Winfried Rathkes Altweiber- und Altleibersommer
Altweibersommer
Pünktlich zum Altweibersommer
wird der Winzer ein ganz frommer.
Bacchus hört ihn ständig beten.
Denn, wenn man September schreibt
und der Weinberg trocken bleibt,
winken beste Qualitäten.
Warm durchlüftet sind die Trauben,
die bald Weinernte erlauben.
Süßer Saft ist prall gespeichert,
zwischen glatten runden Schalen,
die im Licht der Sonne strahlen,
Lockstoffe sind angereichert.
Spinnweben, hört man nun reden,
hätten glitzernd feinste Fäden,
so als hätten alte Weiber
ihr ergrautes Haar verloren,
wie es vorkommt bei Senioren,
spinnen manche Zeitvertreiber.
Ein Altweibersommer wird,
wenn sich nicht der Dichter irrt,
diese Jahreszeit genannt,
und der Heil’ge Leopold
sei den alten Weibern hold.
„Prosit !“ lallt da der Bacchant !
Altleibersommer
Komm, wir legen unsre Leiber
zwischen alte nackte Weiber.
Hei, da könnte man schön rammeln,
anstatt ganz allein zu gammeln.
So könnt man den Sommer enden,
bis uns alle Sinne schwänden.
Lass uns spinnen diesen Plan.
Das wär‘ toll, mein lieber Schwan.
Komm, wir nehmen Marihuana.
Freie Fahrt in das Nirwana.
Zwergmispeln von Deinen Büschen
könnten uns dabei erfrischen
Lass uns zwischen prallen Hintern
voller Wollust überwintern.
Runter mit den Lederwamseln !
Ach, wie schön könnten wir amseln.
Ernst Dautels Altweibersommer I & 2
Altweibersommer I (2022)
Es herrscht Altweibersommer,
erst naht‘ er, und nun komm‘ er,
feine lange Spinnfäden fliegen,
und die gierigen Amseln kriegen
den Schnabel nicht voll genug
von den hellroten Früchten
der Zwergmispeln (cotoneaster),
Der Vogel, so viel er kann, fasst er,
doch die noch unreifen lasst er!
Rotgelbes Laub zeigt seine farbige Pracht,
es hat sich verfärbt fast über Nacht
und leuchtet in der noch warmen Sonne!
Der Betrachter spürt Wehmut und Wonne…
Bunt färben sich die Wälder,
doch es wird allmählich kälter,
denn später kommt der Winter,
ja so ist das eben, liebe Kinder…
Ernst Dautel Altweibersommer 2 (2024)
Außer bei Regen, herrscht Altweibersommer:
Scheint die Sonne warm, dann komm er!
Wenn feine Spinnfäden fliegen,
dann die gierigen Amseln kriegen
den Schnabel nicht voll genug
von den hellroten Früchten:
sie kommen im Flug,
wollen keinesfalls flüchten!
Jeder Vogel, was er kann, fasst er,
an Zwergmispeln (cotoneaster),
doch die noch unreifen lasst er!
Bald zeigt rotgelbes Laub seine farbige Pracht,
es hat sich verfärbt fast über Nacht
und leuchtet in der noch warmen Sonne!
Der Betrachter spürt Wehmut und Wonne…
Bunt färben sich ganze Wälder,
doch es wird schon spürbar kälter.
Etwas später kommt der Winter…
kommt der Frühling wieder, dahinter?
Dr. Winfried Rathke und Ernst Dautel haben viele Gedichtbände verfasst. Erkundigen Sie sich direkt per Email!