ORPHEA IN LOVE
Wenn Oper und Kino sich umarmen
Zum Auftakt des UniCredit Septemberfests in Kooperation mit dem FILMFEST MÜNCHEN zeigte die Bayerische Staatsoper, am Samstag, den 17. September 2022, den von Axel Ranisch eigens für das Opernhaus produzierten Film ORPHEA IN LOVE. Als offizieller Kinostart wurde der 30. März 2023 genannt.
Es ist ungewohnt, einen Film in einem renommierten Opernhaus auf der Leinwand zu sehen. Schon bei den einleitenden Reden zu dieser ‚Weltpremiere‘ (u.a. durch Christoph Gröner, künstlerischer Leiter des FILMFEST MÜNCHEN und Opernchef Serge Dorny) ergänzt durch ein kurzes Statement von Axel Ranisch ließ der Applaus erkennen, dass der Regisseur eine große Fangemeinde im vollen Opern-Haus hatte.
Der antike Mythos um Orpheus und Eurydike ist Hintergrund der modernisierten Geschichte, die getragen wird vom Soundtrack des Bayerischen Staatsopernchors und des Bayerischen Staatsorchesters. Die eingearbeitete Musik von Berlioz, Puccini, Verdi etc., nimmt mich ohne wenn und aber für den Film ein, dessen phantasievolle, bildgewaltige Handlung mit viel Psycho-Drama zwar sicher eine große schöpferische Leistung aber eher nicht so ganz mein Fall ist. RS/PTM
Wenn sich Oper und Kino umarmen, ist ein Künstler vom Range Axel Ranischs nicht fern: der 39-jährige Regisseur hat nicht nur Kinofilme wie ICH FÜHL MICH DISCO und ALKI ALKI gedreht – beide feierten Uraufführung beim FILMFEST MÜNCHEN –, sondern inszeniert auch regelmäßig für die Bühne, zuletzt an der Staatsoper Stuttgart. Seinen ersten eigenen Opernabend durfte er bereits 2013 für die Bayerische Staatsoper gestalten, der er seither verbunden geblieben ist.
“Mit Axel Ranisch feierten wir schon in den letzen Jahren wunderbare Premieren auf dem Filmfest München mit ICH FÜHL MICH DISCO, REUBER und ALKI ALKI. Die Uraufführung seines neuesten Films ORPHEA IN LOVE führt uns nun an die Bayerische Staatsoper, wo unsere gemeinsamen Leidenschaften zusammenkommen: für Film, für Oper, für gemeinsames Kulturschaffen und Kulturerleben”, sagt Christoph Gröner, Künstlerischer Leiter des FILMFEST MÜNCHEN.
Mit ORPHEA IN LOVE verknüpft Ranisch nun diese beiden Künste auf kongeniale Weise, indem er den klassischen und für das Musiktheater wie fürs Kino häufig adaptierten Stoff um den begnadeten Sänger Orpheus und seine verlorene Geliebte Eurydike frei bearbeitet: Die junge Callcenter-Mitarbeiterin Nele (Mirjam Mesak vom Ensemble der Bayerischen Staatsoper) lernt den kleinkriminellen Kolya (Guido Badalamenti von der Ballettkompanie des Gärtnerplatztheaters) kennen. Während Nele ihre Gefühle mittels ihres Gesangs zum Ausdruck bringt, stellt Kolya sein Innenleben mit ausdrucksstarkem Tanz dar. Zwischen beiden entsteht eine geradezu magische Verbindung, sie verlieben sich – doch plötzlich reißt das Schicksal sie brutal auseinander. Weil Nele ihre große Liebe zurück möchte, begibt sie sich auf der Suche nach Kolya wie Orpheus in die Unterwelt, wo sie mit ihren eigenen Dämonen konfrontiert wird und dabei letztlich lernen muss, ihr verloren gegangenes Vertrauen wiederzufinden.
Axel Ranisch macht aus dem antiken Mythos ein Fest für Augen und Ohren. Ihm gelingt ein modernes und dennoch traditionsbewusstes Opern-Pasticcio mit großartigen gesanglichen Beiträgen (es musizieren das Bayerische Staatsorchester und der Chor der Bayerischen Staatsoper unter der Leitung von Antonino Fogliani, Stefan Soltesz und Ivor Bolton) und einem tollen Schauspiel-Ensemble, u. a. Ursula Werner, Ursina Lardi und Heiko Pinkowski.
Insbesondere Hauptdarstellerin Mirjam Mesak ist hervorzuheben, die ihr stimmliches Talent bereits vielfach an der Bayerischen Staatsoper unter Beweis gestellt hat und hier obendrein mit einer beeindruckenden Kamerapräsenz zu überraschen vermag. Die starke Visualität (Bildgestaltung Dennis Pauls) trägt ihren Teil dazu bei, dass man es hier nicht einfach mit abgefilmtem Musiktheater zu tun hat, sondern vielmehr einem genuinen Grenzgänger zwischen den Kunstformen, den es so aus Deutschland noch nicht gab. ORPHEA IN LOVE ist eine Produktion von Sehr gute Filme, schöne neue filme und EuroArts Music International in Koproduktion mit Bayerische Staatsoper, BR/Arte und Shoot’n’Post und im Verleih von missingFILMs.
Offizieller Kinostart ist der 30. März 2023. Der Film wurde gefördert durch BKM, DFFF, FFF Bayern, MV-Filmförderung.