Rathkes satirische Randnotizen
Die Wildschweinplage
Das Wildschwein ist ein wildes Schwein.
In unser Haus kommt es nicht rein.
Ich habe ihm noch nie vertraut,
weil es sofort alles versaut.
Es ist ein unbeherrschtes Tier,
nicht so zivilisiert, wie wir,
denkt nur grunzend an das Fressen,
anstatt kultiviert zu essen.
Es wühlt hundsgemein und dumm,
alle Parks und Gärten um,
suhlt im Matsch, zerstört Rabatten,
wo wir schöne Blumen hatten.
An Bäumen scheuert es sein Fell,
wenn sein Juckreiz kriminell,
weil an Zotten und den Borsten,
Zecken, Milben, Flöhe horsten.
Der Mann ist ein besonders geiler
Schwarzkittel, man nennt ihn „Keiler.“
Im Wald ist er total erfahren,
und hat Lust, sich dort zu paaren.
Sein Maul hat kräftig lange „Hauer“.
Auf Menschen ist der Keiler sauer,
weil Jäger ihn am liebsten schießen,
wonach Jägermeister fließen.
Die Damenwelt besteht aus „Bachen“,
die Zäune gern zu Trümmern machen.
Im Müll durchstöbern sie mit Wonnen
Kisten, Kasten, Eimer, Tonnen.
Ferkel, die kaum ausgereift,
sind „Frischlinge“ und längsgestreift.
In Scharen kommen sie als „Rotten“,
die jetzt durch unsre Städte trotten.
Sie fressen Eicheln, Eckern, Schnecken,
auch Goldfische aus Wasserbecken,
Wurzeln, Knollen, Nüsse, Beeren,
selbst Mäuse können sie verzehren.

Sie mögen Würmer, Kräuter, Gras,
Pilze und auch frisches Aas.
Schnecken, Vogeleier, Mais,
verspeisen sie gleich haufenweis.
Vorzugsweis sieht man sie schnüffeln
an Früchten, Engerlingen, Trüffeln.
Sie fressen alles, was gut schmeckt,
selbst wenn‘s tief im Boden steckt.
Dann füttern sie mit Gönnermienen
im Gedärm ihre Trichinen
und können selbst in diesen Zeiten
noch die Schweinepest verbreiten.
Das Wildschwein ist heut ein Kollege,
dem geht man besser aus dem Wege.
Steht’s vor Deinem Kühlschrank, dann
ruf das Veterinäramt an.
Oder sollte man‘s probieren,
selbst das Schwein zu liquidieren???
Wenn man’s umfährt in der Nacht,
wird es rasch zu Wurst gemacht!

Winfried Rathke







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