10.10.24-9.2.25 Visual Investigations

10.10.24-9.2.25 Visual Investigations

VISUAL INVESTIGATIONS. ZWISCHEN AKTIVISMUS, MEDIEN UND GESETZ

10.10.24-9.2.25 Pinakothek der Moderne

Menschenrechtsverletzungen sind im öffentlichen Diskurs demokratischer Staaten so präsent wie nie zuvor. Das liegt u.a. an der allgegenwärtigen Verfügbarkeit von Bildquellen. Smartphones, Satelliten, Überwachungs- und Polizeikameras produzieren gigantische Mengen an Datenmaterial, das gewalttätige und repressive Vorfälle sowie andauernde Rechtsverstöße festhält. Bei der Verarbeitung und Kontextualisierung solcher Datenströme sind Nachrichtenredaktionen, Staatsanwaltschaften und Menschenrechts-Organisationen zunehmend herausgefordert, diese bei Berichterstattungen und Rechtsverfahren wirksam nutzen zu können.

Für eine umfassende Darstellung und Analyse kontroverser Sachverhalte haben sich die „Visual Investigations“ – bildbasierte Ermittlungsverfahren – als neue Disziplin etabliert. Dabei werden Video- und Bildinhalte mit Menschen, Orten und Geschehnissen verknüpft. Architekt*innen arbeiten mit interdisziplinären Teams aus Filmemachern und *innen, Informatiker*innen und weiteren Expert*innen daran, Verbrechen zeitlich und räumlich einzuordnen. Das Ziel dabei bleibt stets, Fakten und Zusammenhänge sachlich, transparent, objektiv und möglichst unabhängig darzustellen. Angesichts des globalen Wettstreits um die Deutungshoheit über politisch umstrittene Ereignisse sowie der zunehmenden Bedrohung von Wahrheitsfindung und Aufklärung durch gezielte Fehlinformation entwickeln sich Visual Investigations aktuell rasant weiter.

Ausstellung

Die Ausstellung präsentiert das Tätigkeitsfeld der Visual Investigations anhand von sieben Fallbeispielen aus fünf Kontinenten. Sie zeigen auf, welche Rolle die Architektur im Gefüge von Aktivismus, Medien und Gesetz spielt, um für Recht und Verantwortlichkeit einzustehen. Vier Rechercheteams stellen ihre Methoden und Inhalte, sowie Ergebnisse und Schlussfolgerungen in verschiedenen Formaten vor. Sie reichen von Karten über Filme bis hin zu Modellen und interaktiven Plattformen. Die Darstellungen der einzelnen Fallstudien, die räumlich und thematisch als abgeschlossene Einheiten präsentiert werden, sind in einen methodischen Rahmen eingebettet, der die Werkzeuge der Forscher*innen und ihre Entwicklungsgeschichte beleuchtet.

In einer Welt, in der politische und militärische Konflikte sowie die Folgen des Klimawandels immer mehr Menschen zu Flucht und Protest zwingen, erscheint es nur folgerichtig, dass auch die Architektur verstärkt zur Aufklärung von Gewalt und Unrecht beiträgt.

Kurator*innen: Lisa Luksch, Andres Lepik

Ausstellungsdesign: CPWH, München

Grafikdesign: PARAT.cc, München

Die Ausstellung wurde großzügig unterstützt von PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne und dem Freundeskreis Architekturmuseum TUM.

PUBLIKATION

Zur Ausstellung erscheint ein Lesebuch in deutscher und englischer Sprache:

Visual Investigations. Zwischen Aktivismus, Medien und Gesetz. Ein Lesebuch, herausgegeben von Lisa Luksch und Andres Lepik, mit Beiträgen von Bellingcat, Ralf Breker (Bayerisches Landeskriminalamt), The Center for Spatial Technologies (CST), Sam Dubberley (Human Rights Watch), Bora Erden (New York Times), Sam Gregory (Witness), Alison Killing (Killing Architects), Laura Kurgan (Columbia University Graduate School of Architecture, GSAPP), Andres Lepik (TUM Technische Universität München), Lisa Luksch (TUM Technische Universität München), Anjli Parrin (University of Chicago Law School), SITU Research, Patrick Brian Smith (Counter Evidentiary Network) und Lea Weinmann (Süddeutsche Zeitung); DE ISBN 978-3-9817790-3-5, EN ISBN 978-3-9817790-4-2.

Über die ganze Dauer der Ausstellung gibt es ein reichhaltiges und sehr empfehlenswertes RAHMENPROGRAMM!

© SITU Research, 2023

© SITU Research, 2023

SITU Research produzierte eine Reihe von Videoanalysen und Karten für die Sammelklage Sow, et al. v. City of New York, et al., die das Fehlverhalten des New York Police Department (NYPD) während diversen Protesten der Black-Lives-Matter-Bewegung 2020 dokumentieren. Die Verstöße gegen eine Vielzahl von konstitutionellen Rechten wie Rede-, Presse- & Versammlungsfrei-heit wurden auf Video festgehalten; Handyaufnah-men von Demonstrant*innen, Körperkameras von Polizeibeamt*innen, Luftüberwachungsbilder und CCTV-Aufzeichnungen dienten der Recherche als Basis.

Das Architekturmuseum der TUM bedankt sich bei seinen Kooperationspartner*innen und freut sich, seinen Besucher*innen folgende Untersuchungen präsentieren zu dürfen:

POLIZEIGEWALT BEI PROTESTEN IN DEN USA

SITU Research in Zusammenarbeit mit Human Rights Watch und der BLM/Floyd Litigation Task Force der National Lawyers Guild,

2020 und 2022–2023

Während der monatelangen Protestmärsche, die auf die Tötung des Afroamerikaners George Floyd durch Polizisten am 25. Mai 2020 folgten, griff die New Yorker Polizei immer Demonstranwieder Demonstrant*innen, unbeteiligte Bürger*innen und juristische Beobachter*innen an. Die Installation zeigt zwei Untersuchungen, die in Reaktion auf diese Zeit der zivilen Unruhen entstanden und die dazu führten, dass illegale Polizeitaktiken aufgedeckt und betroffene Bürger*innen entschädigt wurden.

GEOFERNERKUNDUNG UND LANDENTEIGNUNG IM WESTJORDANLAND

SITU Research in Zusammenarbeit mit Yesh Din, Bimkom – Planning and Human Rights, Michael Sfard, Adam Maloof und Ryan Manzuk,

2023 – fortlaufend

Die laufende Untersuchung, die das Projektteam erstmals im Zuge der Ausstellung öffentlich präsentiert, zielt darauf ab, Veränderungen im Landbesitz und in der Landnutzung im Westjordanland zu dokumentieren und zu analysieren. Da es sich bei dem dort vorherrschenden israelisch-palästinensischen Konflikt um einen territorialen handelt, untersuchen die Ermittler*innen, ob die systematische Diskriminierung auch eine räumliche Dimension besitzt und ob Geofernerkundungswerkzeuge Muster der Landenteignung im Westjordanland erkennen lassen.

DER KLANG DER KUGELN: ERMITTLUNGEN ZUM MORD AN DEM KOLUMBIANISCHEN JOURNALISTEN ABELARDO LIZ

Bellingcat in Zusammenarbeit mit Cerosetenta,

2023

Eine immersive Audioinstallation, die eigens für die Ausstellung im Architekturmuseum der TUM entwickelt wurde, rekapituliert den Tod des kolumbianischen Journalisten Abelardo Liz, der am 13. August 2020 während einer Demonstration für Landrechte auf einer Hazienda im Südwesten von Bogotá erschossen wurde. Ziel der Installation ist es, Einzelheiten der Klanganalyse zu teilen, in der Hoffnung, dadurch Forscher*innen, Menschen-rechtsaktivist*innen, Journalist*innen und andere zu ermächtigen, diese Arbeit selbstständig auszuführen.

ERMITTLUNGEN ZUM NETZWERK VON INTERNIERUNGSLAGERN IN XINJIANG

Alison Killing, Megha Rajagopalan und Christo Buschek für BuzzFeed News,

2018–2020 …. mehr Details siehe online

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