3.7.12-6.1.13 Veronika Kellndorfer

3.7.12-6.1.13 Veronika Kellndorfer

Veronika Kellndorfer – French Window. Ein neues Projekt im Treppenfoyer der Pinakothek der Moderne (03.07.12-06.01.2013)
Seit über zwanzig Jahren arbeitet die in Berlin lebende Künstlerin Veronika Kellndorfer (*1962) mit Fotografien, die sie vor allem auf Reisen anfertigt. Ausschnitte dieser Fotografien wählt sie präzise aus, um sie – als Siebdrucke auf Glas übertragen – in architektonische Räume einzupassen. Die auf diese Weise neu entstehenden Bildsituationen verschränken unterschiedliche Orte miteinander und erschaffen eine Gleichzeitigkeit von Vergangenheit und Gegenwart. Häufig werden erwartete Zusammenhänge überraschend umgedeutet. Das jüngste Projekt von Veronika Kellndorfer ist speziell für das hohe Fenster am oberen Ende der großen Treppe in der Pinakothek der Moderne ist entstanden. Sein Titel: »French Window«. Bild:  Veronika Kellndorfer (*1962), French Window, 2012 (Simulation) © VG Bild-Kunst, Bonn 2012.
Das Motiv
Im Frühjahr 2009 bereiste Kellndorfer Paris, um am dortigen Palais de Tokyo die Fenster zu fotografieren, die dem amerikanischen Maler Ellsworth Kelly Inspiration für ein neues Bildverständnis gewesen waren. Als die Künstlerin dort eintrifft, sind zufällig zwei Fensterputzer am Werk, die mit ihren an langen Stangen befestigten Reinigungsutensilien Malern vor monochromen Bildern gleichen. Kurzzeitig heben die Schlieren der Spülflüssigkeit die Homogenität der gläsernen Flächen auf, stören die Einheit des gespiegelten Bildes. Kellndorfer hält die Situation fotografisch fest.
Kunst als Abgleich von Bildern mit Bildern
Die verblüffende Ähnlichkeit der Fensterformate in Paris und München regt Veronika Kellndorfer an, ihre Fotografie der französischen Fenster in die Pinakothek der Moderne zu übertragen. Als Siebdruck auf Glas kehrt das Bild in der neuen Umgebung innen und außen um, indem sich die ursprünglich an der Außenfassade tätigen Fensterputzer jetzt im Innenraum wiederfinden. Der Museumskontext verleiht auch dem Ritual alltäglicher Arbeit eine neue Bedeutung, indem der Akt der Reinigung zum Verweis auf das beständige Konstruieren und Rekonstruieren visueller Eindrücke wird, auf den niemals endenden Abgleich von Bildern mit Bildern.
French Window
Neben dem Hinweis auf den architektonischen Terminus des »Französischen Fensters«, einem Fenster, das vom Boden bis zur Decke reicht, legt der Werktitel die Assoziation mit Marcel Duchamps Fenstermetaphern (»Großes Glas«, »Fresh Widow«) nahe, die der Künstler in seiner Abkehr von der traditionellen Malerei entwickelte. Kellndorfer hatte gleichfalls zunächst Malerei studiert, bevor sie zum stärker raumbezogenen Arbeiten überging. Eine wichtige Rolle dürften dabei auch die Leuchtkästen des Kanadiers Jeff Wall gespielt haben, in denen Fotografie, Malerei, Raum und Licht zusammenwirken und die präzise Inszenierung der Bildmotive eine neue Erzählweise ermöglicht.
Die Treppenhaus-Projekte in der Pinakothek der Moderne
Nach den Künstlern Olaf Metzel, Benjamin Bergmann und Olaf Nicolai ist Veronika Kellndorfer die vierte, die ein ortspezifisches Projekt für den großzügigen Treppenaufgang in der Pinakothek der Moderne gestaltet. Die eingeladenen Künstler erhalten keine inhaltlichen Vorgaben, doch bieten die vier Museen des Hauses (Architektur, Design, Kunst, Grafik) vielfältige Ansatzmöglichkeiten.
Kurator: Bernhart Schwenk

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