KAFKA-Sprenger-Ebert: Amerika

KAFKA-Sprenger-Ebert: Amerika

AMERIKA – Verschollen in der modernen Welt

Nach dem Romanfragment von Franz Kafka in einer Fassung von Charlotte Sprenger und Olivia Ebert

Renas Gereimtheiten zu Kafka & Co…
 
‚Verschollenes Amerika…‘ 
Gedankenblitz-Gefecht voilà:
 
Zweifel haben mich heimgesucht…
Hätte Kafka Max Brod verflucht,
der sein Lebenswerk herausgab
nach der frühen Fahrt ins Grab?
 
Den letzten Willen missachtend,
Brief und Siegel ausschlachtend,
um die nimmersatte Wissbegier
der Welt zu stillen? Quel plaisir? 
 
Ich persönlich finde es grotesk 
(um nicht zu sagen: ‚kafkaesk‘),  
dass er nicht nur ‚er‘ sein kann,
Freiwild wurde, für jedermann
und * und jederfrau. Genau…
 
Die Genies lassen ihn nie ruhn.
Zu vielen scheint es opportun,
Sinn auf die Spur zu kommen,
der mit ins Grab genommen…
 
Seiner Werke Inhalt zu deuten
zu verfremden, auszubeuten
mancherlei hinein zu lavieren
what so ever zu etablieren…
 
Im Kafka-Jahr, hoch gefeiert,
wird um ihn herum geeiert
100plus Exegesen bestücken
die Welt. Wollen beglücken.
 
Kann Überflutung entzücken?
Ich persönlich steh auf Lücken
Doch ich empfehle hinzugehn
Und sich das Ganze anzusehen

Mit Johanna Kappauf, Jelena Kuljić, Christian Löber, Jochen Noch, Katharina Marie Schubert, Maren Solty, Edmund Telgenkämper, Luisa Wöllisch, Philipp Plessmann

Regie Charlotte Sprenger

Bühne & Kostüme Aleksandra Pavlović

Musik Philipp Plessmann

Choreografie Gili Goverman

Licht Stephan Mariani

Ton Johann Jürgen Koch, Thomas Schlienger

Dramaturgie Olivia Ebert, Caroline Schlockwerder

Schauspieler-Team finde ich fantastisch
Freiheitsstatue ist bombastisch
Kostüme fantasievoll und bunt 
Zu Kafka passend? Tu ich nicht kund…
Kulisse kann ich nicht recht beurteilen 
Ich werde jetzt davoneilen!
(Rena Sutor, Presse-Termin-München)
Münchner Kammerspiele
Schauspielhaus

 

AMERIKA

Premiere: 11.10.2024 (Spielzeit bis 15.2.25)

 

3 Stunden (inkl. Pause)

 

Mit englischen Übertiteln

 

Do-Sa: 15-45€, So-Mi: 10-40€, unter 30 Jahren jede Platzkategorie: 10€

 

Zum Beispiel: 

Franz Kafka

Ein deutschsprachiger Schriftsteller, bekannt für seine Romane und Erzählungen, die oft die Absurditäten und die Entfremdung des modernen Lebens behandeln. Kafkas Werke, wie „Der Prozess“ und „Das Schloss“, sind bekannt für ihre düstere, komplexe Darstellung menschlicher Ohnmacht.

Franz Kafka, Wikipedia

Max Brod

Ein enger Freund und literarischer Nachlassverwalter von Franz Kafka. Nach Kafkas Tod veröffentlichte er dessen unvollendete Werke, obwohl Kafka ihn gebeten hatte, diese zu vernichten.

Max Brod 1914, Wikipedia

Kafkaesk

Ein Begriff, der eine absurde, surreal wirkende Realität beschreibt, die geprägt ist von bürokratischen Hürden, Ohnmacht und unverständlichen Machtstrukturen. Der Begriff leitet sich von Franz Kafkas Werken ab und beschreibt oft ein Gefühl des Gefangenseins in einer undurchschaubaren Welt.

Karl Roßmann

Protagonist in Kafkas Roman „Amerika oder Der Verschollene“. Er steht symbolisch für das moderne Individuum, das in einer undurchsichtigen, hierarchischen Gesellschaft nach Zugehörigkeit sucht und mit sozialen Ungerechtigkeiten konfrontiert wird.

Bildungsroman

Eine literarische Gattung, die die persönliche Entwicklung und Reife eines jungen Menschen beschreibt, oft begleitet von verschiedenen Herausforderungen und Lernprozessen. Kafkas Werk stellt hier eine Umkehrung dieses traditionellen Konzepts dar, da Karl keine wirkliche Entwicklung durchläuft.

Zugehörigkeit

Ein wiederkehrendes Thema, das die menschliche Sehnsucht beschreibt, Teil einer Gemeinschaft zu sein und sich in der Gesellschaft verankert zu fühlen. In Kafkas Werk ist diese Suche oft vergeblich, was die Ohnmacht der Figuren unterstreicht.

Amerika oder Der Verschollene

Ein unvollendeter Roman von Franz Kafka, der die Erlebnisse des jungen Karl Roßmann beschreibt, der nach Amerika geschickt wird. Der Roman thematisiert das Spannungsverhältnis zwischen Erwartungen und Realität sowie die Schwierigkeiten der sozialen Eingliederung.

Der amerikanische Traum

Ein Konzept, das den Glauben beschreibt, dass jeder Mensch in den USA durch harte Arbeit und Entschlossenheit Wohlstand und Erfolg erreichen kann. In Kafkas Roman wird dieser Traum kritisch hinterfragt und als eine Illusion dargestellt, die viele Menschen an den Rand drängt.

Oxycontin-Skandal

Ein aktuelles Beispiel für kafkaeske Realität in der modernen Welt. Die pharmazeutische Industrie in den USA bewarb das Medikament Oxycontin als nahezu unproblematisch, was zu einer weit verbreiteten Opioid-Krise führte. Der Skandal zeigt die Machtstrukturen und die Schwierigkeit der Verantwortlichkeit in einem undurchsichtigen System.

Freiheitsstatue

Ein Symbol der Freiheit und des Versprechens auf ein besseres Leben in den USA. In dem Kontext des Textes wird sie als leeres Zeichen beschrieben, das die Diskrepanz zwischen dem Versprechen von Freiheit und der harten Realität widerspiegelt.

Entfremdung

Ein zentrales Thema in Kafkas Werken, das das Gefühl beschreibt, von der eigenen Gesellschaft und ihren Strukturen isoliert und entfremdet zu sein. Die Charaktere Kafkas erleben oft eine Distanz zwischen sich selbst und der Welt, in der sie leben.

Unübersichtlichkeit und Machtstrukturen

Beschreibt die Komplexität und Undurchdringlichkeit sozialer und bürokratischer Systeme, die für die kafkaeske Erfahrung charakteristisch sind. Die Machtstrukturen bleiben oft anonym und unverständlich, was dazu führt, dass sich Individuen wie Karl machtlos und „verloren“ fühlen.

Autoritäten und Ersatzväter

Im Roman treten verschiedene Autoritätsfiguren als Ersatzväter für Karl Roßmann auf, darunter sein Onkel. Diese Figuren symbolisieren die gesellschaftlichen Normen und Regeln, die Karl einzuengen versuchen, während er nach seiner eigenen Identität sucht.

Verlorengehen (Verschollenheit)

Ein Leitmotiv in Kafkas „Amerika“. Es beschreibt das Gefühl des Nicht-Ankommens, der Isolation und des Mangels an Zugehörigkeit. Für Karl Roßmann wird dieses Motiv durch seine ständige Entwurzelung und Ausgrenzung verkörpert.

Katze

Die Katze ersetzt in der Inszenierung alles, was Karl mit der Heimat verbindet und das er auf seiner Reise verliert: seinen Koffer, seinen Anzug, die Photographie seiner Eltern. Kafka nutzte in vielen Erzählungen Tiermetaphern. Während Kafkas Protagonist Gregor Samsa in „Die Verwandlung“ zu einem Käfer wird, ist die Katze als Tier mit ihren lautlosen Bewegungen und plötzlichen Stimmungswechseln eine Metapher für das ständig Veränderliche und das Potenzial zur plötzlichen Metamorphose – ein Thema, das Kafka fasziniert hat.

Empathie

Ein Aufruf im Text, Mitgefühl für diejenigen zu zeigen, die, wie Karl Roßmann, in einer komplexen und oft feindseligen Gesellschaft nach einem Platz suchen. Empathie wird als notwendige Haltung in einer Welt beschrieben, die immer stärker von Isolation und Machtmissbrauch geprägt ist.

Wie kein anderer Text Kafkas beschreibt „Der Verschollene“ die Klassenverhältnisse einer kapitalistischen Gesellschaft.

 

Der 16-jahrige Karl Roßmann, der von seiner Familie verstoßen und nach Amerika geschickt wird, muss sich in immer wieder neuen sozialen Konstellationen behaupten. Die technokratische Ordnung des Unternehmer-Onkels imWolkenkratzer hoch über New York, die Realität zweier Gelegen-heitsarbeiter auf der Straße, die überarbeiteten Liftboys eines Hotels, eine beengte Wohngemein-schaft im Künstlermilieus – sie alle spielen das Gesellschaftsspiel von Macht und Ohnmacht, von Anpassung und Rebellion, das den Besitzenden die besten Karten in die Hände spielt und nach den Schwächeren tritt. Gerade diese Verstoßenen und Verschollenen aber geben ihre Zukunft nicht auf, sondern machen als Lebenskünstler*innen erfinderisch weiter.

 

Charlotte Sprenger inszeniert feinsinnige, musikalische, spielerische Ensembleabende, unter anderem am Thalia Theater in Hamburg. Nun zeigt sie eine erste große Arbeit an den Münchner Kammerspielen, wo sie bereits 2022 den Fassbinder-Film „Die dritte Generation“ als Jahrgangs-Inszenierung der Otto Falckenberg Schule auf die Bühne brachte.

 

„Das heutige Ohnmachtsgefühl entsteht dadurch, dass wir Bewusstsein haben über die Verhältnisse und trotzdem Regeln befolgen, die wir nicht gemacht haben und die wir auch oft nicht nachvollziehen können, geschweige denn gutheißen. Der Visionär Kafka erzählte uns das schon vor 100 Jahren in seinem Roman-Fragment.“

(Charlotte Sprenger, Regisseurin)

Amerika / Der Verschollene Katharina Marie Schubert, Philipp Plessmann Foto: Gabriela Neeb

Mit :

Johanna Kappauf, Jelena Kuljić, Christian Löber, Jochen Noch, Katharina Marie Schubert, Maren Solty, Edmund Telgenkämper, Luisa Wöllisch, Philipp Plessmann

Regie Charlotte Sprenger

Bühne & Kostüme Aleksandra Pavlović

Musik Philipp Plessmann

Choreografie Gili Goverman

Licht Stephan Mariani

Ton Thomas Schlienger, Johann Jürgen Koch

Dramaturgie Olivia Ebert, Caroline Schlockwerder

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