28.6.24-26.1.25 Haring & Warhol

28.6.24-26.1.25 Haring & Warhol
Keith Haring & Andy Warhol at Palladium, 1985 © Nan Goldin, Courtesy Nan Goldin, New York

Sie waren Popstars, charismatische Netzwerker und (Selbst-) Vermarktungsgenies: Andy Warhol und Keith Haring gehören nicht nur zu den berühmtesten Künstler:innen der zweiten Hälfte des 20. Jh. Sie revolutionierten auch die etablierten Vorstellungen von Kunst und ihrer Verbreitung. Warhols poppige Bilder oder Harings tanzende Figuren sind Teil unseres kollektiven Bildgedächtnisses und in Werbung, Mode, Musik, und Film bis heute allgegenwärtig. Trotz großem Altersunterschied und verschiedenen Stilen waren die beiden Künstler Freunde und Weggefährten. Sie begegneten sich in der New Yorker Kunst- und Clubbingszene und beeinflussten einander – und viele andere. 

28. Juni 2024 bis 26. Januar 2025
Eröffnung: 27. Juni 2024, 19 Uhr

Pressekonferenz am 26.6.2024

Grußwort Prof. Dr. Bernhard Maaz, Generaldirektor Bayerische Staatsgemäldesammlungen
Grußwort Achim Hochdörfer, Direktor Museum Brandhorst
Einführung Franziska Linhardt, Kuratorin unter Mitarbeit von Arthur Fink. Kuratorische Assistentin: Zakirah Rabaney

Andy Warhols (1928-87) Kunstwerk: 'The Last Supper', 'Das Letzte Abendmahl' (1986/Acryl auf Leinwand, aktuell ausgestellt im Museum Brandhorst), trägt einen 'Junk-Food'-Stempel...
'Führe ein kluges Leben' Sieht so aus, als hätte der Slogan des Chips-Herstellers WISE Andy Warhol bei seinem Werk: "Last Supper" inspiriert...
Kunst für Alle: Die Künstler als Marke

Andy Warhol (1928–1987) und Keith Haring (1958–1990) kamen beide aus christlich geprägten Familien aus Pennsylvania. Als junge homosexuelle Männer ließen sie die heteronormativen Strukturen jedoch früh hinter sich – beide zog es nach New York (wenn auch um 30 Jahre versetzt). Als Mitbegründer der Pop-Art hat Warhol das Verständnis von Kunst, aber auch den Kunstbegriff verändert und war maßgeblich prägend für den jungen Haring. Dieser hinterließ Tausende „Subway Drawings“ (1980–1985) im öffentlichen Raum der New Yorker U-Bahn, setzte seine Kunst in aktivistischen Plakatkampagnen ein oder eröffnete 1986 mit Unterstützung von Warhol den Pop Shop, wo er von ihm selbst und anderen Künstler:innen entworfene T-Shirts, Buttons und Poster verkaufte.

Warhols Spätwerk ist in dieser Zeit geprägt von unzähligen Auftragsarbeiten und Porträts berühmter Persönlichkeiten, aber auch von einer Rückkehr zur Malerei und der Hinwendung zu existenziellen und provokanten Themen: Gemäldegruppen wie „The Last Supper“ (1984–1986) „Hammer and Sickle“ (1975–1976) oder „Ladies and Gentlemen“ (1975) zeugen von seinen präzisen Beobachtungen zu drängenden gesellschaftlichen Fragen. Warhol produzierte auch Fernsehsendungen. 1979 bemalte er einen Rennwagen und gestaltete damit das bekannteste Art Car für die deutsche Autofirma BMW. Die Ausstellung zeigt, wie sich die beiden Künstler von einem elitären Kunstbegriff distanzierten und mit dem Kommerz flirteten. Beide Künstler nutzten ihren unverwechselbaren Stil und verbreiteten ihn in verschiedensten Medien, Kanälen und Räumen – fast wie heutige Influencer:innen.

KeithHaring, für BMW gestaltet

Back to the 80ies

Mit „Andy Warhol & Keith Haring. Party of Life“ präsentiert das Museum Brandhorst die weltweit erste umfassende institutionelle Ausstellung, die sich beiden Künstlern widmet(!) Der Titel der Schau ist dem Motto von Harings Geburtstags-feiern entlehnt: „Party of Life“ erzählt vom Kosmos der 1980er-Jahre, von MTV, Discos, Voguing, Hip-Hop, New Wave und Graffiti. In diesem Umfeld reflektiert die Ausstellung Warhols und Harings Künstlerfreundschaft und offenbart Parallelen in deren künstlerischem Selbstverständnis, ihrer Offenheit für Kooperation und gemeinschaftliche Projekte sowie in ihrer Haltung: Kunst und ihre Botschaften für möglichst viel Menschen erreich-bar zu machen.

Andy Warhol, „Hammer and Sickle“ (1975–1976)
Andy Warhol, Ladies and Gentlemen
Eröffnung am 27. Juni 2024

Am Eröffnungsabend performt der multidisziplinäre Künstler Jean Biche ein DJ-Set und bereitet das Publikum musikalisch auf die Ausstellung vor. Jean Biche ist Resident-DJ des Le Georges in Paris, legt auf den Dächern des Centre Pompidou auf, moderiert eine Sendung auf Kiosk Radio und betreibt das Kabarett Bas Nylon.

 

Magazin zur Ausstellung: Sonderheft in Kooperation mit ART – das Kunstmagazin

Angelehnt an Warhols wegweisendes „Interview Magazine“ und inspiriert von Harings Haltung, Kunst für alle zugänglich zu machen, erscheint in Zusammenarbeit mit ART – das Kunstmagazin ein Sonderheft begleitend zur Ausstellung. Interviews, Beiträge und Fotostrecken bieten viele Einblicke in die Freundschaft und das Schaffen der beiden Jahrhundertkünstler im aufregenden New York der 1980er-Jahre. Im Museumsshop für 16 € erhältlich sowie als Doppelausgabe mit dem ART Magazin für Juli 2024 am Kiosk

 „Andy Warhol & Keith Haring. Party of Life“ präsentiert eine Vielzahl an Werken aus den Beständen des Museums Brandhorst sowie einschlägige Leihgaben aus institutionellen und privaten Sammlungen. Neben berühmten Schlüsselwerken fokussiert die Ausstellung dabei auch auf Film- und Fotoaufnahmen, Archivmaterial sowie Poster, Schallplatten und Alltagsgegenstände. Damit eröffnet die Schau im Museum Brandhorst, das mit über 120 Werken die größte Warhol-Sammlung in Europa und ein wachsendes Konvolut an Haring-Arbeiten beherbergt, neue Blickwinkel auf beide Künstler.

Szenegänger & Social Butterflies

Andy Warhol und Keith Haring schöpften aus dem lebendigen Nachtleben und der Sub-, Celebrity- und Clubkultur in New York. Warhols Factory, aber auch Nachtclubs wie das Studio 54, Paradise Garage oder Club 57 galten nicht nur als Schmelztiegel für Experimente und Gemeinschaft, sondern auch als Orte des Austauschs und der Kollaborationen.

Es entstanden Werke zwischen Warhol und Haring, wie Malereien, die sie Madonna zur Hochzeit schenkten, oder Plakate wie das für das 20. Montreux Jazz Festival. Haring inszenierte Warhol in seinen Arbeiten als „Andy Mouse“, indem er seinen älteren Kollegen und Mentor mit Walt Disneys Mickey Mouse verschmelzen ließ. Warhol wiederum porträtierte Haring mit seinem Partner Juan Dubose oder fing ihn in persönlichen Aufnahmen am Strand ein.

Neben diesen Kollaborationen zwischen Haring und Warhol präsentiert die Ausstellung Projekte, die im Austausch mit  Künstler:innen, Performer:innen, Autor:innen, Sprayer:innen oder Musik- und Modeikonen der Zeit entstanden sind, darunter Richard Avedon, Jean-Michel Basquiat, Joseph Beuys, William S. Burroughs, Fab 5 Freddy, Futura, Courtney Harmel, Eric Haze, Jenny Holzer, Bill T. Jones, Grace Jones, LA II, Robert Mapplethorpe, Malcolm McLaren, Yoko Ono, Tom Rubnitz, Kenny Scharf, John Sex, Stephen Shore, Tseng Kwong Chi, Vivienne Westwood und vielen mehr.

Warhols „Time Capsule 522“ ist einer der vielen Höhepunkte von „Andy Warhol & Keith Haring. Party of Life“ und enthält 439 Objekte, die der Künstler Mitte der 1980er-Jahre sammelte. Dieses einzigartige Archiv, das erstmals vollständig in Deutschland zu sehen ist, bietet Einblicke in Warhols Bestreben, den Zeitgeist für die Nachwelt zu bewahren, sowie in seine vielfältigen Netzwerke und Beziehungen. Die Objekte reichen von Kunstwerken und Notizen berühmter Künstler:innen über Fotos, Bücher, Kuriositäten und Weihnachtskarten bis hin zu persönlicher und geschäftlicher Korrespondenz.

"NEW YORK STUDIO 54"... die angesagte Szene von einst: heute als Themenpartys wieder voll im Trend. Hier ein Bild, aufgenommen in Berlin, im Juni 2024 (© Rena Sutor, P-T-M)

Tanzen am Rande des Abgrunds
Warhols und Harings Werke entstanden in einer Zeit extremer gesellschaftspolitischer Umbrüche und sind heute noch hochaktuell.

In acht thematischen Räumen wird die Auseinandersetzung beider Künstler mit exzessiver Konsumkultur und den Möglichkeiten der neuen Medien, mit Queerness, Atomkriegsängsten, Aktivismus und der aufkommenden Krankheit Aids sowie mit dem Streben nach Gemeinschaft in Krisenzeiten erfahrbar. Auch die Kehrseite der „Party of Life“ findet sich vor dem Hintergrund der schwelenden Aids-Epidemie und der Auseinandersetzung beider Künstler mit dem Tod wieder. Sie wird prominent in dem vielteiligen Gemeinschaftswerk „Apocalypse“ (1988) von Keith Haring und dem Autor William S. Burroughs sichtbar, das als Neuzugang der Sammlung Brandhorst erstmals im Museum gezeigt wird. In eindrucksvollen Bildern und Texten stellen die beiden Künstler das New York der 1980er-Jahre als apokalyptische Landschaft vor.

Museum Brandhorst x Filmfest München : Sparkling and Wild: ’80s New York in Film
Videos von Courtney Harmel and Tom Rubnitz (28. Juni bis 29. September 2024)

Die fünfte Kooperation mit dem FILMFEST MÜNCHEN fokussiert sich auf die filmischen und künstlerischen Subkulturen New Yorks der 1980er-Jahre. New York als pulsierendes Zentrum kreativer Gemeinschaften – und alles durch die Linse der Videokamera. Im Medienraum des Museums Brandhorst wird eine Auswahl an Videoarbeiten von Courtney Harmel und Tom Rubnitz präsentiert. Sie lassen eintauchen in ein Jahrzehnt queerer (Klub) Kultur, Performance und Fernsehobsessionen im New Yorker East Village und erzählen ihre eigenen Geschichten zur „Party of Life“.

Vom 28. Juni bis 7. Juli 2024 werden außerdem beim FILMFEST MÜNCHEN ausgewählte Filme in Münchner Kinos gezeigt. Das Filmprogramm entführt nach Uptown, Midtown und Downtown New York: WILD STYLE (1982), der weltweit als bedeutsamster Hip-Hop-Film gefeiert wird, stellt die Welt von Graffiti, Breakdance, Rap und Turntablism vor. VARIETY (1983) dagegen widmet sich weiblichem Voyeurismus zwischen Peepshows und Pornokinos am Times Square in Manhattan, während DOWNTOWN 81 (1981/2000) den damals unbekannten Künstler Jean-Michel Basquiat durch die prägentrifizierte Lower East Side mit all ihren einmaligen Charakteren und Orten begleitet.

Junge Nacht

Am 28. Juni 2024 findet die Junge Nacht des Museums Brandhorst in Kooperation mit FILMFEST MÜNCHEN – CineYou, Blitz Club und Public Possession im Herzen des Kunstareals München statt. Am ersten Ausstellungstag von „Andy Warhol & Keith Haring. Party of Life“ öffnet das Museum seine Ausstellungsräume bei freiem Eintritt und belebt das Areal zwischen Museum Brandhorst und Pinakothek der Moderne mit Open-Air-Konzerten, Workshops und Interventionen, Foodtrucks und Getränkeständen. Begleitet wird die gemeinsame Party erstmalig von Visuals der Künstlerin Su Steinmaßl vom FILMFEST MÜNCHEN.

Ein Highlight der Ausstellung:

Besucher:innen erwarten jeden Donnerstag Kunst, Musik, Gespräche, Jugendclub, Workshops, Führungen sowie Food und Drinks. Jeden letzten Donnerstag im Monat legen DJs live in den Ausstellungsräumen auf. Das Münchner Musiklabel Public Possession hat passend zur Schau eine Playlist und ein Mixtape erstellt. Hier geht’s zum Soundtrack der Ausstellung: PARTY OF LIFE PLAYLIST – playlist by Public Possession | Spotify

 

Kunstvermittlungsprogramm 

während der gesamten Ausstellungslaufzeit bis 26. Januar 2025 Kreativ-Workshops in der Factory (bei gutem Wetter auch draußen). Silver Factory zweiwöchentlich donnerstags von 17:30 bis 19:30 Uhr (ab 14 Jahren) Kids Factory für Kinder und Familien samstags von 14:00 bis 16:00 Uhr

Offene Factory für alle sonntags 13:00 bis 16:00h  

 

Ausstellungsführungen 

immer samstags um 15h, Themenführungen donnerstags um 17h  und samstags um 12h, Familienführungen zweiwöchentlich samstags um 14:30h. Charity T-Shirt „Ignorance = Fear Silence = Death“. Anlässlich der Ausstellung gibt es das limitierte Charity T-Shirt, das Keith Harings Werk „Ignorance = Fear Silence = Death“ von 1989 zeigt. Mitten in der AIDS-Krise in New York entstanden, verweist es auf Harings Aktivismus, der ein zentraler Bestandteil seines künstlerischen Schaffens war. Die Erlöse aus dem Verkauf fließen als Spende an die Münchner AIDS-Hilfe e. V..

Erhältlich im Museumsshop für 65 €

 

Die Ausstellung wird gefördert von: PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne e.V., Allianz, Partner von PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne e.V.
Medienpartner:innen: arte. ART Magazin

 

Öffnungszeiten/Preise:

Tgl. außer Montag: 10-18:00h, Donnerstag: 10-20h. Eintritt: 7 € 5 €  ermäßigt, Sonntags: 1€
Freier Eintritt für Kinder & Jugendliche bis18 Jahre Pressekontakt: Anna Woll | Leitung Kommunikation

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