Münchner Pinakotheken

Opulente Fülle: Weltordnung und Kunstkammer – Gefährdete Tugend: Spiel und Lebensfreude – Künstlerisches Credo: Selbstbildnis und Kunstbetrieb – Hinterfragte Rollen: Arbeiterin und Bürgerin – Flirrendes Licht: Impression und Weite – Elegisches Frauenbild: Projektion und Poetisierung – Wüste Lebenslust: Natur und Mythos – Kristalline Fragmentierung: Kubistisches und Futuristisches – Unerbittlicher Wille: Gewalt und Geschwindigkeit…

Dies sind nur einige der zahlreichen einladenden Kapitelüberschriften der 1416 Seiten umfassenden Kunstbetrachtung von Bernhard Maaz.

Der Bilderschatz der Münchner Pinakotheken und ihrer Filialen hat bekanntlich Weltrang. Dürer, Raffael, Leonardo, Rubens, Fragonard, Goya, Menzel, van Gogh, Manet, Kirchner, Picasso, Polke oder Dumas, nahezu jeder große Name ist hier mit bedeutenden Gemälden vertreten. Die langen Abende der Pandemie nutzte der Autor dazu, sich mit der reichhaltigen Sammlung der Pinakotheken erneut und eingehend zu befassen, um die Gemälde in beredten Texten zu befragen und sie in historische sowie aktuelle Kontexte zu stellen. Begeisternd und kurzweilig, kenntnisreich und vielseitig führt der Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen Bernhard Maaz durch die Sammlungen und präsentiert neben Highlights auch dem Publikum unbekanntere Meisterwerke von Augsburg bis Würzburg.

Bilder verhandeln Menschheitsfragen und spiegeln Weltgeschichte. Anhand von über tausend Gemälden entfaltet der Autor unterhaltsam und feinsinnig einen facettenreichen Überblick über kulturhistorische Phänomene wie das Renaissanceporträt, die barocke Stilllebenmalerei, das Denken der Aufklärung, die Facetten der Romantik oder die Abstraktion in der Moderne. Welche menschlichen Themen und Tugenden werden veranschaulicht, welche gesellschaftlichen Ideale berührt? Wie verleihen die Bilder der künstlerischen Selbstbefragung und den Zeitphänomenen vieler Jahrhunderte lesbaren Ausdruck? Die Aktualität der Werke steht dabei stets im Mittelpunkt. So werden beispielsweise mehr als zwei Dutzend Werke von Rubens in verschiedenen Kapiteln und Kontexten erwähnt – so auch im zweiten Band, der auf spätere Jahrhunderte eingeht.

Die Publikation konnte dank Finanzierung der Herbert Schuchardt-Stiftung realisiert werden, sämtliche Einnahmen kommen den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen zugute.