2020 Westend Verlag
Sven Plöger
ZIEHT EUCH
WARM AN,
ES WIRD
HEISS!
Den Klimawandel verstehen und aus der Krise für die Welt von morgen lernen
318 S., € 19,95, ISBN 978-3-86489-286-8
Besprochen von unserer Mitarbeiterin Ursula Süß-Loof, M.A.
Trockenheit, Waldschäden und Waldbrände, dann wieder Platzregen mit Hagel und Sturmböen –unser Klima verändert sich immer schneller und extreme, oft tragische Wetterereignisse häufen sich. Das Thema Klimawandel ist Realität, auch wenn die Coronakrise seit Monaten die Diskussion darum verdrängt. Handeln ist dringend nötig. Und die Zeit drängt. Wollte man wie 2015 auf der UN-Klima-Konferenz in Paris beschlossen, das 1,5-Grad-Ziel maximaler Erwärmung bis zum Jahr 2100 noch erreichen, müsste die Einsparung an CO2-Emissionen jedes Jahr so groß sein wie durch den Shutdown. Das wäre nach Meinung des Klimaexperten Sven Plöger möglich. Dazu müssen wir die Gier, die im jetzigen System steckt, in den Umbau der Wirtschaft lenken. Damit der Wohlstand bleibt, muss der Green Deal kommen.
Der aus Funk und Fernsehen bekannte Diplom-Meteorologe weiß um die Brisanz des Klimawandels als größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts und erklärt im vorliegenden Buch wissenschaftlich fundiert und gleichzeitig verständlich, wie unser Klimasystem funktioniert, wodurch es in Gefahr ist und mit welchen Folgen, wie man skeptischen Stimmen begegnet und dass die aktuelle Krise eine echte Chance ist, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Er will weder Panik verbreiten noch missionieren, vielmehr informieren, und liefert konkrete Lösungsansätze, wie man diese Klimakrise in den Griff bekommen kann. – Keine leichte Aufgabe, wie sich zeigt, die nicht nur Politik und Wirtschaft, sondern uns alle auffordert, an einem Strang zu ziehen, für eine bessere Zukunft – für Alle.
Das Thema Klimawandel umfasst naturwissenschaftliche wie auch geisteswissen-schaftliche und gesellschaftspolitische Aspekte. Mit diesem Buch möchte Sven Plöger verschiedene Ebenen verbinden, um den Lesern einen Überblick zu verschaffen, der ihnen ermöglicht, künftig die Fülle an kursierenden Informationen, den Zustand des Planeten sowie Klimaschutzmaßnahmen betreffend, einzuordnen. Wie er betont, hat er es ausdrücklich für ‚Jedermann‘ geschrieben, um auch Nicht-Fachleuten die komplizierte und vielschichtige Materie zu vermitteln. Entstanden ist ein kenntnisreiches, höchst informatives Buch, – lehrreich, dennoch unterhaltsam, mit ganz eigener humorvoller Note. Eine rundum fesselnde – sehr ernst zu nehmende – Lektüre. Mit einem Gastbeitrag zum Thema Klima und Gesundheit von Eckart von Hirschhausen.
Zunächst legt er eine Bestandsaufnahme vor – zeigt, wo wir als Gesellschaft stehen und warum wir uns trotz spürbarer Klimaveränderungen schwer tun, auf diversen Konferenzen längst Versprochenes umzusetzen. Das komplexe Thema aus unterschiedlichem Blickwinkel betrachtend, erklärt er den aktuellen Stand der Klima-forschung, schafft eine taugliche Übersicht und ordnet die derzeitigen Debatten ein.
Des weiteren erklärt er die naturwissenschaftlichen Zusammenhänge: Wie funktioniert das Klimasystem und was ändert sich gerade aus welchen Gründen? Schildert auch, welche Bedeutung Meere, Moore und Wälder für das Weltklima haben und überprüft auch klimaskeptische Äußerungen auf ihre Sachlichkeit. Entscheidungsträger, die den Ernst der Lage kleinreden, kommen da nicht gut weg:“Und wer sich mit dem Denken generell schwertut – was kein Karrierehindernis für manche Staatslenker zu sein scheint –, äußert nicht nur magere, sondern sogar verstörende oder gefährliche Sätze, die Menschenleben kosten können.“ – Mit der Empfehlung, diese nicht zu wählen.
Schließlich vertieft er die behandelten Themen praxisnah. Unser Klimaverhalten wird anhand der großen Stellschrauben untersucht , mit Ideen und Vorschlägen, wie unsere Gesellschaft – alle eingeschlossen – klimafreundlicher werden kann. Bereiche des täglichen Lebens wie Arbeitswelt, Wohnen, Freizeit, Mobilität und Ernährung werden beleuchtet und gezeigt, wie jeder Einzelne ganz konkret etwas zum Umweltschutz beitragen kann.
Um die Emission von Treibhausgasen zu verringern und die katastrophale Klima-erwärmung aufzuhalten, braucht es Regeln. Auf Freiwilligkeit zu bauen, wird nicht reichen. Plöger hat einige Punkte zusammengefasst, die konstruktiv zur Verbesserung der Situation beitragen. Dazu gehören etwa Forschung und Technik mit dem Ausbau erneuerbarer Energien im Mittelpunkt, Weltklimakonferenzen neu zu denken, oder Überprüfung der Berichterstattung zum Thema Klimawandel. Auch die Aufgabe, die Bevölkerungszunahme in den Griff zu bekommen, darf kein Tabuthema sein. Schließlich kommen derzeit jährlich 80 Millionen neue Erdenbürger hinzu und wollen – gut – versorgt und ernährt werden. Bei gleichbleibenden Ressourcen. Wir haben nur diese eine Erde.
Auch das Thema Coronakrise greift Plöger auf, zieht Parallelen zum Klimawandel und fragt, ob Covid-19 uns beim Umgang mit der Klimakrise helfen kann. Während die Pandemie schlagartig über die Welt hereingebrochen ist und sofort reagiert werden musste, entwickelt sich der Klimawandel über einen langen Zeitraum. Die Notwendigkeit schnellen Handelns scheint da nicht so offensichtlich, wirtschaftliche und politische Interessen behindern es obendrein.
Gegen Corona wird noch fieberhaft nach einem Impfstoff oder Medikament gesucht, gegen den Klimawandel gibt es bereits ein probates Mittel: die erneuerbaren Energien. Nicht-fossile Energiequellen sind genügend vorhanden. Die technischen Voraussetzungen ebenfalls. Ein Umbau kostet Geld. Dass es nicht an finanziellen Mitteln fehlt, wenn es darauf ankommt, hat Corona gezeigt.
Wie eng unsere eigene Gesundheit und die dieses Planeten zusammen hängen, sehen wir derzeit deutlich.“Die immer schneller getaktete Welt, die in einem gierigen Konsumrausch des Größer! Höher! Weiter! quasi als Kollateralschaden versehentlich den eigenen Planeten zerstört, müsste doch durch etwas für uns alle Vernünftigeres ersetzbar sein.“