Buch: Ein gutes Herz

Buch: Ein gutes Herz

978-3-257-06877-1Sept. 2013 Diogenes Verlag
Leon de Winter

Ein gutes Herz

Roman. Aus dem Niederländischen von Hanni Ehlers
512 S., ca. 22.90 € (D), 23.60 € (A), ca. 32.90 sFr, Hardcover Leinen. ISBN 978-3-257-06877-1
Wieder einmal erwartet uns großes Theater aus der Feder von Leon de Winter, der Realität, Fiktion und Mysterium gut gemischt in Szene setzt. Nur ungern habe ich gelegentlich den Lesefluss unterbrochen und yahoot, um reale und fiktive Personen richtig einzuordnen und nicht den Faden zu verlieren. In seiner Danksagung erwähnt der Autor: „Ich habe aus so vielen Internetquellen geschöpft, dass ich die Übersicht verloren habe.“ Womit er aber nicht diejenige über seine Handlung meint. Denn da ist der logische Spannungsbogen vom Diesseits bis ins Jenseits gesichert…
Der von Mohamed Boujeri geköpfte Filmemacher und Islamistenhasser Theo van Gogh, säuft und pafft sich im Jenseits, das für ihn die „kosmische Variante ist, die er für fundamental christlich hält“ mit Gratisstoff himmlischen Zeiten entgegen. Dieses luftige Hinterstübchen hat ihm Leon de Winter eingerichtet, weil er ihm in einer kreativen Phase im Traum suggeriert hat: „Ein Akt der Selbstlosigkeit führt zu einer Kettenreaktion von Millionen guter Momente“… In jenem „Himmel auf Bewährung“, der vergleichbar ist mit dem, was uns in der katholischen Grundschule als Fegefeuer verkauft wurde, gibt es auch Bewährungshelfer. Just da kommt Franziskaner-Priester Jimmy Davis ins Spiel, der zu Lebzeiten fleischlichen Genüssen nicht widerstehen konnte und somit gegen das Zölibat verstieß. Gewissermaßen steht Jimmy auch für eine elegante Art der Organvergabe-Manipulation. Hat er doch dafür gesorgt, dass sein gutes Herz in Max Kohn gelandet ist, dem kriminellen Ex beider (!) Herzdame. Durch die Güte dieses Herzens  gerät Max auf den rechten Weg und zur Ex zurück. Uff!
In die Romanstory bringt Leon de Winter auch sich und Teile seines Lebens ein. Außerdem weitere Personen des öffentlichen Lebens wie Geert Wilders, Bram Moszkowicz, Job Cohen und andere interessante Sacher und Widersacher aus Politik, Wirtschaft, Unter-, Zwischen- und Scheinwelt. Aus verschiedensten Himmels- und Glaubensrichtungen laufen die Fäden auf gemeinsame Knotenpunkte zu und lösen sich wieder auf – in Wohlgefallen oder auch nicht.
Die zwischengeschalteten Memos mit Frans van der Vens Lichtinzident scheinen mir nicht unbedingt ein Highlight der Story zu sein, wenngleich das LI als Interaktion mit dem Jenseits als Nebenschauplatz durchaus eine Daseinsberechtigung hat. RS/PTM

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