach Wissen.“
Es gibt fünf Heilmittel gegen Schmerzen und Traurigkeit: Tränen,
das Mitleid der Freunde, der Wahrheit ins Auge sehn, schlafen, baden.
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