Oktoberfest entfliehn?? Wien!!

Oktoberfest entfliehn?? Wien!!
TIPP FÜR „OKTOBERFEST-FLÜCHTER“! 
Nur noch bis 29.09.2024 wird in WIEN, IM LEOPOLDMUSEUM, die außergewöhnliche AUSSTELLUNG: GLANZ UND ELEND. NEUE SACHLICHKEIT IN DEUTSCHLAND gezeigt.
Ganz abgesehen davon ist WIEN immer eine Reise wert!

Nach den physischen und psychischen Zurichtungen und abgründigen Erfahrungen des Ersten Weltkrieges, in dem mehr als neun Millionen Menschen den Tod fanden und der über zwanzig Millionen Verwundete hinterließ, verlangte die Kunst nach einer neuen Darstellung der Wirklichkeit. Auf der einen Seite Resignation, Anklage und unbeschreibliches Elend, auf der anderen Hoffnung, Emanzipation und aufkommende Lebenslust der sogenannten „Goldenen Zwanzigerjahre“ – dieses Epochenphänomen sollte auf eine neue Weise beschrieben werden: unsentimental, nüchtern, konkret und puristisch, kurz: auf eine sachlich realistische Art. Damit trat die Neue Sachlichkeit, deren Bezeichnung auf Gustav Friedrich Hartlaub zurückgeht, der 1925 in der Städtischen Kunsthalle Mannheim die Ausstellung Neue Sachlichkeit – Deutsche Malerei seit dem Expressionismus organisierte, als Gegensatz und nicht zuletzt als Reaktion gegen einen pathoserfüllten, illusionistischen Expressionismus auf, der nicht in der Lage war, die geistige und politische Krisensituation bzw. deren Wirklichkeit zu protokollieren. Hartlaub begründete auch die Theorie von den zwei Flügeln der Neuen Sachlichkeit: den linken, politisch ausgerichteten, zivilisationskritischen Flügel der Verist*innen und den rechten, klassizistisch-neuromantischen und traditionsorientierten Flügel.

 

Max Beckmann, George Grosz, Heinrich Maria Davringhausen, Christian Schad, Otto Dix, Lotte Laserstein, Gerta Overbeck, Rudolf Schlichter, Karl Hubbuch, Grethe Jürgens und viele weitere Künstler*innen bannten den Zeitgeist auf Leinwand und Papier. Bildthemen fanden sie nicht nur in den Folgen des Ersten Weltkrieges, sondern auch in der florierenden Vergnügungsindustrie, den neuen Lebensentwürfen autonomer, selbstbewusster Frauen oder dem Eindringen des technischen Fortschritts in die Natur und Alltagswelt. Die Menschen wie die Dinge wurden gestochen scharf, nüchtern und distanziert ins Bild gesetzt, womit für die Nachwelt ein eindrückliches Bild von den Verhältnissen und Entwicklungen der Weimarer Republik (1918–1933) gezeichnet wurde.

G L A N Z  U N D   E L E N D 

NEUE SACHLICHKEIT IN DEUTSCHLAND
 
CHRISTIAN SCHAD, Selbstbildnis mit Modell, 1927 (Detail) © Tate: Leihgabe einer Privatsammlung 1994 Foto: Benjamin Hasenclever, München © Christian-Schad-Stiftung Aschaffenburg/Bildrecht, Wien 2024

Ein jähes Ende fanden diese neuen künstlerischen Ausformungen 1933 mit der Machtübernahme Adolf Hitlers und der aufkommenden nationalsozialistischen Kunstpolitik: Politisch verdächtige Künstler*innen mussten Durchsuchungen ihrer Wohnungen und Ateliers über sich ergehen lassen, wurden aus Institutionen oder Vereinigungen ausgeschlossen und erhielten Ausstellungs- und Berufsverbot. Manche Kunstschaffende wurden ermordet, andere ins Exil gezwungen, viele zogen die innere Emigration vor oder passten sich der herrschenden Kunstpolitik an.

 

Die Ausstellung mit rund 150 Werken aus internationalen musealen und privaten Sammlungen stellt die erste umfassende Präsentation zur deutschen Neuen Sachlichkeit in Österreich dar.

Kurator: Hans-Peter Wipplinger

Kuratorische Assistenz und Projektkoordination: Aline Marion Steinwender

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