Rathkes Marco Polo

Rathkes Marco Polo

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ALS DER ORIENT GEN WESTEN BLICKTE

Wie die Römische Kaiserzeit den Nahen Osten prägte. Archäologie an 30 Orten in der Türkei, Armenien, Syrien, Libanon, Jordanien, Israel und im Irak. 200 Seiten, reich bebildert – 15,80 

Marco Polo 1324 – 2024

Venedig feiert den 700. Todestag seines Abenteurers

 

Seide und Juwelen waren

einst begehrte Handelswaren

für den Kaufmann von Venedig,

der zunächst noch jung und ledig.

 

Mit zwei Onkeln, die dubios

zog er weit nach Osten los,

Start war im Canale Grande,

mit ’ner Gondel, dann zulande.

 

Ankunft war am Bosporus,

wo man Kräfte tanken muß,

dann ging’s auf dem Plattfuß schreitend

weiter, und auf Eseln reitend.

 

Anatolien wurd‘ durchdrungen

dessen Wege sehr verschlungen.

Stürme peitschten seine Ohren,

fast hätt‘ er den Kurs verloren.

 

Mühsam ging’s durch heiße Länder,

durchgeschwitzt hat er Gewänder.

An der Haut juckte die Krätze,

immer weiter ging die Hetze.

 

Dann stand er wie‘n Dummrian

vor den Mullahs im Iran.

Durstig ging er fast kaputt

in der Wüste Dascht-e-Lut.

 

Mit Camelias Karawanen

kam er bis zu den Afghanen,

trank dort Tee in den Bazaren.

kaufte auch mal Lederwaren.

 

Plötzlich roch es stark nach Knobi,

vor ihm stand die wüste Gobi.

Auf ihr ist er notgelandet

und vor Lust beinah versandet.

 

Doch in der Taklamakan

fing bei ihm auch Durchfall an.

Donnernd sich sein Darm entleerte,

was selbst Grunzochsen sehr störte.

 

Schließlich war erreicht sein Ziel

und sein Leib wieder stabil.

Alles ging genau nach Plan.

Er ward Gast bei Kublai Khan !

 

Erst besuchte er das Forum

seiner Hauptstadt Karakorum.

Damals machten die Mongolen

schon in China Kapriolen.

 

Kublai, der in Shangdu saß,

hatte gleich an Marco Spaß,

der schnell sprachenlernend reiste,

und auch gern mongolisch speiste.

 

Er verkehrte mit Regenten,

fütterte viel Pekingenten.

Häufig saß er mit Buddhisten

abends vor den Flimmerkisten.

 

Überall trieb er sich rum,

sang: „O mani padme hum !“

oder wenn das nicht mehr tragbar,

dann auch mal: „Allahu-akbar !“

 

Fernost forschend er durchdrang

vierundzwanzig Jahre lang.

Dann schiffte er mit sehr viel Glück

über Sumatra zurück,

 

lernte, was nicht zu verhindern,

Kamasutra bei den Indern,

ging am Ganges-Ufer baden,

kraulte dort mit den Najaden.

Sterbend sah er manchen Schwan

an den Küsten vom Iran.

In Hormuz ging er an Land,

weiter ritt er dann rasant.

 

Trapezunt und Istanbul

fand der Weltenbummler cool.

Nach Venedig mit viel Glück

kam am Ende er zurück.

 

Niemand hat ihn mehr erkannt,

denn er wirkte hirnverbrannt.

Was für eine lange Reise,

die verrückt war stellenweise.

 

Später stand er, welch Marotte,

auch mal in Venedigs Flotte,

fuhr als deren Kommandant

seine Flotte an die Wand,

 

die von Genua vernichtet,

wie Geschichte uns berichtet. 

Dort, in Genua im Knast,

hat er wohl sein „Werk“ verfaßt.

 

Ständig wechselte er Texte,

wie wenn jemand ihn verhexte.

Gut bekannt sind selbst bei Greisen

seitdem „Marco Polos Reisen“.

 

Sehr bizarr uns heut anmuten

seine tollen Hurtigrouten.

Bracht‘ er damals im Transit

aus China auch Spaghetti mit ?

 

Heute heißt es, Maccheroni,

Fettucine, Canelloni,

die in Peking hausgemacht,

hätte Marco mitgebracht.

 

Ohne Marcos irre Reisen,

hätt‘ Italien kaum noch Speisen.

Fehlen würd’in Ristorantis

alle Nudeln zu den Chiantis.

 

Ist er wirklich bei Chinesen

und bei Kublai Khan gewesen ?

Hat der Marco beim Erkunden

vielleicht alles nur erfunden ?

 

Manches wurde aufgeschrieben,

was er alles dort getrieben.

Doch man hat auch festgestellt,

daß er seine Leser prellt.

 

Nie sah er, obgleich ein Schlauer,

Chinas riesengroße Mauer.

Fremd war ihm bekanntermaßen,

daß die Leut mit Stäbchen aßen.

 

Jemand fand heraus sehr spät:

Marco war Analphabet,

konnt nicht lesen und nicht schreiben.

Ließ er Weiterbildung bleiben ?

 

Nur sein Freund, der Rustichello,

der schrieb Marcos Ritornello

auf diverse lose Blätter,

und wurd‘ zum Legenden-Retter.

 

Hat der Witzbold unter Drogen

 nun gesponnen und gelogen ?

Wurde unsre Welt beschissen ?

Wie soll man Genaues wissen ?

 

Fake News hören wir doch täglich,

und sie war’n schon immer möglich.

Venedig ist auf ihn sehr stolz.

Warum nicht ?  Wieso ? Was soll’s ?

 

Er belebt doch mittelfristig

Ferienziele der Touristik

und erweckt die Phantasie

wahnsinnig, wie vorher nie !

 

Dieses Jahr ist der Exot

siebenhundert Jahre tot.

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