Echte Esser – pro Weihnachtsgans

Echte Esser – pro Weihnachtsgans

koch-0003.gif von 123gif.deÜbergewicht hat viele Gesichter – Aber die Weihnachtsgans ist unschuldig!
Mehr als 15 Ursachen tragen zu Übergewicht bei – die Festtagsgenüsse gehören sicher nicht dazu.
„Genießen Sie Gänsebraten & Co. zum Weihnachtsfest mit allen Sinnen und vollem Genuss – aber lassen Sie sich nicht von Ratschlägen zu gesunder Ernährung verrückt machen“, rät Ernährungswissenschaftler Uwe Knop.
Hofheim a.Ts., 23.11.12. Jedes Jahr zur Weihnachtszeit ist es wieder soweit: Die große Schar „Ernährungsapostel“ bringt ihre frohe Botschaft unters Volk, wie man sich „gesund und kalorienbewusst“ während der Feiertage ernähren soll, damit man nicht dick wird. Doch „diese Ratschläge können Sie getrost ignorieren“, meint Ernährungswissenschaftler Uwe Knop, „denn dick wird man höchstens zwischen Neujahr und Weihnachten, aber sicher nicht während der Festtage zum besinnlichen Jahresausklang.“ Seine Empfehlung lautet: „Genießen Sie diese besondere Zeit mit ihren kulinarischen Köstlichkeiten mit allen Sinnen, echtem Hunger und vollem Genuss.“ Denn die Wissenschaft habe bis- lang keinen einzigen Beweis geliefert, dass „Weihnachtsfeiern und Gänsebraten dick machen.“ Ganz im Gegenteil, erklärt Knop: „Die Weihnachtsgans ist am Übergewicht völlig unschuldig – weil generell gilt: einzelne Lebensmittel als dickmachende Buhmänner abzustempeln, das ist wissenschaftlicher Nonsens.“
Übergewicht entwickele sich nicht aufgrund bestimmter Speisen, sondern auf Basis eines komplexen Zusammenspiels zahlreicher Ursachen, die stets individueller Natur seien. „Dazu gehören insbesondere das Erbgut (Gene), das zu 70 bis 80 Prozent unser Körpergewicht bestimmt sowie Emotional Eating (Essen aus Frust, Kummer oder Stress) und Schlafmangel – oder die soziale Schicht, die Herkunft und das Bildungsniveau. Darüber hinaus können auch Krankheiten (Schilddrüsenunterfunktion) oder Medikamente (Antidepressiva, Betablocker) zu Fetteinlagerung führen“, so Knop. Daher sei jegliche „Warnung vor dickmachenden Weihnachtsgenüssen nichts weiter als ideologisch geprägte Missionierung von Ernährungsaposteln, die noch immer an die Existenz ungesunder Lebensmittel glauben.“
Gesunde Lebensmittel? Gibt es nicht!
Dabei hat die führende deutsche Ernährungsinstitution DGE (Deut- sche Gesellschaft für Ernährung) bereits 2010 in einem dpa-Interview zu Knops Buch HUNGER & LUST* klargestellt: „Die Einteilung in gesunde und ungesunde Lebensmittel hat keinen Sinn.“ Der gleichen Meinung sind auch das DIfE (Deutsches Institut für Ernährungsforschung) und der aid-Infodienst. Für Knop gilt weiter: „Empfehlungen zu gesunder Ernährung und der Glaube an den Weihnachtsmann haben eines gemeinsam: Beide basieren nicht auf wissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen, sondern auf Vermutungen, Überlieferungen und Wünschen. Und das liegt an der äußerst schwachen Datenbasis, auf die sich die Ernährungswissenschaft stützen muss: deren Beobachtungsstudien ergeben ausschließlich statistische Zusammenhänge (Korrelationen), die nur Vermutungen zulassen, aber niemals Ursache-Wirkungs-Beziehungen (Kausalitäten) liefern.“ (1,2) Ein Beispiel: Genauso wie diese so genannten „epidemiologischen Untersuchungen“ zeigen, dass Wurstesser öfter an Diabetes erkranken, genauso gut könnte dieser Zusammenhang für Zuschauer der Tagesschau bestehen. „Aber damit ist natürlich kein Beweis erbracht, dass die Tagesschau das Diabetesrisiko erhöht – und das Gleiche gilt für die Wurst.“
Woher kommt Übergewicht? Man weiß es nicht!
Und so ratlos wie die „bemitleidenswerten Ernährungswissenschaften“ (Professor Gerd Antes, Direktor des deutschen Cochrane-Instituts zur Bewertung von wissenschaftlichen Studien) in Sachen gesundheitsrelevante Effekte des Essens sind, genauso ratlos stochern Adipositasforscher im Nebel des komplexen Ursachengeflechts von Übergewicht – denn mindestens 15 verschiedene Gründe können bei der Entstehung von Übergewicht individuell zusammenspielen. Allgemeine Aussagen zu „adipogenen“, also Fettleibigkeit fördernde Faktoren lassen sich daraus jedoch bislang nicht ableiten. „Die Ernährungsapostel sollten ihre wissenschaftlich völlig unbegründeten Warnungen vor dickmachenden Festtagsgenüssen also besser für sich behalten. Gerade zur Weihnachtszeit, wo es sich Menschen nach einem anstrengenden Jahr kulinarisch richtig gut gehen lassen, ist diese ideologische Bevormundung völlig fehl am Platz“, so Knop.

HINTERGRUND: Übergewicht hat viele Ursachen
Gene (Wissenschaftler schätzen, dass 70-80% des Körpergewichts durch das Erbgut bestimmt werden)
Emotional Eating (hungerfreies Essen aus Frust, Kummer, Langeweile, Stress oder aufgrund traumatischer Ereignisse, beispielsweise in der Kindheit [„Essen als seelentröstender Schutzpanzer“])
Krankheiten / Stoffwechselstörungen (z.B. Schilddrüsenerkrankungen)
Medikamente (z.B. gegen Bluthochdruck und Diabetes o- der Psychopharmaka)
Schlafmangel / schlechter Schlaf
Soziale Schicht & Bildungsstand (je niedriger beides, desto höher die statistische Wahrscheinlichkeit für Übergewicht)
Kultureller Hintergrund / Herkunft (insbesondere Kinder aus Südeuropa haben eine höhere Wahrscheinlichkeit für Übergewicht) 

Neben diesen sieben Ursachen gibt es weitere, teils sehr überraschende Gründe, die Menschen dicker machen sollen …
Folgende Faktoren stehen aufgrund diverser Studien ebenfalls in statistischem Zusammenhang** mit Übergewicht:
Einzelkinder („sind dicker als Geschwister“)
Einschulung („macht Kinder dick“)
TV im Kinderzimmer („führt zu unachtsamen Essen“)
Dicke Freunde („soziale Ansteckung“)
Temperatur zu Hause („zu warm fördert Übergewicht“)
Mandel-Entfernung in der Kindheit („Mandellose Erwachsene sind durchschnittlich dicker“)
Darmbakterien („Dickmacher-Darmflora“) 


** Es liegen Korrelationen (statistische Zusammenhänge) aus Beobachtungsstudien vor, die ausschließlich Vermutungen und Hypothesen zulassen – aber niemals Kausalitäten ergeben. Das heißt, niemand weiß, ob die oben genannten Faktoren ursächlich zu Übergewicht beitragen (Ursache-Wirkungs-Beziehung). 
Darüber hinaus steht ein niedriger Anteil an braunem Fettgewebe in Verdacht, zur Entwicklung von Übergewicht beizutragen (dieses „braune Heizofenfett“ verbrennt weißes Körperfett zu Wärme). 
„Einem Menschen, der unter seinem Übergewicht leidet, pauschal eine Diät & Bewegung zu „verordnen“, das ist grob fahrlässig und wird der Komplexität krankmachender Kilos nicht gerecht – und kann schlimmstenfalls zu Essstörungen und weiterer Gewichtszunahme führen“, erklärt Knop. Bei jedem Menschen, der Hilfe benötigt und sucht, sei daher eine ausführliche Analyse seiner gesamten Lebensumstände zwingend erforderlich, um die stets individuellen und multikausalen Ursachen des Übergewichts herauszufinden. Erst dann ließen sich daraus gezielte therapeutische Maßnahmen ableiten, die an den wahren Ursachen ansetzen. Unter Berücksichtigung der oben aufgeführten Ursachen werde auch klar, warum alle gut gemeinten, staatlichen Aufklärungskampagnen zur „Prävention von Übergewicht“ erfolglos bleiben: „Nach dem Gießkannenprinzip allgemeine Ratschläge zu „gesunder Ernährung & mehr Bewegung“ zu propagieren, das läuft ins Leere. Denn die unpersönlichen Kampagnen erreichen nicht annähernd die vielschichtige Ursachenebene, die bei jedem krankhaft Übergewichtigen individuell zugrunde liegt – und die in einer Einzelfallanalyse umfassend untersucht werden muss, um Menschen mit Gewichtsproblemen tatsächlich echte Hilfe zu leisten“, so Knop (3,4). 
(1,2) Freiheit für den Festtagsbraten! Welt am Sonntag, 11.12.2011, Uwe Knop (der ökotrophologische Weihnachtsartikel ist ein Jahr alt, aber aktuell wie heute) und Bist Du krank? Trink Bohnentrank! 02.05.2012, Novo Argumente, Uwe Knop
(3, 4) Anti-Übergewichtskampagnen: Der staatlich forcierte Jo-Jo-Effekt, 06.08.2012 und Ba(h)r jeglicher Vernunft – Sinnloser Aktionismus gegen „dicke Kinder“ , 26.10.2012, beide: Novo Argumente, Uwe Knop
* „HUNGER & LUST – Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz“ seit Juli 2012 als umfassend erweiterte vierte Auflage in der Vito von Eichborn Edition-BoD erhältlich: Autor und Diplom- Ernährungswissenschaftler Uwe Knop analysierte für HUNGER & LUST die vergangenen sechs Jahre Ernährungsforschung (2007 bis 2012) anhand von über 400 Studienergebnissen – leicht verständlich zu lesen, auch ohne Fachkenntnisse. Sein Fazit: „Kein gesunder Mensch braucht Ernährungswissenschaft.“
 

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