Rathkes Olle Kamellen

Rathkes Olle Kamellen

RATHKES BÜTTENREDE: „CARNEVAL DER TIERE 

(lyrische Anlehnung an den Komponisten Camille Saint Saens)

Der Rüdesheimer Carneval-Verein mußte 1979 seine Sitzung in ein Zelt verlagern, weil die Stadthalle umgebaut wurde.

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Die Fastnacht braust durch unser Land,

Plakate künden‘s von der Wand.

Nicht nur die Menschen packt ein Fieber,

nein, auch die Tiere schnappen über.

 

Die Vögel hüpfen von den Eiern

und krächzen. „Wir wolln Fastnacht feiern“.

Die Fische hören auf zu laichen

und klettern johlend aus den Teichen.

 

Auch Säugetiere stimmen ein:

„Heut saufen wir mal tüchtig Wein.

Das Säugen fällt ab heute aus,

die Milch hängt uns zum Hals heraus !“

 

Das ganze närrische Getier

trifft sich im Fastnachts-Hauptquartier,

zu planen für den Carneval

‘ne Kappensitzung mit ‘nem Ball.

 

Besorgt bemerkt sogleich der Floh:

„Ich bin dafür ! Doch wie ? Und wo ?“

Die Geis schlägt vor, ganz streng geheim:

„Ich lad Euch ein – nach Geisenheim“.

 

Da protestiert sogleich ein Rüde:

„In Geisenheim ist man zu prüde.“

In Rüdesheim steht jetzt ein Zelt,

da kann man feiern ohne Geld.

 

„Ich komme gern“, gesteht das Schwein,

„nur muß dort auch ’ne Heizung sein,

die dieses Zelt warm temperiert,

weil sonst mein Eisbein furchtbar friert.

 

Ich hoff, es ist, ihr liebe Leut,

rund um das Zelt auch gut gestreut.“

„Jawohl“ – entfährt es da dem Kauze,

„ich fall sehr leicht auf meine Schnauze.“

 

Die Sache spricht sich sehr schnell rum,

man wandert heim und zieht sich um.

Der Pinguin beweist Geschmack

und schlüpft in seinen besten Frack.

 

Das Dromedar, um sich zu schmücken,

schnallt sich den Höcker auf den Rücken.

Der Floh besprüht sich am Bidet

den Stachel mit intimem Spray.

 

Der Hermelin erscheint im Nerz.

der Nerz in einer Kittelscherz.          (Kittelschürze)

Der Nerz kann solche Ferz sich leisten,

denn Nerz, den haben ja die meisten.

 

Der Pavian steigt ganz gewitzt

in einen Smoking, maßgeschnitzt.

Nur hinten schauen noch (Oh Graus)

riesige Gesäßschwielen heraus.

Er muß die wunden roten Schwielen

von Zeit zu Zeit ein wenig kühlen

und nimmt dafür als „Hintenwisch“

den tiefgefrornen Tintenfisch.

 

Wer nichts hat, braucht heut nicht zu weinen,

man darf auch völlig nackt erscheinen.

Denn schließlich hat man doch sein Fell !

Gell ?

 

Die meisten kommen schnell auf Trab,

doch ein paar Typen sagen ab.

Der Tausenfüßler klagend faucht,

er habe sich 1 Bein verstaucht.

 

Der Barsch schreibt schrecklich unzufrieden:

„Mich plagen meine Hämorrhoiden.“

Der Hundebandwurm gibt ‘nen Korb,

er macht ‘ne Wurmkur in Bad Orb.

 

Ein Telegramm vom Leopard:

„Ankomme nicht, weil Stuhlgang hart.“

Auch der Delphin, der alte Flipper,

liegt fest zu Bett mit einem Tripper.

Und leider zieht’s den Saurier Dino

statt Fastnacht in ein Pornokino.

 

Die andern, selbst der Kakadu,

rufen: „Helau !“ und sagen zu.

Nun ist sie da, die frohe Stunde.

Man drängt herbei und wittert Lunte.

Anhebt ein Stampfen, Jaulen, Brüllen.

Das Zelt beginnt sich rasch zu füllen.

 

Am Eingang wetzt mit seiner Scharten

der Hase alle Eintrittskarten.

Die Wühlmaus kriecht aus ihrem Bau

und wühlt nun als Garderoben-Frau.

 

Sie hängt die Stacheln von dem Igel

ganz sorgfältig auf einen Bügel.

Das Zebra gibt zur Aufbewahrung

die Streifen ab, samt der Behaarung.

 

Dann tastet jeder mit der Tatze

nach seinem Tisch, zu seinem Platze

und mustert mit sehr ernsten Blicken,

die Kleinen, Großen, Schlanken, Dicken,

die freudig sich im Zelt versammeln,

manche rammeln, andre gammeln.

 

Die Ziege kommt am Arm vom Bock,

gestützt auf ihren Eierstock.

Das Känguruh, sonst nie sehr eitel,

hat parfümiert sich Bauch und Beutel.

 

Das Stinktier aber, voll Intrigen,

es stinkt, daß sich die Balken biegen.

Das Schwein tut einen Freudenschrei:

„Ich bin heut ganz trichinenfrei !“

 

Der Thunfisch steigt aus seine Dose,

bekleidet mit Tomaten-Sauce.

Der Kater kommt mit seiner Maus,

die sieht heute entzückend aus.

Im tiefen Ausschnitt hängen Brüste

die sie in den BH tun müßte.

 

Der Strauß erscheint mit Rieseneiern

stellt sich kurz vor: „Franz-Josef ! Bayern !“

Dies hörend kratzt sich der Schakal

sehr nachdenklich am Genital.

 

Teils sitzt man würdevoll und steif,

teils fröhlich mit erhobnem Schweif.

Gabs anfangs noch Konversation,

kommt auf die Bühne jetzt AKTION !

 

Ein Tusch erschallt, von der Kapelle.

Vor Freude sträuben sich die Felle,

beziehungsweise das Gefieder.

Man brüllt auch fleißig Schunkellieder.

Das Komitee, mit schicken Jacken

und Ordensketten um den Nacken,

kommt feierlich hereinspaziert,

schon völlig alkoholisiert.

 

Der Fettsteißhammel glücklich flennt,

denn er ist Sitzungspräsident.

Und neben ihm, möcht ich erwähnen

10 müde Schafe, die schon gähnen.

Und sowas nennt sich Elferrat.

Es ist wie immer – desolat !

Doch das Programm nimmt seinen Lauf.

Sogleich kommt tolle Stimmung auf.

Beim Gardetanz der kessen Mäuschen

sind alle Kater aus dem Häuschen.

 

Kaum tanzt’s Ballett kokett auf Spitzen,

dem Bullen beide Hörner schwitzen.

Als nächstes springt das Trampeltier

beim Trampolin an das Klavier

und spielt sogleich eine Sonate.

Sie ist von Christies Frau Agathe.

 

Der Rollmops mimt die Rolling Stones,

schon reißt der Draht des Mikrophons.

So heftig haben sie gerockt.

Den Heringen der Atem stockt.

Die nächste Nummer sind 2 Wanzen,

die langsam schnellen Walzer tanzen.

 

Der Zitteraal wirkt etwas schlapp,

er zittert sich nur kurz was ab.

Das Nilpferd bläst dann auf Trompete,

die neunte Sinfonie von Goethe.

Vierhändig hämmern auf dem Flügel

der Hase links, und rechts der Igel.

 

Im Rhythmus dazu macht das Gnu,

den After auf- und wieder zu.

So spielt die wundervolle Band

beschwingt bis an das Happy End.

 

Das Faultier hält noch eine blöde,

und ziemlich lange Büttenrede.

Da schläft das arme Warzenschwein

vom Redeschwall getroffen ein.

So wird es langsam immer später,

es steigt das Stimmungsthermometer.

Der UHU schmiert nun, da verwaist er,

auf alle Stühle seinen Kleister.

 

Die Stute warnt den Hengst betroffen:

„Ihr Stall, mein Herr, steht vorne offen !“

Ganz hämisch wiehert da der Hengst:

„Was Du nicht sagst, ich weiß das längst !“

 

Der Karpfen und auch seine Frau

sitzen im Kochtopf und sind blau.

 

Der Gänsegeier holt zum Tanz

die hübsche, aber dumme Gans

und fragt gleich nach den ersten Schritten:

„Darf ich um einen Beischlaf bitten !“

Die Gans lehnt ab, ist ganz perplex,

hat Minderwertigkeitskomplex.

 

Die Spätzin pfeift zum Spatz: „Mein Schätzchen,

wie geht es heute deinem Spätzchen ?“

Der Spatz entgegnet sehr erregt:

„Mein Spätzchen ist gut aufgelegt.“

 

Die Schwalbe hat das mitgehört

und zwitschert gleich total empört:

„Man spricht nicht öffentlich vom Vögeln.

Der Vogelschutz muß das mal regeln.“

 

Und auf dem Höhepunkt der Fete

zückt der Schimpanse seine Flöte,

bläst taktvoll, dabei glänzt sein Po zart,

die kleine Nachtmusik von Mozart.

 

Nun gibt es tief gerührte Szenen.

Das Krokodil bricht aus in Tränen.

Das Huhn fällt gackernd aus dem Nest,

wobei es viele Federn läßt,

und ruft bewegt von seinem Schwips:

„Jetzt lege ich ein Ei aus Gips !“

 

Die Kuh brüllt der Verzweiflung nah:

„Mein Euter rutscht aus dem BH !“

Nur Kopfschütteln sieht man beim Stier,

der stiert nur in sein Glas mit Bier.

 

Volltrunken zieht die Fledermaus

den kleinen Slip aus Leder aus.

Der Mäusebussard dämlich lacht,

weil er sich nix aus Leder macht.

 

Der Holzbock heult nun: „Ach Du Scheiße !

Mich juckt’s, ich glaub, ich habe Läuse.“

Ein Esel blökt bei dem Trara

ein dreifach-donnerndes: „I-AAAH !“

Dazwischen jammert nun ein Floh:

„Macht bitte Platz, ich muß aufs Klo !“

 

Der Ochse haut, weil ihm das schnuppe

den Ochsenschwanz in seine Suppe.

Bis hierhin blieb, soweit dies möglich,

die Darbietung durchaus erträglich.

 

Dann säuft man Schnaps, es wird chaotisch,

die Lage wird langsam idiotisch.

Der Frosch entblößt die zarten Schenkel

und trinkt Unmengen Trockenhenckel.

 

Das Reh schimpft seinen Hirsch empört:

„Du hast mich unsittlich beröhrt !“

Das Lama spuckt, weil‘s nicht ganz dicht,

der Brillenschlange ins Gesicht.

Dieweil der Biber jammert laut,

man hab ihm seinen Pelz geklaut.

 

Das Nashorn bohrt sich in Ekstase

das ganze Horn aus seiner Nase,

das die Chinesen gerne hätten.

als Aufbauhilfe in den Betten.

 

Als das Programm nun nichts mehr bot,

wälzt sich die Sau in ihrem Kot.

Das Pferd fängt wiehernd an zu lallen,

läßt kiloweise Äpfel fallen.

 

Dem Stör fällt Kaviar aus der Hose.

Die packt er schnell in eine Dose.

Sehr fröhlich summt eine Hornisse: 

„Ich brauch nicht, wie der Mensch, Gebisse !

 

In dieser Phase von dem Fest

der Wasserbüffel Wasser läßt.

Sein Hochwasser umspült die Beine,

was rücksichtslos ist, wie ich meine.

 

Das Mufflon wedelt mit dem Muff,

es sei ein Mief, fast wie im Puff.

Verzweifelt krächzt der Papagei:

„Ich hole jetzt die Polizei !“

 

Tatsächlich macht die Sitzung Schluß,

Die meisten laufen schnell zum Bus.

Nach Hause humpeln krumm an Krücken

1 Schaf, 2 Mammuts und 3 Mücken.

 

Den Ochsen, mit totalem Schaden,

schleppt man zum Metzger in den Laden.

Das Schwein kommt nicht zurück ans Krippchen.

Es wird zu Hackfleisch und zu Rippchen.

 

Der Hahn endet erschöpft am Grill,

weil ihn ein Lustmolch fressen will.

Der Floh entfloh mit einem Hüpfer

zu einer Dame, in den Schlüpfer,

und sticht dort in die weichen Teilchen

und amüsiert sich dort ein Weilchen.

 

Die Fastnacht ist also gelaufen.

Das große Zelt konnt man verkaufen.

Man weiß: Auch Tiere können feiern.

Im Zoo, bei Bauern, auch bei Bayern.

Sie machen das sehr einfallsreich.

Dem Menschen sind sie ziemlich gleich.

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