Kalenderblatt Donnerstag, 4. Juli 2024
Zitat des Tages: „Mit einem kurzen Schweifwedeln kann ein Hund mehr Gefühl ausdrücken als mancher Mensch mit stundenlangem Gerede.“ Louis Armstrong (1900-1971)
4.7.1954: Fußball-WM: Ein Wunder stärkt das deutsche Selbstvertrauen
Die Chancen stehen nicht zum Besten: In der Vorrunde der Fußballweltmeisterschaft 1954 in der Schweiz hat das deutsche Team 2:8 gegen den haushohen Turnierfavoriten Ungarn verloren. Jetzt hat die Mannschaft von Trainer Sepp Herberger zwar das Finale erreicht, aber der Gegner heißt abermals Ungarn. Doch Fritz Walter & Co. schaffen am 4. Juli 1954 die Sensation: Das zweite Tor von Helmut Rahn markiert den 3:2-Endstand und sichert den ersten WM-Titel für Deutschland.
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„Der Ball ist rund“, meint Herberger auf die Frage eines Journalisten nach den Chancen seines Teams im Finale und: „Ein Spiel dauert 90 Minuten.“ Der knorrige Fußballstratege, den seine Spieler respektvoll nur den „Alten“ nennen, gibt sich vor dem Endspiel geheimnisvoll und vertraut auf Fritz Walter, dass dieser – praktisch als sein verlängerter Arm – auf dem Spielfeld dafür sorgt, dass die vereinbarte Taktik aufgeht.
Es gibt manche Legende zu diesem Spiel, das später als „Wunder von Bern“ in die Geschichtsbücher des Sports eingehen wird; fest steht allerdings, dass die ungarische Mannschaft um Ferenc Puskás als das beste Fußballteam der damaligen Zeit gilt. Deutschland ist krasser Außenseiter, auch wenn Trainer Herberger bei der Vorrundenbegegnung auf den Einsatz seiner besten Spieler verzichtet hat.
Die Ungarn beginnen furios und führen durch Tore von Ferenc Puskás und Zoltán Czibor nach acht Minuten bereits 2:0. Aber schon sechzig Sekunden später gelingt Max Morlock der Anschlusstreffer, und weitere acht Minuten darauf ist Helmut Rahn nach einer Ecke erfolgreich. Es regnet in Strömen, der Begeisterung der Zuschauer tut dies keinen Abbruch. Bis zur 84. Minute kann keine Mannschaft das Spiel für sich entscheiden, aber dann ist Helmut Rahn abermals zur Stelle. Eine Drehung, ein strammer Schuss und TOOOR! Deutschland ist zum ersten Mal Weltmeister.
Die Wechselbeziehung von Sport und Politik ist das Thema vieler wissenschaftlicher Schriften. Und in beinahe allen Untersuchungen wird ein Beispiel zitiert: Das „Wunder von Bern“, der Weltmeistertitel in der nationalen Sportart Nr. 1, bedeutet für viele Deutsche in der Nachkriegszeit endlich wieder einmal einen Erfolg, auf den man stolz sein kann. Die Mitglieder der Mannschaft werden zu Nationalhelden, Trainer Sepp Herberger und Spielführer Fritz Walter zu Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, deren Meinung zu fast allen Themen gefragt ist.
Bis Deutschland zum zweiten Mal den WM-Titel holen kann, werden 20 Jahre ins Land ziehen. Das gelingt der deutschen Nationalelf erst am 7. Juli 1974 im Finale gegen Holland im Münchner Olympiastadion (2:1).
Gedenktage:
1976: Das Geiseldrama auf dem Flughafen der ugandischen Stadt Entebbe, bei dem internationale Terroristen eine Woche zuvor eine französische Passagiermaschine mit 248 Menschen an Bord, darunter 70 Israelis, in ihre Gewalt gebracht hatten, endet mit der Befreiungsaktion durch ein israelisches Sonderkommando. 31 Menschen bezahlen diesen Einsatz mit ihrem Leben.
1946: Nach beinahe 50-jähriger Zugehörigkeit zu den Vereinigten Staaten von Amerika wird im Südpazifik der unabhängige Inselstaat Philippinen ausgerufen. Erster Präsident des souveränen Staates wird Manuel Roxas, der sich auch weiterhin den USA freundschaftlich verbunden fühlt und deren militärische Stützpunkte beibehält.
1913: Geburtsstunde des PVC (Polyvinylchlorid): Dieser Verdienst in der Kunststoffherstellung gebührt dem jungen deutschen Chemiker Fritz Klatte, dem heute in Frankfurt am Main das Basispatent für den Hartkunststoff erteilt wird.
1776: Die vom 3. US-Präsidenten Thomas Jefferson verfasste Unabhängigkeitserklärung, die u.a. erstmals die Menschenrechte und die Verantwortlichkeit der Regierung gegenüber dem Volk regelt, wird von den 13 britischen Kolonien angenommen: Darin erklären diese ihre Unabhängigkeit von der britischen Krone.
1631: In der Seinemetropole Paris öffnet der Vorläufer des Arbeitsamtes seine Pforten. Im Bureau d’Adresse können sich Arbeitssuchende gegen eine Gebühr vermitteln lassen; rund ein Jahrzehnt später unterliegen alle Arbeitslose der Meldepflicht bei dieser Institution.
Geburtstage:
1963: Ute Lemper; deutsche Sängerin und Schauspielerin. Der temperamentvolle Show- und Musicalstar (u.a. „Peter Pan“, „Cabaret“) ist auf nahezu allen Bühnen der Welt zu Hause und im Ausland fast bekannter als in der Heimat. Besonders beeindruckt die gebürtige Westfälin, die man derzeit in Hape Kerkelings Show „Let’s Dance“ in der Jury sehen kann, mit Interpretationen der Musik von Kurt Weill.
1941: Eckart Witzigmann; österreichischer Koch und Buchautor. 1971 gab der heutige Promi-Koch im Gourmettempel „Tantris“ in München den Startschuss zum deutschen Küchenwunder. Mit seinem eigenen Restaurant „Aubergine“ avancierte er zum ersten Drei-Sterne-Koch Deutschlands. Kulinarische Genüsse finden sich auch in den von ihm herausgegebenen Kochbüchern (u.a. „Crossover Küche“). Gemeinsam mit Bernhard Paul („Roncalli“) veranstaltete er auch die Dinnershow „Bajazzo“.
1927: Gina Lollobrigida; italienische Schauspielerin. Die rassige „Lollo“ erlangte auch über die Grenzen ihrer Heimat Italien hinaus Bekanntheitsgrad, u.a. in Filmen ihres Landsmanns Vittorio de Sica („Liebe, Brot und Phantasie“, 1953) sowie in historischen Abenteuerfilmen, u.a. in „Der Glöckner von Notre-Dame“ und an der Seite von Gérard Philipe in „Fanfan, der Husar“, 1952.
1900: Louis Armstrong († 6.7.1971); US-amerikanischer Jazzmusiker. An ihm war alles unverwechselbar: sein Trompetenspiel, seine raue Stimme („Uncle Satchmo’s Lullaby“, „What A Wonderful World“), seine gesamte Erscheinung. Der „Satchmo“ genannte farbige Musiker wurde mit seinen Auftritten nicht nur in Jazzkreisen zur Legende.
1807: Giuseppe Garibaldi († 2.6.1882); italienischer Freiheitskämpfer, dessen Denkmal man in jeder größeren Stadt Italiens begegnet. Er führte den Aufstand gegen die österreichische Herrschaft (1848) ebenso erfolgreich an, wie er mit dem „Zug der Tausend“ (1860) gegen die Bourbonen ins Feld zog.
Copyright Rosmarie Elsner