Père Lachaise: Sarah Bernhardt

Père Lachaise: Sarah Bernhardt

„Niemand stirbt so schön wie sie !“

Besuch bei Sarah Bernhardt auf dem Père Lachaise

 

Als die Schauspielerin Sarah Bernhardt 1923 in Paris verstarb, begleiteten den Sarg ca. 500 000 Menschen auf dem Weg zu ihrem Grab auf dem Friedhof Père Lachaise. Es war ein Staatsbegräb-nis und vielleicht der längste Trauerzug, den es je gegeben hat.

Sarah kam 1844 auf die Welt. Ihre Mutter war eine jüdische Modistin, der Vater unbekannt. Mit 10 kam sie auf eine Klosterschule. Bald konnte sie alle Fabeln von Lafontaine auswendig vortragen. Mit 14 erhielt sie Schauspielunterricht am Pariser Konservatorium. Schon mit 18 kam es zum Debut. Sie spielte die Iphigenie in Racines Tragödie an der berühmten Comédie-Française. Nach einem Streit wurde sie aber entlassen, wechselte zum Odeon und erzielte dort große Erfolge. 1872 ging sie zum zweiten Mal an die Comédie-Française und wurde dort ein Weltstar. 50 Jahre lang stand sie auf zahllosen Bühnen und wurde „La Divine“ (die Göttliche) genannt. Ihre Erfolgsgeschichte war konkurrenzlos.

 

Ganz Paris lag ihr zu Füßen.

Ab 1879 ging sie auf Tournee nach London, in die USA, nach Rußland, Italien und Griechenland. Das Publikum war begeistert von ihren Auftritten.

 

1882 heiratete sie den griechischen Offizier Aris-tide Damala, der jedoch in zahlreiche Sex-Affairen verwickelt war, Drogen nahm und mit 34 an einer Überdosis Morphium starb.

Sie erhielt hohe Gagen, gab das Geld aber immer gleich für Luxusartikel aus. Eine Extravaganz, die stets wahnsinnig interessierte: Sarah hielt sich angeblich exotische Tiere, die sie sogar auf Reis-en mitnahm. Eine Riesen-Boa, ein Tiger und ein Krokodil waren darunter. Die Boa sei jedoch ver-endet, da sie ein Sofakissen verschluckte und in die Ewigen Jagdgründe einging. Dem Krokodil habe sie mal Champagner gegeben, statt Wasser. Es geriet in ein Delirium und starb. 

Georges Clairin – Portrait Sarah

Ein Totenschädel habe ihr als Briefkasten gedient. Es ging immer turbulent zu im Hause der Künstlerin. Besucher kamen aus dem Staunen nicht mehr raus.

 

Apropos Schädel. Sarah spielte auch Männerrol-len auf der Bühne, z.B. Shakespeares Hamlet: „To be or not to be, that’s the question ?“ Auch Oscar Wildes „Salomé“ war eine ihrer Lieblingsrollen.

 

Entzückt war ihr Publikum, wenn sie effektvoll auf der Bühne starb. Das konnte sonst niemand „so schön“. Sarah war auch sonst vielseitig talentiert, malte, schuf Skulpturen und schrieb selbst Roma-ne. Aber die „Kameliendame“ von Alexandre Dumas Fils war immer ein Renner. Auch hier rühr-te der hinreißend gespielte Tod die Herzen des Publikums.

 

Der Tschechische Maler und Illustrator Alfons Maria Mucha, ein herausragender Jugendstil-künstler, hat häufig Werbeplakate für Sarah ent-worfen.

 

65 Jahre lang hatte Sarah Bernhardt auf Bühnen gestanden. 1905 stürzte sie bei einer Aufführung schwer und verletzte sich das rechte Bein. Zehn Jahre später mußte es amputiert werden. Die Künstlerin trat dennoch auf, ließ sich mit ihrem Holzbein auf die Bühne tragen und spielte ihre Rolle unbeirrt weiter.

 

Ab 1900 konnte man Sarah auch in den ersten Stummfilmen sehen. Später wurde sie von Greta Garbo gespielt: „Das Göttliche Weib.“ Die Un-sterbliche lebt auch in heutigen Comics weiter. Sie war die erste Große Diva der Geschichte.

Ihr Krokodil verleitete mich zu einem Gedicht !

Sarah Bernhardt’s Krokodil

Sarah zog einst permanent

schauspielernd durch den Orient,

das Theater gab ihr Kraft

und war ihre Leidenschaft.

 

Immer brachte sie von Reisen

Souvenirs mit, haufenweisen,

war durch Kauflust in Bazaren

sehr bekannt seit vielen Jahren.

 

Einmal nahm sie mit vom Nil

sich nach Haus ein Krokodil,

diese lebende Fossilie

wurde Mitglied der Familie.

 

Nun mußte sie ihm zum Saufen

täglich Sprudelwasser kaufen,

damit‘s, wenn es rumspazierte,

nicht gefährlich dehydrierte.

 

So lebte man wohlgemut,

und dem Krokodil gings gut.

Eines schönen Tags jedoch,

es nur noch ganz langsam kroch.

 

Denn die Tränke war grad leer.

Wasser hatte man nicht mehr.

Sarah flößte ihm drum Wein

reichlichst in den Rachen ein.



Und das Krokodil soff froh

einen leckeren Bordeaux.

Doch der Wein in seinem Magen,

wurde gar nicht gut vertragen.


Aus der Nase sah man’s rotzen.

Es fing heftig an zu kotzen.

Im Gedärm entstanden Krämpfe,

aus dem After wichen Dämpfe.


Auch sein Maul stank penetrant.

Dann gab’s einen Herzstillstand.

Leider half auf lange Sicht

Mund-zu-Mund-Beatmung nicht.


Weil’s allergisch gegen Wein

ging es sang- und klanglos ein.

Vor dem Grab sang immer wieder

ein Bestatter fromme Lieder.


Und gebetet wurde, weil

man das braucht fürs Seelenheil.

Es ist wichtig, daß den Seelen

keine Vitamine fehlen.


Fazit klingt vielleicht sehr kindlich:

Auch die Tierwelt ist empfindlich.

Lassen sollt man‘s Krokodil

da wo‘s hingehört, – im Nil…

Dr. Winfried Rathke, der Verfasser der obigen Beiträge, hat eine ganze Reihe wunderbarer Bücher auf Lager. Bücher und Infos über Bücher erhält man direkt – via Email – beim Autor

Tags: