31.03.2022 Osterwold audio
Tobias Haberl
Der gekränkte Mann
Bekenntnisse eines Auslaufmodells
Wie geht das, Mann sein heute?
Männer sind die Geisterfahrer der modernen Gesellschaft: Der Feminismus stellt sie als Mängelwesen dar – »toxische Männlichkeit« ist zu einem Kampfbegriff geworden. Und die vermeintlichen Übeltäter? Passen sich geschmeidig an oder aber: fühlen sich überrollt von einer Logik, die ihre männliche Identität als zerstörerisch brandmarkt.
Tobias Haberls „Auslaufmodellstudie“ finde ich sehr stimmig! Umso mehr, als ich meine sieben Brüder, sprich: „alte, weiße Männer“ lebenslang aus nächster Nähe studieren konnte. Im Verbund mit zwei weiteren Schwestern (zehn Geschwister) waren wir uns stets einig, dass unsere Brüder und deren Freunde zwar durch die Bank ’starke Machozüge‘ aufwiesen, was uns allerdings mehr amüsierte als kränkte. Diese Männer haben wir stets als willkommene Herausforderung empfunden, unsere Zungen zu schärfen und die gutmütigen Jungs (das sind viele Männer, wenn man charmant mit ihnen umgeht) verbal in ihre Schranken zu verweisen. Das hat die Lebenstüchtigkeit sehr befördert, das Selbstbewusstsein gestärkt und die Überzeugung, dass Konfrontation wenig hilfreich ist.
Wie Haberl bin ich auch der Meinung, dass übertriebene, entstellende ‚gender‘-Eingriffe in die Sprache das Gegenteil von gut sind, und wenn sie noch so gut gemeint sind. (Rena Sutor/PTM)
Renas Reim…
Gen-der oder Gen-die?
Vom Ei zum Huhn, aber wie?
Hätte, Fahrrad*innen-Kette?
Jede Wette… Suffragette… Hätte…
Hätte… man bisher konstant
so einen Unsinn-Stil verwandt
unterschlüge man heut’ gern
so manches innen und den*,
weil es Wortharmonie crasht,
das Gehirn aber nicht wäscht.
Viele mir bekannte Machos
auch frau-affinere Muchachos
sehen sich nur sprachlos an
Bei dem irren Gender-Wahn.
Befinden oft, im Geist vereint
Gut-Gegenteil = gut gemeint
Hin und her und viel Gezeter,
Manno-, (oder Frau-o?)-meter
Mir fällt auch grad der Wein ein.
Wird’s bald Wein*innen sein?
Da versteh ich keinen Spaß.
Nicht mal nach dem 4. Glas.
Weißer oder schwarzer Trüffel.
Gibt’s da auch bald nen Rüffel?
Weißwurst: die und weiß?
Rassismus? Einbahngleis!
Im Buchstabenwald verirrt
bin ich nachhaltig verwirrt!
Nomen stets nur Omen est
wenn es das Gehirn zulässt.
Somit bleibt Rassist Rassist,
ob er*sie Negerküsse frisst
oder Schoko-Kuss verzehrt,
weil er*sie ‚Farbiges‘ nicht ehrt
(Rena Sutor, aus: „Ein weiterer Blick ins Weinglas„)