Biophilia Effekt

Biophilia Effekt

Biophilia-Effektedition a
Clemens G. Arvay

Der Biophilia
Effekt

Heilung aus dem Wald

 

253 S., ISBN 978-3-99001-113-3

Unsere freie Mitarbeiterin, Ursula Süß-Loof, M.A. hat sich in das Buch und in die Materie vertieft (RS)

Zwischen Mensch und Natur besteht ein geheimnisvolles Band. Hildegard von Bingen schrieb schon im zwölften Jahrhundert ihre Erkenntnisse über die Heilwirkung der Wildpflanzen auf und bis heute ist ihr Name eng mit der Kräuterheilkunde verbunden. Sie wusste vom heilenden Band zwischen Mensch und Natur und nannte die Kraft, die in Pflanzen und anderen Lebewesen wirkt, ‚Grünkraft‘. Das, was bisher eher ein Gefühl war, wird heute von der Wissenschaft untermauert.

Die Wirkung dieses heilenden Bandes zwischen Mensch und Natur auf uns ist deutlich größer als bisher angenommen und nun auch wissenschaftlich belegt. Danach kommunizieren Pflanzen mit unserem Immunsystem und stärken es. Bäume senden Substanzen aus, die – messbar nachgewiesen – gegen Krebserkrankungen wirken. Schon der Anblick unterschiedlicher Landschaften – auch nur eines Baumes – kann zur Heilung verschiedener Krankheiten beitragen und ein Spaziergang im Grünen die Stimmung aufhellen.


Dass der Wald uns gut tut, spüren wir intuitiv. Die wohltuende Wirkung eines Aufenthalts in Wald und Flur hat sicher jeder schon mehr oder weniger intensiv erlebt. Der Philosoph Erich Fromm nannte die Sehnsucht des Menschen nach der Natur ‚Biophilia‘. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie ‚Liebe zur baum-0106.gif von 123gif.deNatur‘, wörtlich ‚Liebe zum Leben‘. Später nahm ein Harvard-Professor den Begriff auf und stellte die ‚Biophilia-Hypothese‘ auf, das Bedürfnis des Menschen nach Verbindung mit der Natur, als Produkt der menschlichen Stammesgeschichte. Der Mensch ist Teil der Natur wie alle anderen Lebensformen, in allen wirkt die gleiche Lebenskraft, Hildegard von Bingens ‚Grünkraft‘.


Mit welchen Mechanismen die Natur auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden wirkt, stellt der Biologe Clemens G. Arvay in diesem Buch ausführlich vor und erklärt auch, wie wir diesen ‚Biophilia-Effekt‘, nämlich die positive Wirkung der Natur auf den Menschen, für uns nutzen können – im Wald ebenso wie im eigenen Garten, der Nachempfindung der Natur. Dazu hat er zahlreiche Studien gesammelt, die belegen, wie sehr der Mensch mit seiner Umwelt verbunden und vernetzt ist, und bringt dem Leser die wissenschaftlichen Erkenntnisse sehr lebendig und auf verständliche Weise nahe.


Der Schlüssel zur Gesundheit ist das Immunsystem. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass es Terpene aus der Waldluft entschlüsseln kann und darauf mit einer Steigerung der Abwehrkräfte reagiert oder auch über die Senkung von Stresshormonen. – Nachweisbar und messbar. Schon ein Waldaufenthalt von zwei Tagen hintereinander, animiert die natürlichen Killerzellen im Körper zu einer Leistungssteigerung von mehr als fünfzig Prozent. Und diese erhöhte Leistung hält noch dreißig Tage danach an. Bereits ein einziger Wald-Tag oder ein ausgedehnter Spaziergang durch den Wald erhöht die Aktivität dieser Killerzellen für etwa sieben Tage. Was bedeutet, dass sie effizienter als sonst Viren, Bakterien und potentielle Krebszellen aufspüren und eliminieren. Weshalb der Autor statt teurer Tropfen und Tabletten Waldluft zur Stärkung des Immunsystems empfiehlt. Mit ‚Waldtherapie‘, ‚Gartentherapie‘ oder in der Geriatrie wird die Heilwirkung der Natur bereits in einigen Gesundheitseinrichtungen genutzt. In Japan zum Beispiel, ist ‚Waldbaden‘, das Einatmen der Waldatmosphäre, bereits als gesundheitsfördernde Maßnahme zur Vorbeugung und unterstützenden Behandlung von Krankheiten offiziell anerkannt.

Um möglichst umfassend in den Genuss der positiven Naturkräfte zu kommen, erhält der Leser vom Autor über die Vermittlung der biologischen Grundlagen und wissenschaftlichen Erkenntnisse hinaus eine ganze Reihe praktischer Tipps und detaillierter Anleitungen an die Hand, wie die heilende Wirkung von Wald und Natur auf den Menschen optimal genutzt werden kann. Dazu gehört etwa die Gestaltung eines Gesundheitsgartens, eines Gartens für die Alten, Gestaltung und Durchführung eines Rückzugs in die Natur zur Stressreduktion, Autogenes Training oder Meditation in der Natur.


Ergänzt und sehr lebendig wird das interessante und lehrreiche Buch auch durch vielerlei Fallbeispiele aus der medizinischen Praxis, mit Anwendung der Erkenntnisse über den Biophilia-Effekt oder dessen Ableitung daraus.


Bäume zu umarmen als Mittel intensiver Naturerfahrung ist durchaus bekannt – und gerne als ‚esoterisch‘ belächelt. Nach der Lektüre dieses lesenswerten Buches mag sich vielleicht der eine oder andere versucht fühlen, es ebenfalls einmal zu tun. (Ursula Süß-Loof, M.A.)

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