Père Lachaise: Stroganova Demidoff

Père Lachaise: Stroganova Demidoff

Eine bizarre Russin auf dem Friedhof Père Lachaise

Als in Paris 1818 die durch Erbschaft stinkreiche russische Adlige Elisabeth Stroganova Demidoff verstarb, hatte sie für ein standesgemäßes Grabmal vorgesorgt. Die Architekten Jaunet und Chatillon bauten ihr einen sehr hohen Tempel mit 10 dori-schen Säulen auf dem Pere Lachaise. Er sollte alles überragen.

Grabmal für Elisabeth Stroganova Demidoff
Elisabeth Stroganoff
Nikolai Demidoff

Die beiden hatten 1795 in Moskau geheiratet. Er wurde russischer Botschafter in Paris.

Elisabeth war von altem russischen Adel. Die Stroganoffs hatten seit dem 15./16. Jhdt. Sibirien kolonisiert und waren durch Salz- und Pelzhandel, Eisen- und Goldgruben, auch durch Perlenzucht unermeßlich reich geworden. Sie hatten dem Zaren sogar eine kleine  Armee gestellt.

 

Bergwerkshammer, Hermelin und Wolfskopf erinnern an die Industrie am Ural und in Sibirien. Aber in Paris begann Elisabeth mit Demidoff ein neues Leben. Sie verkehrten in den Salons der feinen Gesellschaft und wurden auch Kunst-Mäzene. Zunächst begeisterten sie sich für Napoleon.

Als Napoleon aber nach Osten zog, erloschen die diplomatischen Beziehungen. 1812 kehrte das Paar nach Moskau zurück. Der „Vaterländische Krieg“ tobte. Tolstoi schrieb darüber in „Krieg und Frieden“. Napoleon verlor alles. Graf Demidoff war der kapriziösen Comptesse Elisabeth zu langweilig. Die Ehe zerbrach. Er zog als Diplomat nach Italien. Sie kehrte nach Paris zurück. Mit 39 verstarb sie dort.

 

Bœuf Stroganoff

 

Was an die Stroganoffs in Paris heute noch erinnert ? Das “Bœuf Stroganoff“ wurde ein wahrer Klassiker der Haut Cuisine. Es sind zarte Rinderstreifen als Reisgericht, oder in einer cremigen Sauce mit frischen Champignons, verfeinert mit aromatischen Gewürzen. 1871 hatte man das Rezept in einem russischen Kochbuch entdeckt. 20 Jahre später feierte es in Paris Triumphe. Bœuf Stroganoff mag ich besonders gern.

 

 

Doch 1896 passierte noch etwas sehr Merkwürdiges. Fast 80 Jahre nach Elisabeths Tod tauchte ein Testament von ihr auf, das in der Zeitschrift „Le Temps“ veröffentlicht wurde.

 

Artikel

 

Die Stroganova bot jedem, der es fertigbringen würde, 365 Tage ohne Unterbrechung

oben im Tempel neben dem kristallin-durchsichtigen Sarg mit ihrer Leiche zu verbringen, ihr Vermögen von 1 Million Dollar an. Eine Chance für jedermann, richtig reich zu werden. Jeden Tag wurde Essen gebracht. Auch Zeitungen und Bücher waren erlaubt. Täglich wurde für die Ausscheidungen ein neuer Eimer neben den Sarg gestellt. Wasser zum Waschen gab es nicht. Viele meldeten sich und versuchten es. Alle brachen nach wenigen Tagen ab. Einer schaffte es für einige Wochen, wurde dann verrückt und endete in der Klapsmühle.  

 

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