Das Zebra
Begegnung im Intercity
In den Schnellzug Frankfurt-Bebra
stieg ein wunderschönes Zebra,
trat vergnügt in mein Abteil
und sprach zu mir: „Waidmannsheil !“
Es war eine herzensgute
läufige und junge Stute,
die keck ihre Hüften wiegte
und sich zärtlich an mich schmiegte.
Sie verströmte in der Luft
starken Serengeti-Duft,
der mich angenehm betäubte,
als ich ihn mir einverleibte.
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Menschen, die noch patriotisch,
wieherten gleich ganz idiotisch.
Keine Männer gäb’s in Bebra
Arm in Arm mit einem Zebra.
Ich ging mit zu ihr nach Haus.
Dort zog sie die Streifen aus.
Kichernd stand sie vor dem Herd,
wie ein ganz normales Pferd.
Was wir anschließend gegessen
hab ich vollkommen vergessen.
Als ich mehr von ihr erbeten,
hat ihr Huf mich sehr getreten.
Nie mehr fahre ich nach Bebra
und wenn doch, dann ohne Zebra,
laß auch keine Blicke schweifen,
über fremde Zebrastreifen.
Ja, es wurd‘ auf diese Weise
eine wundervolle Reise.
Sofort war mir ihre Haut,
auch das weiche Fell vertraut.
„Woher hast Du dies Kostüm ?“
fragte ich sie ungestüm.
„Das erklär ich ich dir in Bebra,“
flüsterte das hübsche Zebra.
Lang hab ich mit ihr geschmust,
so als wär ich Marcel Proust.
Nur der blöde Schaffner störte,
der sich über uns empörte.
Nach ’ner Weile, aber dann
kamen wir in Bebra an.
Als wir aus dem Bahnhof rannten
lachten über uns Passanten.
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