04.02.–17.04.2016 KAREL APPEL – WERKE AUF PAPIER Staatliche Graphische Sammlung München in der Pinakothek der Moderne. Die Ausstellung wird vom Centre Pompidou, Paris, in Kooperation mit der Staatlichen Graphischen Sammlung München konzipiert und durchgeführt.
Karel Appel (1921–2006) war einer der herausragenden Künstler der Niederlande nach 1945.
Seine farbenfrohen Skulpturen stehen auf vielen öffentlichen Plätzen und seine oft großformatigen Gemälde sind weltweit in den führenden Museen vertreten. In Deutschland waren Appels Werke schon lange in keiner Retrospektive mehr zu sehen. Zuletzt gab es 1990 in Köln eine Gesamtschau und die Skulpturen des Künstlers wurden 1999 in Karlsruhe und Bremen gezeigt.
Die aus dem Nachlass des Künstlers zusammengestellte Retrospektive in der Staatlichen Graphischen Sammlung München, die zuerst im Centre Pompidou in Paris zu sehen war, bietet nun in der Pinakothek der Moderne den ersten umfassenden Überblick über die Arbeit auf Papier seit Appels Tod.
Die letzte Ausstellung mit den Zeichnungen von Karel Appel in der Kunsthalle Baden Baden liegt bereits 34 Jahre zurück. Insgesamt wurden seine Zeichnungen selten separat von seinem malerischen Œuvre gezeigt. Dies ist umso erstaunlicher als Karel Appel das Zeichnen nicht als Nebenprodukt der Malerei angesehen hat. Immer wieder schuf Appel in kreativen Schüben spontane Werke auf Papier, die ihn auch zur Klärung seiner Kunst insgesamt führten. So sind in der Zeichnung die kindlichen Kreaturen der frühen Jahre, die fast abstrakten, expressiven Ausbrüche der fünfziger Jahre und die Experimente mit der Collage auf ganz eigene Weise zu erleben.
Gerade jetzt, da Malerei wieder lebhaft diskutiert wird, ist mit Appel ein Künstler wiederzuentdecken, der zu den Erneuerern der Malerei und Zeichnung nach 1945 zählte, der über 60 Jahre hinweg ein ebenso umfangreiches wie eindrucksvolles Werk schaffen konnte und dessen energiegeladene Bilder – auch auf Papier – immer ein besonderes Erlebnis bleiben werden.
Schon als Mitinitiator der Gruppe CoBrA (Copenhagen/Brüssel/Amsterdam) knüpfte Karel Appel zwischen 1948 und 1951 ein internationales Netzwerk der Avantgarde und zählte zu den expressiven Erneuerern der Nachkriegskunst. 1950 zog er nach Paris; 1954 vertrat er die Niederlande auf der 27. Biennale von Venedig und stellte erstmals in der New Yorker Galerie von Martha Jackson aus.
Musik spielte in der Kunst Appels eine große Rolle. 1957 lernte er bei seinem ersten Aufenthalt in New York die Jazzmusiker Dizzy Gillespie, Miles Davis, Count Basie und Sarah Vaughan kennen, deren Porträts er im Atelier von Sam Francis malte. Zudem kam Appel in New York mit den abstrakten Expressionisten Willem de Kooning und Franz Kline in Kontakt.
Eine erste Retrospektive 1965 im Amsterdamer Stedelijk Museum präsentierte einen Querschnitt durch das gesamte bisherige Schaffen Karel Appels. Die Ausstellung tourte anschließend nach Belgien, Deutschland, Dänemark, in die Schweiz und nach Schweden.
In den 1970er Jahren unterhielt der Künstler – teilweise parallel – Ateliers in New York, Paris, Südfrankreich und Italien. Das Jahrzehnt war von ausgiebigen Reisen durch Mexiko, Südamerika und Asien – Japan, Indonesien, Indien und Nepal – geprägt. In den 1980er Jahren wurde Karel Appels Malerei von jüngeren Künstlern wie Georg Baselitz wiederentdeckt und er stellte in Galerien wie der von Annina Nosei in New York aus, die auch den jungen Graffitikünstler Michel Basquiat vertrat. In den 1990er Jahren arbeitete Appel in seinen Ateliers in New York, auf dem Land in Connecticut und in der Toskana. Es entstehen nun auch Bühnenbilder für Opern. 1999 richtet er in Amsterdam eine Stiftung ein, die sich um den Erhalt seines künstlerischen Werkes kümmert, die heutige Karel Appel Foundation.
Am 3. Mai 2006 starb Karel Appel in Zürich, wo er sich wegen seines zunehmend schlechteren gesundheitlichen Zustands seit einigen Jahren öfter aufhielt. Er wurde auf dem Friedhof Père Lachaise in Paris beigesetzt.