500. Mantua Palazzo del TE (3)

500. Mantua Palazzo del TE (3)

Dr. Winfried Rathke

500. Geburtstag Palazzo del Te in Mantua (3)

 

Wir stehen im Südflügel des Saales von Amor und Psyche. Das Liebespaar darf sich hier mit Wonnen ausleben. Metamorphosen des Apuleius werden ins Bild gebracht. Heiter geht es weiter. Das Hochzeitsfest wird vorbereitet.

Zwischen dem geflügelten Amor und der schönen Psyche liegt schon Tochter „Voluptas“ auf der Kline, die süße kleine Wolllust.

 

Faune und Nymphen tummeln sich. Neben der Flußlandschaft wird Wein gelesen. Rebensaft fließt in Strömen.

Die Kinder haben einen herrlichen Abenteuerspiel-platz und amüsieren sich mit zahmen Tieren. Fürst Federico und seine Geliebte Isabella genossen den Dekor.

Am meisten wunderte sich Kaiser Karl V. über die Bilder. Er war 1530 in Mantua zu Gast und hat in diesem Saal festlich getafelt. Hier verlieh er Federico den ersehnten Herzogstitel. Er war nun „Duca.“ 

 

Nun stehen wir vor der Westwand des Saales von Amor und Psyche. Ein rustikales Mahl an einer langen Tafel wird vorbereitet. Faun und Nymphe decken den Tisch.

Gleich kann das Gelage beginnen. Ein Korb mit „Berlinern“ (Krapfen, Kräppel) wird geöffnet. Die Kellnerin ist wegen „fliegender Hitze“ ganz leicht gewandet.

Eine Schar von kleinen Eroten gehören immer zu Amors Gefolge.

Die Quellnymphe spendet der Natur klares Wasser. Dahinter badet Zeus mit Leda, die sich auch mal in einen Schwan verwandelt hat.

Am Nordflügel reinigen sich Mars und Venus im Badezimmer nach dem Liebesspiel. Mars ist völlig unbewaffnet, hat den Krieg völlig vergessen. Sein Helm liegt links neben der Wanne.

Frau Venus wird von kleinen Putti besonders gründlich gewaschen. Denn Hygiene ist wichtig. Und auch fürs Abtrocknen standen Helfer zur Verfügung.

Genau über dem badenden Götterpaar verblüfft noch ein liegender Neptun. Hier wird also erklärt, wie all die Ozeane überhaupt entstanden sind.  Sie entströmen dem männlichen Glied des Meeres-gottes, er hat sie in die weite Welt hinaus gepinkelt. Seine „Abwässer“ wurden zur Brandung, zur Sintflut. Das soll den Papst in Rom geärgert haben, denn er bestand weiter auf der traditionellen biblischen Schöpfungsgeschichte. Sein Lieber Gott will das Meer am 3. Tag erschaffen haben, aber auf ganz andere Weise !

Papst Clemens VII war allerdings schon früher aufgefallen, daß Giulio Romano auch „unzüchtige“ Bilder gemalt hatte. Schon Marcantonio Raimondi hatte er ins Gefängnis werfen lassen, weil der ein „römisches Kamasutra“ in Stichen produziert hatte, die berüchtigten „Modi“. Zu denen hatte der frag-würdige Literat Pietro Aretino noch obszöne Sonet-te geschrieben. Das war auch ein Inspirationsquell für Giulio Romano gewesen. Hat der Papst den Giulio aus Rom gejagt ? Kam er deswegen nach Mantua ? Man weiß es nicht.  Doch in Mantua blieb er bis zu seinem Tod. Und heute wird er in Italien gefeiert.

Nun fehlt uns noch die Ostwand dieses Saales. Hier finden wir Geschichten aus der Odyssee und Ovids Metamorphosen wieder. Im Mittelpunkt sitzt der einäu-gige Riese Polyphem, in dessen Höhle der schiffbrüchige Odysseus geraten war.

 

Polyphem stützt sich auf seine Keule, hält jedoch in der Rechten eine Panflöte. Er ist ein rechter Kraft-protz. Links vom Riesen sieht man Jupiter bei einem Techtelmechtel. Rechts von ihm schmiedet Pasiphae Pläne, wie sie mit dem Stier auf Kreta umzugehen hat.

 

Fast übersieht man an dieser Wand oben links eine weitere bizarre Szene: Jupiter verführt Olympias, eine makedonische Königin. Sie war die legendäre Mutter von Alexander dem Großen und wohnte in Pella.

 

Zeus/Jupiter hatte sich als Schlange verkleidet. Olympias Mann, König Philipp, steht am rechten Bildrand. Er will gucken, was da los ist. Doch Zeus hat ihn mit seinem Blitz geblendet. Er sieht nix von dem schändlichen Treiben. 

 

Das alles entdecken wir im Saal von Amor und Psyche ! Und heute feiert Mantua!

Winfried Rathke

KUNST UND MYTHOS
 

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