Rathkes Futter-Ecken für Wespen
Die Wespe ist ein Vieh, das sticht
in Arm und Bein, auch ins Gesicht.
Mich stach sie neulich skandalös
am FKK-Strand ins Gesäß.
Mein Kotflügel entsetzlich schwoll.
Die Schmerzen waren grauenvoll.
Die Wespe stört sogar bei Tisch,
wenn Braten-Duft verführerisch.
Laß ich mich nieder, möchte essen,
prompt kommt die Wespe und will fressen.
Beiß ich ins Fleisch, lutsch an den Knochen,
schon ist sie da, ich werd‘ gestochen.
Und außerdem zeigt die Kanaille
mir ihre freche Wespen-Taille.
Oft grinst sie hämisch zu mir rüber.
Wenn sie im Nest blieb, wär’s mir lieber.
Mitesser kann ich nicht vertragen,
sie schlagen mir gleich auf den Magen.
An Kaffee-Tafeln muß ich fluchen,
das Biest stürzt sich auf alle Kuchen,
nagt Zuckerguß von dem Gebäck,
putzt Schokoladen-Füllung weg.
Was mich empört und auch schreckt,
sie frißt, was mir am besten schmeckt.
Nun tat uns der Naturschutzbund
jüngst folgende Empfehlung kund:
„Man solle die Insekten schützen,
weil sie unsrer Natur so nützen.“
Ich las erstaunt einen Bericht:
Was soll man machen – und was nicht ?
Ich fand da die Gebrauchsanweisung
für eine „Wespen-Abseits-Speisung“:
„Man kippe, um sie abzulenken,
und um die Stechquoten zu senken,
viel Süssigkeiten, Fleisch und Fisch
fünf Meter weiter ins Gebüsch.“
Hätte die Wespe „Futterecken“,
könnt sie den Freßbedarf dort decken.
Dann ging uns diese Nervensäge
vielleicht mal endlich aus dem Wege.
Ich schmiß deshalb zu diesem Zweck
mein Fest-Menue im Bogen weg.
Doch was dann kam, war einfach krass,
ich wurd‘ vor Tollwut leichenblass.
Die Wespe leistete Verzicht,
flog in die Futterecke nicht.
Sie stürzte wieder sich, noch schneller,
auf mich und meinen Speiseteller.
Sie fraß sich voll bei der Attacke
und stach zum Schluß mich auf die Backe.
Die Futterecke für sie stand
zu weit weg, und im Niemannsland.
Sie wollt, wie immer, mit mir speisen
und ihre Sympathie beweisen.