Kalenderblatt Donnerstag, 4. Januar 2024
Zitat des Tages: „Die Zahl derer, die durch zu viele Informationen nicht mehr informiert sind, wächst.“ Rudolf Augstein (1923-2002)
4.1.1947: „Der Spiegel“ gibt seinen Einstand
In Hannover erscheint anderthalb Jahre nach Kriegsende die erste Ausgabe des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ – zum Preis von einer Reichsmark. Die Zeitschrift, die zunächst sechs Wochen lang unter dem Namen „Diese Woche“ publiziert wurde, geht auf die Initiative von drei britischen Soldaten zurück, die „die besiegten Deutschen für die menschliche Kultur zurückgewinnen“ wollten.
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Major John Chaloner, die beiden Stabsfeldwebel Bohrer und Ormond und der gerade mal 24 Jahre junge Redakteur und Herausgeber Rudolf Augstein ahnten damals gewiss nicht, dass damit der Grundstein für das heute renommierteste deutsche Nachrichtenmagazin gelegt wurde.
„Mit dem Hut in der Hand – wird man ein befreites Land.“ Dieser aufschlussreiche Satz ziert den Titel der ersten Spiegelausgabe und zeigt den österreichischen Gesandten Dr. Kleinwächter, wie er vor dem Weißen Haus in Washington respektvoll seine Kopfbedeckung lupft. Auf Seite 1 der Spiegel-Erstausgabe nimmt die neue Redaktion unter der Leitung des Hannoveraner Publizisten Rudolf Augstein offiziell Abschied vom alten Titel. Das liest sich folgendermaßen:
„Vor sechs Wochen kam eine neue Zeitschrift heraus, die sich ‚DIESE WOCHE‘ nannte. Ihr Bestreben, ein Spiegel der Zeitgeschehnisse in aller Welt zu sein, wurde vom Publikum freundlich aufgenommen.
Die für die Herausgabe zuständigen britischen Behörden haben entschieden, dass die Zeitschrift nun unter unabhängiger deutscher Leitung herauskommen kann. ‚DIESE WOCHE‘ stellt daher ihr Erscheinen ein und statt ihrer stellt sich heute ‚DER SPIEGEL‘ vor….“
Und wie kam es zum Erscheinen und zum Namen „Der Spiegel“? Der kürzlich verstorbene Rudolf Augstein erinnerte sich: „Die Briten entledigten sich des lästigen Kuckuckskindes, indem sie es den Deutschen abtraten und mir über Nacht eine vorläufige Lizenz gaben. Bedingung: ein neuer Titel bis morgen früh. Mir fiel nichts ein. Ich fragte meinen Vater, was besser klinge, DER SPIEGEL oder DAS ECHO. Er sagte: DER SPIEGEL. Niemand von uns glaubte an die Zukunft des Blattes. Andererseits, man hatte uns, respektive mir, ein Instrument in die Hand gedrückt, mit dem wir für die nächste vor uns liegende Zeit etwas anfangen konnten. Ein Nachrichtenmagazin hatte es bis dahin in Deutschland nicht gegeben….“. „Für unsere kleine Truppe aber galt der Satz: Wir wollen das schreiben, was wir, hätten wir dieses Blatt nicht, anderswo lesen wollten. Bei uns allen stand die politische Überzeugung im Vordergrund. Sie fächerte sich im Laufe der Jahre naturnotwendig auf. Eisern aber blieb der Grundsatz, vor keiner Autorität, nicht einmal einer befreundeten, zu kuschen.“
Dass das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“, das so genannte „Sturmgeschütz der Demokratie“, das 1952 seinen Firmensitz in die Hansestadt Hamburg verlegte, diesem eisernen Grundsatz treugeblieben ist, hat es – und sein im November 2002 verstorbener Herausgeber Augstein – in den Jahren seines Bestehens immer wieder bewiesen.
Gedenktage:
1984: Der stellvertretende NATO-Oberbefehlshaber, General Günther Kießling, wird auf Antrag des Bundesverteidigungsministers Manfred Wörner rückwirkend in den vorzeitigen Ruhestand versetzt, weil der „Vier-Sterne-General“ aufgrund eines Berichtes des MAD wegen seiner angeblichen Homosexualität zu einem Sicherheitsrisiko geworden war. Diese Mutmaßung stellt sich wenig später als völlig haltlos heraus.
1968: Der Film der Regisseurin May Spils „Zur Sache Schätzchen“ mit Werner Enke und Uschi Glas in den Hauptrollen feiert Premiere. Darin trifft ein verdrossener Schwabinger Müßiggänger, der mit der bürgerlichen Welt abgeschlossen hat, mit geistreichen Sprüchen den Nerv der 70er Jahre, und Uschi Glas hat fortan ihren Spitznamen „Schätzchen“ weg.
1954: In Duisburg werden die ersten Parkuhren Deutschlands aufgestellt. Eine Stunde kostet 0,10 Mark. Einziges Handicap: Die Automaten sind nicht winterfest: Bei Temperaturen unter 0° Celsius frieren sie ein – dann darf gratis geparkt werden.
1934: Reichsbischof Ludwig Müller, im April 1933 von Hitler zum Vertrauensmann für Fragen der evangelischen Kirche berufen, gibt eine Verordnung heraus, nach der sich der Gottesdienst ausschließlich auf die Verkündigung des Evangeliums beschränken soll. Mit diesem „Maulkorb-Erlass“ will der Theologe Kritik von Seiten der Priester an seinem NS-freundlichen Kurs unterbinden.
1880: Dem Engländer Edward Whymper gelingt als erstem Menschen die Besteigung des 6.310 Meter hohen Chimborazo in den Westkordilleren Ecuadors. Als erster Bergsteiger der Welt hatte er bereits im Alter von 25 Jahren das 4.478 Meter hohe Matterhorn in der Schweiz (1865) bezwungen.
Geburtstage:
1935: Floyd Patterson; US-amerikanischer Boxer. Der zweifache Weltmeister im Schwergewicht (1956-59 und 1960-62) widerlegte als Erster die Theorie des „They never come back“. Beim Kampf gegen den Schweden Ingemar Johansson holte er sich im Juni 1960 in New York den WM-Titel zurück, den er zwei Jahre später an Sonny Liston abtreten musste.
1934: Hellmuth Karasek; deutscher Journalist, Theater- und Literaturkritiker. Der Mitherausgeber des Berliner „Tagesspiegel“, ehemalige „Spiegel“-Redakteur und langjähriges Mitglied der TV-Sendung „Das literarische Quartett“ verfasste unter dem Pseudonym Daniel Doppler selbst Theaterstücke.
1916: Jane Wyman († 10.9.2007), eigentlich Sarah Jane Mayfield; US-amerikanische Schauspielerin, die in zweiter Ehe mit dem Schauspieler und späteren US-Präsidenten Ronald Reagan verheiratet war. Für ihre Hauptrolle im Western „Johnny Belinda“ (1948) wurde die Mimin, die in späteren Jahren in der TV-Serie „Falcon Crest“ zu sehen war, mit einem Oscar ausgezeichnet.
1785: Jacob Ludwig Karl Grimm († 20.9.1863); deutscher Literatur- und Sprachwissenschaftler. Der Sammler von Märchen und Sagen, einer des berühmten Brüderpaars Grimm, gab zusammen mit seinem jüngeren Bruder Wilhelm unter anderem die heute noch viel gelesenen dreiteiligen Bände „Kinder- und Hausmärchen“ heraus.
1643: Isaac Newton († 31.3.1727); englischer Mathematiker, Physiker und Astronom. Der Brite, der 1705 in den Adelsstand erhoben wurde, gilt als Begründer der klassischen theoretischen Physik. Zu seinen Verdiensten gehören u.a. das Gravitationsgesetz (1666), die Entdeckung der drei Axiome der Mechanik sowie der Bau eines Spiegelfernrohrs.
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