Alphonsine Plessis

Alphonsine Plessis

Dr. Winfried Rathke

DIE KAMELIENDAME von Alexandre Dumas Fils

 

Zögernd aus dem Grab ich krame

Reste der Kameliendame,

um die Fakten neu zu sichten

und ihr Faible zu belichten.

 

Ihre rührenden Gebeine

ruhen dicht bei Heinrich Heine,

längst befreit von Zeit und Zügel,

auf Montmartres Friedhofshügel.

Grab von Alphonsine Plessis

Oft lag sie als Kurtisane

lockend auf der Ottomane.

Ihre Kunst, die rein dual,

übte sie horizontal.

 

Ja, nach unsren Analysen 

lag ihr halb Paris zu Füßen.

Jeder wollt‘ sie als Maitresse. 

Anatomisches Interesse

ließ Salonlöwen erbeben

und zu ihrem Körper streben.

 

Alte, Kleine, Dicke, Krumme

zahlten klaglos jede Summe,

um mal ihren Leib zu mieten.

And’res wußt‘ sie nicht zu bieten.

 

Ihre Haut war ganz phantastisch,

duftend, weich und sehr elastisch.

Jedes Weib hat nun Probleme, 

meistens nicht sehr angenehme,

wenn sie solche Tage hat,

die für Liebe nicht probat.

 

Mademoiselle Alphonsine

trug dann, mit betrübter Miene,

rührend in dem Café-Schälchen,

vor der Brust rote Kamelien.

Allerdings das nur 5 Tage.

Wechsel dann der Stimmungslage.

Unserm Herrn sei Lob und Preis,

die Kamelien wurden weiß.

 

Weiß, das reizte nun Gemächte

fünfundzwanzig frohe Nächte,

oh, es kochte hinter Stirnen

in verhexten Männerhirnen.

Freier standen daher lange

brünstig vor der Haustür Schlange,

wollten hinter den Markisen

jene Leibesfrucht genießen.

Alexandre Dumas fils,

der auf ihre Schönheit stieß,

liebte sie wohl wie besessen,

war von Eifersucht zerfressen,

wenn sie ihn zwar reich beglückte

und an ihren Busen drückte.

 

 

 

Doch – sie wollte, was zu ahnen,

all den früheren Galanen

nicht, was leicht verständlich eben,

einfach so den Laufpass geben.

 

Alexandre mußt zuweilen

sie mit andren Herren teilen,

weshalb er aus dunklem Trieb

gleich ein Boulevard-Stück schrieb,

über jene anschmiegsame 

Traumfrau “Die Kamelien-Dame.”

 

Doch, obgleich sie heiß umworben,

ist sie leider jung verstorben.

Schon mit dreiundzwanzig Jahren

wurde sie zu Grab gefahren.

Schwindsucht, die nicht zu beheben,

riss sie aus dem prallen Leben.

 

Viele lustgeplagte Greise

schluchzten an dem Grabe leise.

Jemand warf – welch Sittendrama –

in ihr Grab seinen Pyjama,

anstatt Blumen selbstverständlich.

Ja, die Trauer war unendlich.

 

Aus der Story im Verschnitt

wurde ein Theater-Hit.

Den genossen anfallsweise

Adel und Gesellschaftskreise,

die der Künstlerin im Lieben

früher stets verschlossen blieben.

 

Selbst in Zirkeln, die hermetisch,

klatschte man nun ganz frenetisch.

Sarah Bernhardt war die tolle

Star- Aktrice dieser Rolle.

Sarah Bernhardt als Kameliendame

Nach d. Schauspiel der Verführung

folgten Tränenschwall und Rührung.

Verdi schrieb im Großformat da

seine Oper “La Traviata,”

 

hat sie damit musikalisch

und ein bissel theatralisch

für die Ewigkeit bewahrt,

an Romantik nicht gespart.

 

Ach, nun seufzten viele Männer,

nicht nur Trottel, sondern Kenner,

trauernd, mit verglaster Miene,

immer wieder: “Alphonsine !”

 

Mir errötet selbst die Zehe,

wenn ich vor Kamelien stehe.

Mich verwirren schon die Schilder,

wo nur draufsteht: “Camel Filter.” 

Alexandre Dumas fils

Reiseführer mit Zaubersprüchen für die Ewigkeit

Winfried Rathke widmet sich in seinem neuen Buch den Vorstellungen vom Jenseits

 

148 Seiten – 200 Abbildungen

Rheingau. (chk) –

Dr. Winfried Rathke hat viele Länder dieser Welt bereist, sich mit Kulturen, Philosophien, Religionen beschäftigt und sich auch mit ihrem Umgang mit dem Tod auseinandergesetzt. „Nachdem ich viele Friedhöfe, Grabmäler, Totentempel und Mausoleen in der Welt besucht und fotografiert habe, kam mir der Gedanke, aus all den Erinnerungen ein Büchlein zu machen. Hier ist es“, schreibt er im Vorwort seines jüngsten Werkes.

 

„Jenseits-Gedanken“, heißt das gerade erschienene Buch, das den Untertitel trägt, „Erwartung – Hoffnung – Illusion. Wanderungen in eine andere Welt.“ Er bezeichnet das Buch als eine „Art Bilderbuch“ über seine Fernreisen und tatsächlich ist es noch reicher bebildert als seine vorhergehenden Bücher. Da er bei seinen Reisen Unmengen Fotos geschossen habe, sei die reichhaltige Bebilderung einfach gewesen „Ich war früher oft auf Friedhöfen und habe ein Faible für seltsame Grabsteine entwickelt“, erzählt er. „Es ist einfach kurios, was man auf Friedhöfen findet.“ Dabei werde man immer auch mit Religionen und Jenseits-Vorstellungen konfrontiert und die Geschichte der Religionen, der man beim Reisen begegne, sei unbeschreiblich interessant. „Ich habe an islamischen, jüdischen und Zen-Kulten teilgenommen und viel darüber nachgedacht.“ Er hat sich mit interessanten Gräbern beschäftigt, Grab-beigaben studiert, wanderte unter Tage durch Katakomben und Krypten, beschäftigte sich mit Sarkophagen und erklomm selbst hochgelegene lykische Nekropolen. Was er erlebt und erforscht hat, gibt er in seinem Buch weiter, so dass es ein überaus unterhaltsames, informatives und lehrreiches „Bilderbuch“ geworden ist.

Sein Buch startet mit den Pyramiden, die vor rund 4.500 Jahren als Grabanlagen für die Pharaonen gebaut wurden. Auch wenn er dabei besonders die Bilder sprechen lässt, sind die begleitenden Texte aufschlussreich und regen die Neugier an, mehr über den jeweiligen Sachverhalt zu erfahren, was auch für das ganze Buch gilt. Er vermutet, dass die Sphinx von Gizeh eine Wächterfigur ist, die das Pyramidengrab ihres Pharaos bewachen soll. Tunnelsysteme, Grabkammern, Wandmalereien und die Mumifizierung der Toten geben Aufschluss über die Jenseits-Vorstellungen der alten Ägypter. Schutzgewährende Amulette und „Reiseführer“ mit Zaubersprüchen gehörten zu den Beigaben, die auf dem Weg in die Ewigkeit nicht fehlen durften.

Beeindruckend sind auch Rathkes Fotografien und Schilderungen von Petra in Jordanien. „In den steilen Schluchten des Talkessels ließ sich die Elite der Nabatäer Gräber in aushöhlender ‚Negativ-Architektur‘ schaffen“, schreibt er. Aus der antiken syrischen Stadt Palmyra zeigt er Fotografien von Grabtürmen, die der IS 2015 zerstört hat. Sein Streifzug führt durch den japanischen vom Buddhismus geprägten Totenkult und kommt zu den hinduistischen Riten, die für den westlichen „Geschmack“ befremdend sind. Keltische Gräber mit wertvollen Beigaben verraten viel über die Jenseits-Vorstellungen der Menschen, und die Größe der Gräber sagt etwas aus über die Bedeutung der Verstorbenen. Eine zeitliche Einordnung sei oft schwer möglich, schreibt Rathke und zeigt Fotos des „Fürsten vom Glauberg“, der nach Ausgrabungen in den 1990er Jahren als „hessischer Pharao“ durch die Medien gegeistert sei und samt Keltenschwert heute im Glauburg-Museum ausgestellt ist.

Eine überwältigende Bilderwelt hat er in Griechenland und Italien zusammengetragen und auch dazu die verschiedenen Vorstellungen in christlicher und vorchristlicher Zeit erläutert. Auch Impressionen von jüdischen Gräbern und einigen besonderen Grabsteinen fehlen nicht. Dazu kommen schlanke osmanische Grabsteine mit arabischen Inschriften, bis Atatürk das lateinische Alphabet einführte. Zwei besonders prachtvolle und berühmte Grabbauten wurden von islamischen Herrschern für ihre große Liebe errichtet, so das Mausoleum Tadsch Mahal in Agra in Indien und ein Grabbau in Uch Sharif im pakistanischen Punjab, den ein persischer Prinz für seine früh verstorbene Frau 1494 erbauen ließ.

Großer Trauer, großer Liebe und dem Traum vom ewigen Leben ist der vielgereiste Dr. Rathke in allen Ländern und allen Kulturen begegnet – in pompöser Architektur und in Grabmälern, die wahre Kunstwerke sind, wie beispielsweise auf dem Friedhof Staglieno in Genua. „Entworfen wurde er vom Architekten Carlo Barabino und 1851 eröffnet“, schreibt er. „Seine Grabmäler in einem Skulpturenpark, der sich über einen Quadratkilometer erstreckt, stehen in mediterraner Tradition. Staglieno ist Kunst-genuss unter freiem Himmel inmitten einer idyllischen Landschaft.“ Davon haben auch berühmte Besucher geschwärmt, wie Friedrich Nietzsche, Guy de Maupassant, Marc Twain und Kaiserin Sissi. Ein Beispiel zeigt das Coverfoto des Buches – das „Tomba Burrano“ von Piero da Verona.

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