König Ludwig II. – Sternstunden

König Ludwig II. – Sternstunden

Königliches Sterne-Schnuppern mit Sonja Schön

König Ludwig II. auf dem Neuen Rathaus am Marienplatz in MünchenLudwig II., König von Bayern vom 10.03.1864 bis zu seinem mysteriösen Tod am 13.06.1886 im Starnberger See, ist sagenumwoben… Geschichtsbücher, die maßgeblich aus Wittelsbacher Quellen gespeist sind, bei denen einiges an Wahrheitsgehalt in der Staatsraison versickert sein dürfte, werfen viele Fragen auf. Somit steht mancherlei zwischen Geburt und Tod des Märchenkönigs quasi in den Sternen, die ja gemäß Volksmund nicht lügen. Wer diesen Aspekt von Ludwig II. einmal näher betrachten möchte, kann sich getrost Sonja Schön (Foto) anvertrauen, die es meisterlich versteht, astrologische Konstellationen zu interpretieren. Dabei spaziert man gemütlich durch die Münchner Fußgängerzone, vom Odeonsplatz/Treffpunkt Theatinerkirche/Ruhestätte der Königseltern Marie Friederike von Preußen, Königin von Bayern 1848-64 und Maximilian II. Joseph König von Bayern 1848-1904, bis zur Wittelsbachergruft in St. Michael zum (möglicherweise leeren) Sarg von Ludwig II. (Foto: Ludwigsstatue auf dem Neuen Rathaus am Marienplatz: Gefangen im Taubennetz).

Jungfrau mit Aszendent Krebs

Am 25.08.1845, 0,30 h (?) erblickte Ludwig II. das Nachtlicht der Welt – im Zeichen Jungfrau mit Krebs als Aszendent, der in der zweiten Lebenshälfte dominiert. Gleicher Tag, gleicher Monat, gleiche Uhrzeit wie Ludwig I. Um des schönen Scheins willen wurden vielleicht schon die ersten Tage im Leben von Ludwig II. manipuliert, indem man ihm seines Großvaters Geburtstag und -stunde in die Wiege schob. Man munkelt, dass der Enkel am 23.08. um 0.28h geboren worden sei. Unklar ist auch, ob Max II. Joseph sein leiblicher Vater war. In der reichhaltigen Literatur ranken sich die wildesten Spekulationen um dieses Thema. Als Erzeuger werden gehandelt: der italienische Kammerdiener Guiseppe Tambosi, der recht rasch zum Hofkellermeister aufgestiegen ist, der fränkische Flügeladjutant Ludwig von der Tann und sogar Großvater Ludwig I. Dass Marie Friederike von Preußen auch in seine Schönheitengalerie in Schloss Nymphenburg eingereiht ist beweist noch nichts. Die Sonne in Opposition zu den Fischen deutet jedenfalls auf ein unklares Vaterbild hin und auch darauf, dass Ludwig II. immer auf der Suche nach sich selbst war. Übrigens: Café Tambosi, (von Guiseppes Sohn Luigi 1810-1875 betrieben und heute noch aktiv) und die Von-der-Tann-Straße schmiegen sich in enger Nachbarschaft direkt an die von Ludwig I. erbaute LudwigstraßeHoroskop Ludwig II: Foto/Deutung, Sonja Schön
 
„Liebe“ – ein Fremdwort im Königshaus
Sonja sieht ein großes Frauen- und Familienthema in Ludwigs Gestirn. Wobei sein größtes Frauendrama wohl war, dass er sich zu Männern hingezogen fühlte. Da aber nicht sein konnte was nicht sein durfte lebte er mit einer großen Sehnsucht, und seine homosexuellen Bedürfnisse heimlich aus. Sie zeichnen sich ebenso in seinem Gestirn ab wie starke musische Züge. Er hatte ein immenses Bedürfnis nach Wissen. Ein Buch pro Tag war sein Lesepensum, das er durch „Lesenlassen“ noch steigerte. „Bornirte, dumme, gänsehafte Preußin“, soll er seine Mutter tituliert haben, nicht nur wenn sie seine Leselust mit: „Lesen kannst Du doch schon“ ausbremsen wollte. In Hochspannung lebte er auch mit Vater Max II., der ihn seelisch, moralisch und körperlich hochgradig gepeinigt haben soll: durch Prügel, Liebes- und Essensentzug in einer Weise, dass Bedienstete das Kind heimlich fütterten. (Foto: Schloss Hohenschwangau, Ludwigs „Kinderstube“ außerhalb von München. Von hier aus beobachtete er später sehnsüchtig die Baufortschritte auf dem oberhalb entstehenden Schloss Neuschwanstein)

Technisch seiner Zeit weit voraus


Am Reiterstandbild von Ludwig I., erinnert Sonja daran, dass Ludwig II. hier 1871, nach dem erfolgreichen Siebziger-Krieg hoch zu Ross die Parade abgenommen hat. Weil er Pferde abgöttisch liebte, soll er sein Paradepferd mit Morphium ruhiggestellt haben. Er liebte die Natur, mochte weder Jagd noch Krieg und war insgesamt friedliebend, worauf die Rückläufigkeit des kriegerischen Planeten Mars im Wassermann hinweist. Ein unheilvolles Kontrastprogramm zum damals herrisch herrschenden „Blut- und Eisen“-Bismarck. Foto: König Ludwigs frisch präparierter Lieblingsschimmel Cosa Rara/spanisch für „seltsame Sache“, den Finanzminister Georg Fahrenschon neben anderen Neuerungen im Mai 2011 im Schloss Nymphenburg vorstellte.
Großvater und Enkel Ludwig verband eine große Bauleidenschaft. Ludwig I. lebte sie innerhalb Münchens aus, das er „zu einer Stadt machen wollte, die jeder kennt“. Ludwig II. (u.a. Chemie- und Physikstudent) erbaute hier im Wesentlichen die Technischen Universität. Außerdem einen bahnbrechenden Wintergarten auf der Residenz, hoch über dem Odeonsplatz (siehe Heinz Gebhardt, König Ludwig II. hatte einen Vogel…) Seine weiteren, großen Bautätigkeiten fanden außerhalb des „unseligen Münchens“ statt.
Ludwig II. war technisch seiner Zeit weit voraus und soll schon vor der offiziellen Erfindung des elektrischen Lichts durch Thomas Alva Edison diverse seiner phantastischen Umgebungen elektrisch beleuchtet haben. Dies ist nur eines von vielen Mosaiksteinchen seines Lebens, das sich als Gesamtkunstwerk auf der Bayerischen Landesausstellung in: Götterdämmerung – König Ludwig II und seine Zeit (14.05.-16.10.11) studieren lässt.

Essen als Seelennahrung

Karmischer Mondknoten im 5. Haus steht in Verbindung mit Kyron. Mond steht auch für Ernährung. Der Überlieferung nach hat Ludwig II. schon als Kind (zumeist heimlich) Kaffee getrunken und eine der letzten Strafaktionen seines Vaters, schon auf dem Totenbett soll gewesen sein: Zuckerentzug aus dem Kaffee des 18-jährigen… Sonja verteilt leckere Pralinen aus dem Café Rottenhöfer (Johann Rottenhöfer war königlicher Mundkoch) mit dem Konterfei von Max II, da sich keine Ludwig II-Praline im Sortiment befand. Aber Sonja Schön, Genießerin par exzellence, hat einen Geheimtipp parat, dem wir nachgegangen sind. Bei Sama-Sama, dem meiner Ansicht nach attraktivsten Pralinentempelchen Münchens am Viktualienmarkt haben wir sie in Augenschein genommen: die „Für König-Ludwig II-Praline“ mit in- (oder kon-?)spirativer Mooshammer-Ergänzung (Foto), deren ausführliche Beschreibung sich am Ende des Artikels befindet.
Der Krebs-Aszendent in Ludwigs Horoskop steht für Frau, Mutter und Essen als Seelennahrung. In seinen späteren Jahren, soll Ludwig II. extrem viel gespeist haben – egal wo er war – und zu völlig unorthodoxen Zeiten: Souper um 07h morgens, Frühstück gegen Abend… Außerdem war er wohl enorm durstig: Champagner, Bier, Wein, Arrak. Bevor er nach München „musste“ soll er sich regelrecht zugeschüttet haben. Alles über seine Ess- und noch ganz andere Gewohnheiten findet man im Büchlein von Hofkoch Theodor Hierneis, König Ludwig II. speist.

Ludwig II „Ein Goldfasan unter Haushühnern *


Steht der Mond im 12. Haus der Fische, wie bei Ludwig II., so kommen als Gesprächspartner nur gebildete Personen in Frage. Seine Verlobte, Prinzessin Sophie, musste ihm bevorzugt Wagnerstücke auf dem Klavier vorspielen: „Sophie, Du magst meine Elsa sein, aber mein Gott ist nur Richard Wagner…“ Wen wunderts, dass die Verlobung nur 259 Tage dauerte. Außerdem war er eigentlich in den Stallburschen Richard Hornig verliebt und sie in den Fotografen Edgar Hanfstängl. (Quelle: König Ludwig II. hatte einen Vogel…).
Jupiter, der Fordernde, im Stier der Schönen Künste: fünf Uraufführungen Richard Wagners hätten ohne Ludwig II. nie in München stattgefunden. Er war quasi wagnersüchtig, seit er mit 15 Jahren zum ersten Mal Lohengrin und Tannhäuser gehört hatte – obwohl er selbst angeblich hochgradig unmusikalisch war. Als König ließ er den seinerzeit hoch verschuldeten Komponisten auf der Flucht aufspüren und nach München holen, wo er ihm in der Briennerstraße 21 eine Villa einrichtete. Dort machte er ihn, zu seinem „Lolus“, wie die Münchner spotteten, angelehnt an Lola Montez, Geliebte von König Ludwig I., der jener willenlos ausgeliefert war, bis die Münchner sie aus der Stadt jagten und ihn vom Thron.
Als Wagner München verlassen musste und das geplante Festspielhaus somit nicht hier, sondern in Bayreuth gebaut wurde, brach Ludwig II. endgültig mit der ungeliebten Stadt. Sein Rückzug von der Welt war längst eingeläutet. Er wollte nicht mehr angestarrt werden, genoss Opern etc. nur noch als Privatvorstellungen. Da saß er dann vor leerem Haus in seiner Loge im Münchner Hoftheater, entzog sich den Blicken des Volkes und manövrierte sich immer mehr in sein Verhängnis. (Foto: Schloss Neuschwanstein, Innenhof. Hier lebte Ludwig II. nur 172 Tage, bis er 3 Tage vor seinem Tod dort entmündigt und gewaltsam nach Schloss Berg am heutigen Starnberger-See abgeführt wurde.)
* Graf Eulenburg über Ludwig II. als junger König umgeben von seinem Hofstaat

Angeschossen, ins Wasser gefallen, ertrunken

In der Wittelsbachergruft in St. Michael flackern Kerzen vor den Särgen von Ludwig II. (Foto: Krone auf seinem Sarg) und dem seines geisteskranken Bruders Otto Wilhelm Luitpold Adalbert Waldemar von Wittelsbach. In dieser Gruft ruhen königliche Körper, während man die Herzen stets entfernte und in die Gnadenkapelle der Schwarzen Madonna nach Altötting brachte, um auszuschließen, dass hoch stehende Persönlichkeiten scheintot begraben wurden.
In Ludwigs Sternen ist immer wieder ist das Thema Krebs und Mond (als Herrscher über Krebs) präsent. Beim Tod steht Pluto (der Planet des Todes) auf dem Mond. Der gewaltsame Tod steht auf dem Herrscher seines Aszendenten, auf dem Mond. Astrologische Kurzbetrachtung des Todes von König Ludwig II: Angeschossen, ins Wasser gefallen, ertrunken. Aber: Uranus steht im Trigon – ein positiver Aspekt der sagen will: der Tod war für Ludwig eine Erlösung
Buchempfehlungsliste zum König Ludwig II.-Jubiläumsjahr

Sama-Sama

Chocolate & Fruits & Flowers, Westenriederstr. 21 a, Viktualienmarkt,

wo Wilhelmine Raabe (Foto) eine ganz besondere Jubiläumspraline kreiert hat: Nicht das übliche braune Etwas mit Konterfei drauf – oh nein.“Wenn Schokolade sich fein macht werden Pralinen daraus“ ist ihr Motto. In ihren essbaren Kunstwerken steckt Musik. In diesem Fall sprechen wir von der Für König-Ludwig II-Praline mit dem kleinen Mooshammer obendrauf… Lavendelila, Mokkabraun, Zitronengelb, Veilchenviolett und Kürbiskerngrün… Köstlich kokosnussig schmeckt die dickleibige Körperfülle, die den hochwohlgeborenen Rundungen Ludwigs in den letzten Jahren durchaus ähnelt. Innen eine harte (Macadamia-)Nuss, die für seinen „Lolos“ Richard Wagner stehen könnte oder auch für das eigene verhärtete Herz, das in Altötting liegt (naja, daran sollte man beim Genuss vielleicht nicht denken). Das majestätische Haupt, das bei Hitze sofort dahinfließt, weist einen deutlichen Haselnussgout auf. Ein filigranes Krönchen: zitronig-empfindsam schmilzt auf der Zunge dahin. Und dann stecken da noch zwei Kürbiskerne tief in der Süße… wofür auch immer. Tja und das lila kandierte Veilchen obendrauf – das gigantisch gut schmeckt – wer könnte ihm das wohl verpasst haben? Oder ist das vielleicht der Moos-Hammer? Da kann sich jetzt jeder selber reininterpretieren was er will – oder auch nicht. Ich spüre nämlich grad noch einem Hauch von Marzipan nach – der süßen Schwester von der bitteren Mandel…
Das Malayische Sama Sama heißt auf Bayrisch: Bittschön – gern gschehn… und das schmeckt man!
Copyright: Text und Fotos (außer Portraitfoto Sonja Schön) Rena Sutor/PTM

 

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