
Rathkes satirische Randnotizen
Casanovas 300. Geburtstag am 2. April
Welch erstaunlicher Mann ! Literat und Jurist,
mal Musikus, Glücksritter, auch Alchimist,
als Spielernatur häufig Verlierer,
dann wieder Gewinner und Frauenverführer.
Achtmal in Kerkern grausam geschunden,
hat er den Fluchtweg immer gefunden.
In „Piombi“ fünfzehn Monate saß er,
bei Hitze schmachtend, Hundefraß aß er.
Flöhe und Ratten nachts dort nicht fehlten,
auch blutende Hämorrhoiden ihn quälten.
Doch gelang ihm der Ausbruch sensationell,
seine Raffinesse war originell.
Dann mußte Venedig er schleunigst verlassen,
verschwand nach Paris, war nicht zu fassen.
Die Lotterie dort verschaffte ihm Geld.
Der „Mann ohne Glauben“ war auch von Welt.
In den Salons hat er Anklang gefunden,
war manchen Fürsten dienend verbunden,
wurd‘ protegiert und hofiert, wie es heißt,
ist durch die Lande in Kutschen gereist.
Nahm dabei immer mit auf den Weg
seine umfangreiche Bibliothek
und sammelte weiter Informationen,
da diese sich immer irgendwie lohnen.
Sein Schmähvers hat zwar Gesellschaft dupiert,
doch war sein Auftreten meist kultiviert.
Man traf ihn auch mal in heikler Mission,
besonders als Spitzel der Inquisition.
Hundertzwanzig Liebschaften nennt er,
auf Kissen und Liegen ging’s turbulent her.
Seine Libido kannte kaum Grenzen.
Venerische Leiden warn Konsequenzen.
In Frankreich zerstritt er sich mit Voltaire,
bei Friedrich dem Großen gefiel es ihm sehr.
In ganz Europa war er zu Gast.
Auch Konstantinopel hat zu ihm gepaßt.
Lustschreie waren in Schlössern zu hören,
doch das schien damals niemand zu stören.
Bei Sexspielen führte er gern Protokoll.
Das las sich in Memoiren ganz toll.
Kredit überzog er, hat Partner geprellt.
Das galante Theater war seine Welt.
Auf Bühnen tauschte er Rollen geschickt,
war von sich selbst am meisten entzückt.
Von Dogen begnadigt und wieder verbannt,
auch ein Pistolenduell ist bekannt.
Im Alter zahnlos, noch immer Exil.
Graf Waldstein bot ihm schließlich Asyl
„Histoire de ma vie“ in fünfzehn Bänden
schrieb er in Dux mit alternden Händen.
In zwanzig Sprachen wurd‘s übersetzt,
der Frauenheld ist nun weltweit vernetzt.
Als „armer Leute Kind“ alles begann.
Seine Selbstpropaganda kam sagenhaft an.
Heut lebt CASANOVA, Amor bewahre,
fazinierend als Typ – schon 300 Jahre.















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