Rathkes Blick auf den Schreiber
Ägypten war hochkultiviert,
der Pharao lebte möbliert.
Aufs Schreiben war man schon erpicht
Doch einen Schreibtisch gab’s noch nicht.
Die Hieroglyphe war sauschwer,
und umständlich der Schriftverkehr.
Das Alphabet oder dergleichen
hatte etwa tausend Zeichen.
Am Nil gab’s schon Literatur,
doch der PC war noch obskur.
Ein Schriftwechsel war längst entbrannt,
doch Löschtasten noch unbekannt.
Die Schrift war also kompliziert,
die Räume nicht klimatisiert.
Beim Schreiben saß der alte Fritz
am Boden noch im Schneidersitz.
Werbung, Drohbriefe und Knollen
schrieb man auf Papyros-Rollen.
Man brauchte für jeden Erlaß
Griffel, Feder, Tintenfaß.
Die Schreiber waren arme Schlucker,
niemand hatte Offset-Drucker.
Für Dichter waren’s harte Zeiten.
Dasselbe galt für Schularbeiten.
Drum hab ich ganz großen Respekt,
als ich dies Foto hier entdeckt,
vor Schreibern im Alten Ägypten,
die ihre Mails am Boden tippten.
Müßte ich mich so verbiegen,
würd‘ ich Wadenkrämpfe kriegen,
mir schliefen auch die Zehen ein,
und außerdem fiel mir nix ein.
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