16.1.-4.3.14 Bozen: Eduard Habicher

16.1.-4.3.14 Bozen: Eduard Habicher

Gedanken-Fänger2013_BaustahlträgerundEdelstahl_284x325x325cmAusstellung Goethe Galerie in Bozen (16.01.-04.03.14), Vernissage Do 16.01.14, 18h

Eduard Habicher

Gedankenfänger 

Mehr als jede andere künstlerische Gattung hat die Skulptur im 20. Jahrhundert Entwicklungen und „Revolutionen“ durchgemacht, die ihren traditionellen Begriff weitgehend verflüssigt haben. Während die Malerei – trotz ihrer vielfältigen Grenzüberschreitungen und Radikalisierungen – vergleichsweise fassbar geblieben ist, kann heute so gut wie alles Skulptur sein. Brancusi, Duchamp, Minimal Art, Land Art, Joseph Beuys‘ „soziale Plastik“, Gilbert & Georges „Living Sculpture“, Nam June Paiks Videoskulpturen haben die Vielfalt plastischer Kunstformen immer weiter ausgedehnt. Selbst Materialien, die für gewöhnlich anderen Künsten zugeordnet werden – beispielsweise Sprache, Sound, Film und Video – können zur Kategorie des Plastischen gerechnet werden. 
Die autonome, geformte und in sich geschlossene Skulptur hat neben diesen Entgrenzungen in die Landschaft, in die Architektur, die Installation und ins Performative jedoch immer weiter bestanden – und sie feiert gegenwärtig eine unübersehbare Renaissance. Eduard Habichers skulpturale Formen haben die vertraute Idee eines in sich abgeschlossenen künstlerischen Objektes mit einer explizit artikulierten Form nie abgelegt. Seine Plastiken versagen sich der Annäherung an das bloße Alltagsobjekt ebenso wie den lapidaren Grundstrukturen des Minimalismus, stets sind sie als künstlerische Gegenstände wahrnehmbar. Dennoch ist ein unübersehbar entgrenzendes Moment in ihnen wirksam, ein zugleich Öffnendes und Umschließendes, in dem die fundamentale Verschiebung der modernen Skulptur hin zum Austausch zwischen plastischem Objekt und Umraum in höchster Spannkraft zum Ausdruck kommt.
Der für die Moderne zentrale Gedanke der Skulptur, die in den Raum eindringt oder den Raum in sich eindringen lässt und dabei ihre Energien freisetzt, verzerrt, bündelt oder auflöst, erfährt in Habichers Kunst eine neue Dynamik. Formal transformiert er die wesentlichen Parameter der Skulptur wie Gewicht, Gleichgewicht, Statik, Stabilität und Volumen in sein bestimmendes Thema von Schwere und Leichtigkeit, von Bewegung und Raum, von Schweben und Fallen. Wie Bindfäden verknotet, setzen die gebogenen und wehenden Stahlbänder aus Doppel-T-Eisen oder ovalen Röhren Bewegungspotentiale und eine Formensprache frei, die expressiv und gestenhaft wie die Malerei des Informell ist. Sie kommen aus der Mauer heraus, verbinden Räume miteinander, nisten an der Wand, dienen als Befestigung für verbrannte Holzstücke, stehen als Solitäre herum und manchmal ist ihr Schatten ebenso wichtig wie der skulpturale Körper. Häufig tragen sie sprachspielerische Titel und immer spielen sie mit der Furcht um ihre Balance.
habicherTrotz aller räumlichen Durchdringung bleiben sie eigenmächtig wie die Flüchtigkeit verwehender Zeichen. Ob in einem alten Gemäuer, im Freien oder in einem Galerieraum – Habichers Kunst besteht darin, sich auf einen Raum einzulassen und diesen in Schwingungen zu versetzen, gleichzeitig aber auch darin, seine skulpturalen Findungen aus seiner besonderen Einlassung auf seine Werkstoffe Stahl und die an die Arte povera gemahnenden Findlinge aus Holz sowie Glas abzuleiten und diese in jeder Umgebung zu behaupten. Habicher kann Eisen lebendig machen, die rohe Körperlichkeit seines Materials in starke Präsenz einerseits und ätherische Flüchtigkeit anderseits transformieren. Seine Skulpturen sind federleichte Emotionen und Gedanken in Stahl. (Heinrich Schwazer)
Eduard Habicher geboren 1956 in Mals,-Vinschgau (Bozen); Studium an der Kunstakademie in Florenz; lebt und arbeitet in Meran. Einzelausstellungen und Öffentliche Werke (Auswahl): 2011 Galleria G7, Bologna; 2010 Galleria Son, Wallhöfe und große Arbeiten an der Spree, Berlin; „Über_raschung“, Sparkassenstrasse und Thermenpark, Meran; “Percorsi”, Cavalese; 2009 “Drawing Space”, kunst Merano arte, Meran; “The rose in the steel dust”, Schloss Tirol, Meran; 2008 “Percorsi 2”, Galleria Civica, Arco; Goethe Galerie, Bozen; 2007 “Inediti”, Galleria Studio G7, Bologna; Galleria Buonanno Arte Contemporanea, Mezzolombardo.
Siehe auch: Eduard Habicher, Grundlegende Darstellung
Pressemappe Berlin 2010 Eduard Habicher

Tags: