Bayerische Staatsoper 2024-25

Bayerische Staatsoper 2024-25

SPIELZEITPRÄSENTATION 2024–25 

BAYERISCHE STAATSOPER 
BAYERISCHES STAATSBALLETT 
BAYERISCHES STAATSORCHESTER

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Nach der ca. 60-minütigen Spielzeit-Präsentation, am Samstag Vormittag, 16. März 2024, fand ein Presseempfang in der Rheingoldbar statt. Hier gab es Möglichkeiten zum Austausch mit dem Staatsintendanten Serge Dorny, Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski und Ballettdirektor Laurent Hilaire, zum Vertiefen der Bühnen-Informationen. Ein bei der Presse sehr beliebter Brauch! 

 

 

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Foto: Die Passagierin, Bayerische Staatsoper

Am 16.3. bestand abends auch für die schreibende Zunft die Möglichkeit, den

Beginn der Premieren-Serie von Mieczysław Weinberg, Die Passagierin,

zu erleben… Ich tue hier gerne meine persönliche Beurteilung kund und schicke voraus, dass ich zwar sehr musikalisch und belesen bin, aber keine professionelle Opernkritikerin! 

 

Die bis zum Schluss nicht mehr endende Beklemmung beginnt bei mir ab dem ersten Moment, als der Saal kurzzeitig in totaler Dunkelheit versinkt… Das anschließende, die Bühnenleinwand füllende Meer, assoziiere ich spontan mit dem Untergang der Titanic

Danach werde ich zwangsläufig voyeuristisch, erlebe gemeinsam mit der Besucherschar, intimste Einblicke in das Seelenleben der illustren Schiffskabinen-Gäste, hauptsächlich in das der Auschwitz-Wärterin LISA (in junger und in alter Version) und der Auschwitz-Insassin MARTHA (in vielfachen Formaten). 

Die Qualen beider Frauen, vermischt mit dem persönlichen Gefühlschaos einer Nachgeborenen der Hitler-Zeit mit seiner ganzen Perversion, hängen schwer im Opernsaal. Im zweiten Akt, nach der Pausen-Erholung, wird die Anspannung fast unerträglich. Dafür kommt es für meinen Geschmack im zweiten Akt doch noch zu einem stärkeren ‚Opern-Erlebnis’…

  

Die teils ’sehr gewöhnlichen‘ Dialoge zwischen Lisa und ihrem Mann (im ersten Akt) kommen in meinen Ohren als eine Art Sprechgesang an, der mich wenig anspricht weil ich die Schönheit langer Opernarien vermisse. Mir geht mehrfach durch den Kopf: „So einen Stoff lese ich lieber. Das ist doch nicht für eine Oper geeignet…“. Ein Gefühl, das sich im 2. Akt abschwächt.   

 

So bleibt mir denn nur die Gesamtheit der Inszenierung zu beurteilen. Und da sage ich unverblümt: Ich finde sie genial! Inszenierung, Kulisse (die Kabinenwand des Ozeandampfers ist von Ausstatter Rainer Sellmaierund die Musik (Dirigent Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski). 

Ich finde, dass Tobias Kratzer, mit seinem Debüt im Nationaltheater, hier ein Meisterwerk gelungen ist.    

 

Als (vermutlich professionelle) Premieren-Besprechungen, in denen ich mich konkret wiederfinde, empfehle ich: „Erinnerung für Fortgeschrittene“ von Markus Thiel im Münchner Merkur„)

und: „Auschwitz wird nicht bebildert“ von Stephan Mösch in der FAZ 

 

(Rena Sutor, P-T-M)

Die Passagierin | Premiere am 10. März 2024 / 1. Akt © Wilfried Hösl
Die Passagierin | Premiere am 10. März 2024 / 2. Akt © Wilfried Hösl

Die Oper Die Passagierin basiert auf der gleichnamigen autobiografischen Erzählung Pasażerka (1962) von Zofia Posmysz (1923–2022)

Das Werk steht zum ersten Mal in München auf der Bühne. Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski übernimmt die Musikalische Leitung, Regisseur Tobias Kratzer gibt sein Debüt auf der Bühne des Nationaltheaters.

 

Kurzfassung

Lisa verliert die Fassung: Ist die Frau, die ihr auf der Passage nach Brasilien begegnet, eben jene Marta, Gefangene im Lager Auschwitz, als Lisa dort SS-Aufseherin war? Ein Vierteljahrhundert ist das her, doch die Vergangenheit holt Lisa ein. – Mieczysław Weinberg, der als Jude nach dem deutschen Überfall auf Polen in die Sowjetunion fliehen musste, schuf aus dem Stoff der polnischen Widerstandskämpferin und KZ-Überlebenden Zofia Posmysz 1968 Die Passagierin. Kann man das Grauen von Auschwitz als Oper zeigen? Die Neuproduktion der erst spät entdeckten Oper an der Bayerischen Staatsoper stellt sich aktuellen und drängenden Fragen über unsere Gedenk-Kultur: Wie lässt sich das Ungeheuerliche erinnern, wenn die Zeitzeugen nicht mehr da sind?

(#BSOpassagierin #BSO2324)

Langfassung

Die Handlung umfasst zwei Zeitebenen: Die Rahmenhandlung ist auf einem Transatlantikschiff um 1959 / 60 angesiedelt; Rückblenden führen in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz 1943 / 44. In der Münchner Neuproduktion wird das Geschehen eingangs um eine im Heute verortete, dritte Zeitebene ergänzt.

 

ERSTER AKT

DIE ÜBERFAHRT
Lisa ist Passagierin auf einem Schiff. Zusammen mit ihrem Ehemann Walter, einem deutschen Diplomaten, überquert sie den Atlantik. Beide sind froh, ihre Heimat Deutschland und damit die Vergangenheit der Kriegsjahre hinter sich lassen zu können. Die Auswanderung nach Südamerika soll der Beginn einer Zeit des Aufbruchs werden. Aber bereits kurz nach Reiseantritt endet die eheliche Idylle: In einer Passagierin glaubt Lisa Marta wiederzuerkennen, eine ehemalige Insassin im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Lisa war ebenfalls in Auschwitz – als Mitglied der SS und Aufseherin. Lisa hat Walter bis zu diesem Zeitpunkt ihre Taten im KZ verschwiegen. Die beiden geraten in Streit, versöhnen sich aber als die Auskunft eines Stewards beide beruhigt: Die mysteriöse Frau, in der Lisa Marta zu erkennen glaubte, sei Britin, keine Polin. Dennoch wird Lisa mehr und mehr von Erinnerungen eingeholt: an die Oberaufseherin und die anderen SS-Leute; an die Insassinnen des Lagers mit ihren Leidensgeschichten und Hoffnungen; vor allem aber an Marta selbst. Die beiden teilen eine komplexe Geschichte von Abhängigkeit und Unterdrückung. Das, was zwischen ihnen geschah, holt Lisa ein. Eine Konfrontation mit ihrer Vergangenheit wird unumgänglich.

 

ZWEITER AKT

IN TODESNÄHE
Lisas Erleben schwankt zwischen dem Geschehen an Bord und den Erinnerungen an das KZ: Der Lagerkommandant von Auschwitz wünscht, dass der dort internierte Tadeusz, ein berühmter Musiker, ihm seinen Lieblingswalzer spielt. Im Zuge der Konzertvorbereitungen trifft Tadeusz erstmals wieder auf seine Verlobte Marta. Lisa gewährt den beiden einen verbotenen Augenblick der Zweisamkeit und fordert Dankbarkeit für ihre Gefälligkeiten. Sie bietet an, weitere Rendezvous zu organisieren und will damit eine Art Schutzbefohlene von Marta und Tadeusz werden, die ihr vollends hörig sein sollen. Tadeusz beharrt auf Autonomie und Selbstbestimmung – um den Preis, Marta nicht wiederzusehen. Währenddessen geht das Morden weiter: die Insassinnen des Lagers stellen der Vernichtungsmaschine Auschwitz Momente der gegenseitigen Empathie entgegen, können dem Tod aber nicht entrinnen. Die Brutalität und Perfidität des Lagers drängen sich uneingeschränkt in Lisas Bewusstsein. Der Steward muss seine Auskunft widerrufen: die mysteriöse Passagierin sei doch Polin. Sie könnte Marta sein. Ein Tanzabend an Bord überblendet sich mit dem Konzert im Lager: Dort begeht Tadeusz vor den Augen des Lagerkommandanten einen Akt des Widerstandes. Anstatt des geforderten Walzers beginnt er die Chaconne von Johann Sebastian Bach zu spielen. Tadeusz wird ermordet. Marta wendet sich an die Nachwelt: „Wenn eines Tages eure Stimmen verhallt sind, dann gehen wir zugrunde.“ 

 

Lisa wird keine Erlösung zuteil.

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