Willibald Sauerländer
Der katholische
Rubens
Heilige und Märtyrer.
Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung. Begrüßung: Mirjam Neumeister. Grußwort: Wolfgang Beck. Vortrag: Willibald Sauerländer.
Rubens wird gerühmt für seine „barocke Leidenschaft“, die sich in der Schilderung der Grausamkeit wie der sinnlichen Hingabe entfaltet. Aber nirgends hat er das Feuer der Affekte glühender entfacht als in seiner religiösen Malerei. Willibald Sauerlsänder zeigt dies eindrucksvoll an den Bildern der Heiligen und Märtyrer, die Rubens für Kirchen in Flandern und im Heiligen Römischen Reich schuf.
Rubens’ Kunst wurzelt in einer Zeit, die noch unter dem Eindruck der Konfessionskriege stand, welche im 16. Jahrhundert gewütet hatten. Nach den Kämpfen und den Bilderstürmen sollte der katholische Glaube nun nicht länger mit Gewalt erzwungen werden. Wie Bernini, so wollte auch Rubens durch eine sinnliche Kunst den Betrachter zum rechten Glauben überreden. Der farbige Glanz seiner Malerei, ihre Wärme und Festlichkeit, aber auch ihr Furor und ihre Klage waren dazu angetan, die Menschen religiös und ethisch zu bewegen. Willibald Sauerländer macht dies anhand von Rubens’ Altargemälden deutlich, deren ursprüngliche Bestimmung und Wirkung er vor Augen führt. Damit deckt er die eigentliche Botschaft dieser Bilder wieder auf und befreit sie von den säkularen Missverständnissen einer religionsfernen Nachwelt.
Willibald Sauerländer lehrte bis 1970 Kunstgeschichte an der Universität Freiburg im Breisgau. Von 1970 bis 1989 war er Direktor des Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München und Honorarprofessor an der dortigen Universität. Er hatte Gastprofessuren in New York, Harvard, Berkeley, Paris und Pisa inne und war Mellon Lecturer in Washington. Bei C.H.Beck sind von ihm erschienen: Das Jahrhundert der großen Kathedralen. 1140–1260 (1990) und Von Bildern und Menschen. Zu Besuch bei alten und neuen Meistern (2010).