Gold hat immer Konjunktur

Gold hat immer Konjunktur

GOLD Unteres Belvedere, Wien, Orangerie und Prunkstall 15.03.-17.06.2012
Dem Edelmetall Gold und dessen Einsatz in der zeitgenössischen Kunst widmete sich eine große Sonderausstellung in den Räumen des Unteren Belvedere, der Orangerie und des Prunkstalls. Anhand von rund 200 Arbeiten – darunter zahlreiche internationale Leihgaben – wurd ein eindrucksvoller Blick auf dieses unbekannte Feld präsentiert. (Foto: Milan Kunc, Vitamin Attack, 2005, © belvedere)


Seit dem Mittelalter haben zu keiner Zeit so viele Künstler mit Gold gearbeitet wie heute. Die historische Verwendung des Goldgrunds wird in der Ausstellung anhand weniger beispielhafter Exponate thematisiert. Den Beginn markiert ein Mumienporträt aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., im Prunkstall wird der Einsatz von Gold in der mittelalterlichen Kunst vor Augen geführt. Von der Renaissance an wurde die malerische Darstellung von Materialien bevorzugt, anstatt diese selbst zu benutzen. Bilder von Giandomenico Tiepolo und William Blake dokumentieren die erstmalige Verwendung von Gold in der neuzeitlichen Malerei. Im 19. Jahrhundert verachtete man den Einsatz von Gold als „barbarisch“, und noch um die Jahrhundertwende herrschten oft Ersatzmaterialien wie Goldfarbe und Schlagmetall vor. Erst ab der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die Eigenschaften von Gold in der künstlerischen Produktion zunehmend genutzt.
In der zeitgenössischen Kunst unterliegt die Verwendung von Gold keinen inhaltlichen, formalen oder stilistischen Grenzen. Abstrakte, surrealistische und realistische Werke finden sich ebenso wie Gemälde, Skulpturen, Reliefs und Objekte. Die altmeisterliche Technik amerikanischer Traditionalisten bedient sich des Goldgrunds ebenso wie die spontane Gestik eines Hermann Nitsch. Das Gold hat sich Areale erobert, in denen sein Einsatz in früheren Epochen undenkbar war, wie die Landschaftsmalerei oder das Stillleben. Der seit Jahrhunderten als einfaches Funktionselement existente Goldrahmen hat sich hingegen zu einem autonomen Kunstwerk entwickelt.
Manche Künstler, wie u. a. Bruno Gironcoli, Imi Knoebel, Oswald Oberhuber oder Erwin Wurm, haben jeweils nur eine Arbeit mit Gold geschaffen, bei anderen Künstlern, wie Yves Klein, James Lee Byars oder Yoko Grandsagne, zieht sich das Edelmetall durch das gesamte OEuvre. Die Ausstellung zeigt bekannte Beispiele und zahlreiche Neuentdeckungen, darunter Arbeiten von Willi Baumeister, James Lee Byars, Sylvie Fleury, Richard Hamilton, Yves Klein, Imi Knoebel, Emil Orlik, Victor Vasarely, Franz West, Jan Fabre, Georg Baselitz, Gerhard Richter und Gerwald
belvedere
Sylvie Fleury, Gucci Handcuffs, 2001/02, Milan Kunc, Vitamin Attack, 2005 Rockenschaub. Das Thema Gold wird dem Ausstellungsbesucher auch auf anderen Ebenennahegebracht, der Wiener Gold Guide etwa bietet Ausblicke auf den Einsatz des Edelmetalls im Stadtraum. Die Universität für angewandte Kunst Wien demonstriert im Rahmen der Ausstellung verschiedene Möglichkeiten der Verwendung und Bearbeitung von Gold. Auch der Wert von Gold wird thematisiert: Eine Arbeit von Johannes Angerbauer-Goldhoff, Social Gold Kiss, fordert den Besucher auf, über mit Blattgold versehene Bodenschwellen zu gehen oder anders gesagt das Gold mit Füssen zu treten.
Im Katalog zur Ausstellung nehmen renommierte Autoren eine Revision der kunsthistorischen Goldforschung vor und stellen verbreitete Vorurteile über die Bedeutung des Goldes infrage.
GOLD
Unteres Belvedere, Orangerie und Prunkstall 15. März – 17. Juni 2012, Täglich 10 – 18 Uhr, Mittwoch 10 – 21 Uhr. Pressekontakt Klara Böhm

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