Honoré de Balzac – Energiebündel

Honoré de Balzac – Energiebündel

HONORÉ DE BALZAC. „Wie eine Kanonenkugel“, Energiebündel, exzessiver Lebensstil, kreative Wucht….“

So wird der Bauernsohn aus Tours später beschrieben, der angeblich eine freudlose Jugend erlebte, aber zu einem großen Schriftsteller wurde, der allein 91 Romane verfaßte.

Mit 15 kam er nach Paris und schloß die Schule ab. Dann studierte er Jura und Philosophie. Mit 20 Jahren begann er die Schriftstellerei. Ein Biograph über ihn: Er wollte bekannt, geliebt und reich werden.

Als Rodin 1891 den Auftrag erhielt, ein Denkmal für Balzac zu schaffen, studierte er dessen Lebensgewohnheiten, las seine Bücher und befragte Zeitzeugen. Da Balzac meist im Schlafrock (robe de chambre) schrieb,

bildete Rodin ihn in diesem Kleidungsstück ab.

In Balzacs Romanen geht es immer um Geld und Erbschaften, Geschäfte und Spekulationen. Auch das Thema Liebe war meist an die Sphären des Geldes gekoppelt.

 

Rodin arbeitete immer mit lebenden Modellen. Die Nacktheit machte er zu einem besonderen The-ma. Von seinen Modellen verlangte er, natürlich zu bleiben und keine Posen einzunehmen. Einen nackten Balzac mit verschränkten Armen modell-ierte er, um die erstaunliche Vitalität und imponie-rende schöpferische Kraft des Literaten realistisch darzustellen. 

Rodins Balzac nackt nach Modell rechts
Rodins Balzac am Kölner Neumarkt u.a.

Wenn man diesen Körper sieht, versteht man sofort die “Contes drôlatiques“ (Tolldreiste Geschichten), eine alternatives Decamerone, mit dem er sich über die französische Gesellschaft des Mittelalters lustig macht. Er enthüllt in brillanter Sprache die Lebenslust und Skandale des Hochadels, die Scheinmoral und den Machthunger der frivolen Obrigkeit. Mit 30 Geschichten eifert Balzac auch seinem großen Vorbild, dem Satiriker François Rabelais nach. Diese Skulptur erinnert aber auch an die Figur des Bacchus, oder einers Satyrs auf

alten griechischen Vasen. 

Eine der „drolligen“ Geschichten dreht sich um das Freudenmädchen Imperia, das wir heute am Bodensee antreffen.

 

IMPERIA

Als „Miß Germany“ und Empfangsdame an der Konstanzer Hafen-Einfahrt, geschaffen von Peter Lenk aus Bodman, erinnert sie an das Konzil 1414 – 1418

Dieses und viele andere wunderbare Bücher sind vom Autor zu beziehen: Dr. Winfried Rathke

Dr. Rathkes lyrische Gedanken zu Imperia

 

Imperia ist ’ne tolle Frau,

sehr sexy ist ihr Körperbau.

Schön tief ist auch ihr Dekolleté,

und ziemlich reizvoll aus der Näh.

 

Der Lenk hat sie mit Art-Genossen

sehr smart in den Beton gegossen.

Als Konstanz mal sehr fest geschlafen,

bracht er sie nachts dort in den Hafen.

 

9 Meter hoch, spektakulär,

und dazu 18 Tonnen schwer,

dreht sie sich neckisch um die Achse,

und zwar vom Kopf bis an die Haxe.

 

Sie trägt, und das mit großem Charme,

zwei nackte Männlein auf dem Arm,

den König Sigismund mit Krone

und den Papst Martin, unten ohne.

 

Erzählt hat diesen Schabernack

ein großer Spötter, der Balzac.

Imperia sei, wie wir da lesen,

ein Freudenmädchen mal gewesen.

 

Sie hat mit Päpsten, Fürsten, Grafen,

Kaisern und Königen geschlafen

und schenkte ihnen große Lust

mit Bauch und Bein, und voller Brust.

 

Die Kleriker empfanden Segen,

wenn sie mit ihr im Bett gelegen.

Der Coitus war ihnen heilig,

denn die Askese ist langweilig.

 

Ja, um den Bodensee sich ranken

mitunter seltsame Gedanken.

Man sieht dort, wie sich Barsche, Flundern,

selbst Felchen, auch die Aale wundern.

 

Sogar Forellen mächtig staunen.

Im Wasser hört man Kiemen raunen.

Denn man beging hier schicke Sünden

bei dem Genuss von dicken Pfründen.

 

Doch Johan Hus hat man verbrannt.

Er galt damals als Querulant.

Man wollte ihn nur heiter taufen

und warf ihn auf den Scheiterhaufen.

 

Wenn man der Kirche widerspricht,

ist man ein liederlicher Wicht.

Drum meinte man’s mit ihm nur gut,

damit er es nicht wieder tut.

 

Fast wär das Luther auch passiert,

doch der ist vorher wegspaziert.

Sein Tintenfaß flog an die Wand 

und dadurch ist er nicht verbrannt.

 

Imperia steht auf schlanken Füßen

und darf Touristen heut begrüßen.

Dem Peter Lenk sei hiermit Dank.

Sein Werk gehört zu Sturm und Drang.

Papst Martin und Kaiser Siegismund in Lenks Garten

Dieses Gedicht verfaßte ich mal nach einem Besuch in Konstanz und im Atelier von Peter Lenk in Bodman am Bodensee.

 

Balzac hatte zahllose Liebschaften. Kurz vor seinem Tod heiratete er die polnische Gräfin Hanska, mit der er jahrelang zusammengelebt hatte. 

 

Auf dem Pariser Pere Lachaise-Friedhof fand er seine letzte Ruhe. Einem Gast, der einen guten Wein einfach in sich hineinschütten wollte, riet er: „Halt, alter Freund ! Diesen Wein liebkost man mit den Augen. Dann atmet man seinen Duft ein, und stellt ihn andächtig wieder auf den Tisch. Dann spricht man über ihn, – oder schweigt !“

Honoré de Balzacs Grab auf dem Pariser Friedhof Perlachaise

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