Kalenderblatt Mittwoch, 3. Januar 2024
Zitat des Tages: „Den ungerechtesten Frieden finde ich immer noch besser als den gerechtesten Krieg.“ Marcus Tullius Cicero (106 bis 43 v. Chr.)
3.1.1926: Die Welt tanzt Charleston
Wie eine gewaltige Welle schwappt Anfang Januar 1926 der amerikanische Gesellschaftstanz „Charleston“ von den europäischen Metropolen London und Paris in die deutsche Hauptstadt über. In Berlins Ball- und Tanzsälen wird statt dem geruhsameren Blues oder dem lebhaften „Shimmy“ bald nur noch der Modetanz Charleston, der sich durch seinen temperamentvollen Stil und bizarr anmutende Verrenkungen auszeichnet, getanzt.
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Wer etwas auf sich hält, lernt, seine Beine so zu verdrehen, dass die Tanzbewegungen möglichst grotesk aussehen. Es mutet auf den ersten Blick schon ein wenig seltsam an, wenn ein ganzer Tanzsaal sich zum Rhythmus der Musik in den bizarresten Verrenkungen ergeht, wenn bei den Damen Busen und Fransen an den Kleidern gleichermaßen im Takte wippen, wenn die sonst eher konservativen Herren der Schöpfung ihre weiten Beinkleider mit den hohen Aufschlägen gekonnt um sich werfen und in die Hocke gehend, mit den Händen die Knie in blitzartiger Geschwindigkeit überkreuzen. Dabei stampfen sie in den Boden, dass die Tanzdielenbretter nur so vibrieren.
Diese „Schlenkertechnik“ zu erlernen, ist zunächst gar nicht so einfach, wie es auf dem Tanzparkett den Anschein hat. Mancher Anfänger übt zunächst mit Hilfe von Tisch- und Stuhlbeinen, sein Gewicht von einem auf den anderen Fuß zu verlagern und obendrein dazu noch die Arme und Hände schlenkern zu lassen, bis er sich freihändig in die Tanzarena wagt. Das Schöne an diesem Modetanz ist, dass er sowohl alleine, zu zweit als auch in Gruppen getanzt werden kann. Es müssen keine „Mauerblümchen“ mehr am Tisch sitzen bleiben, die es bei diesem flotten Rhythmus ohnehin nicht auf mehr auf den Stühlen hält. Charleston, der als eine Art schneller Foxtrott in der gleichnamigen Stadt in South Carolina entstand, ist mehr als nur ein Tanz, er verkörpert auch ein wenig den Zeitgeist der wilden, verrückten und auch emanzipierten Zwanzigerjahre.
Ursprünglich war dieser Tanzstil den Schwarzen in den Südstaaten Amerikas vorbehalten und ähnelte von seinen Bewegungen auch manchen westafrikanischen und karibischen Tänzen. In den USA kam der Charleston bereits 1923 als Gesellschaftstanz in Mode, als er das erste Mal in dem schwarzen Musical „Runnin‘ Wild“ zu sehen war.
In Berlins und bald auch in anderen deutschen Tanzsälen ist von der afrikanischen Atmosphäre nicht mehr viel zu spüren. Dafür sorgt schon das aus heutiger Sicht verrückte „Outfit“, das die Damen zu dieser Zeit trugen: kniekurze Trägerkleider aus glänzenden Stoffen und mit langen Fransen, Riemchenschuhe, freche Topfhüte auf den vor Brillantine glänzenden Pagenköpfen, Federboas, lange Perlenketten und klappernde Armreife. Und in den behandschuhten Händen durfte die obligatorische Zigarettenspitze auf keinen Fall fehlen, um sich einen Hauch von Verruchtheit auf die Fahne zu schreiben.
Gedenktage:
1993: Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann tritt wegen seiner Verstrickung in die „Briefbogenaffäre“ zurück. Er hatte – nach eigenen Angaben unwissentlich – auf offiziellem Papier seines Ministeriums Werbung für das Produkt eines Verwandten betrieben. Dies wird nicht das letzte Mal sein, dass der FDP-Politiker in die Schlagzeilen gerät.
1969: Die erste Sendung der erfolgreichen deutschen TV-Kriminalserie „Der Kommissar“ mit Erik Ode in der Hauptrolle wird ausgestrahlt. „Toter Herr im Regen“ heißt die 1. Folge der ZDF-Reihe, die den Schauspieler im ganzen Land bekannt macht. „Kommissar Keller“ und sein Team werden in insgesamt 97 Folgen zu sehen sein.
1959: Alaska wird zum 49. Bundesstaat der USA erklärt. Das angeblich wertlose Land hatten die Vereinigten Staaten bereits 1867 erworben und dem zaristischen Russland zu einem „Spottpreis“ von 7,2 Millionen US-Dollar abgekauft. Nun fehlt dem Sternenbanner nur noch ein einziges Sternchen, das zehn Jahre später mit Hawaii hinzukommen wird.
1868: In Japan geht die politische Gewalt nach der Abdankung des letzten erblichen „Shogun“ (kaiserlicher Feldherr) wieder auf den Kaiser über. Kaiser Mutsuhito, genannt „Meiji Tenno“, leitet die Modernisierung Japans ein.
1521: Papst Leo X. verhängt den Bann über den Wittenberger Bibelprofessor Martin Luther und schließt ihn endgültig aus der katholischen Kirche aus. Der Theologe hatte sich wiederholt gegen den von der Kirche praktizierten Ablasshandel ausgesprochen und sich dabei den „heiligen Zorn“ des Vatikans zugezogen.
Geburtstage:
1969: Michael Schumacher; deutscher Rennfahrer und amtierender Formel-1-Weltmeister. Im Juli 2001, beim Großen Preis von Frankreich in Magny Cours, zog der Kerpener mit dem Argentinier Juan Manuel Fangio gleich, der sich 1957 seinen 5. Titel auf dem Nürburgring holte. Inzwischen hat er sein Idol längst überrundet. Der für Ferrari kurvende Superstar holte sich 2004 seinen siebten und letzten WM-Titel.
1956: Mel Gibson; US-amerikanischer Schauspieler, Regisseur und Produzent. Als 12-Jähriger wanderte er mit seiner Familie nach Australien aus und ist heute einer der best verdienenden Hollywood-Stars. Man kennt den blendend aussehenden Mimen mit den strahlend-blauen Augen unter anderem aus „Mad Max“, dem oscargekrönten Film „Braveheart“ oder der Komödie „Was Frauen wollen“.
1892: J. R. R. (John Ronald Reuel) Tolkien († 2.9.1973); englischer Schriftsteller und Schöpfer der legendären „Hobbits“ im in jeder Hinsicht phantastischen Roman „Herr der Ringe“. Dass das 1954/55 entstandene Fantasy-Meisterwerk heute noch so aktuell wie damals ist, beweisen die Verkaufszahlen der Trilogie und der Besucherandrang auf die gleichnamige dreiteilige Fantasy-Filmreihe.
1829: Konrad Duden († 1.8.1911); deutscher Sprachwissenschaftler und Wegbereiter der Rechtschreibung. Auf dem nach ihm benannten Regelwerk „Duden“ basiert die aktualisierte deutsche Ortografie, die dank der umstrittenen Rechtschreibreform allerdings nicht einfacher, sondern um einiges verwirrender geworden ist.
106 v. Chr.: Marcus Tullius Cicero (43 v. Chr. ermordet); römischer Staatsmann, Anwalt, Philosoph, brillanter Rhetoriker und Verbreiter der griechischen Philosophie. Zwar prägte er das abendländische Denken entscheidend; als Politiker bleib er jedoch ziemlich bedeutungslos.
Copyright Rosmarie Elsner