Freitag 29.9.23

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Kalenderblatt Freitag, 29. September 2023

Zitat des Tages: „Am echtesten an jedem Menschen sind seine Fehler.“ Michelangelo Antonioni (1912-2007)
Hände von 123gif.deskelett-0012.gif von 123gif.de29.9.1938: Beschwichtigungspolitik führt zum „Münchner Abkommen“
Um einen Krieg abzuwenden, schließen die Staatsmänner Arthur Neville Chamberlain, Edouard Daladier und Benito Mussolini mit Adolf Hitler am 29. September 1938 das „Münchner Abkommen“. Darin stimmen die Repräsentanten Englands, Italiens und Frankreichs ungeachtet des Einverständnisses der Tschechoslowakei der Abtretung des vorwiegend von Deutschen besiedelten Sudetenlandes an das Deutsche Reich zu.



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Hitler, der bereits im März 1938 mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht den „Anschluss“ Österreichs erzwungen hatte, verkündete wenig später seinen Plan, die angrenzende Tschechoslowakei mit militärischer Gewalt zu zerschlagen. Sein Entschluss stand fest, obwohl sich der jüngst zum Generaloberst beförderte Ludwig Beck diesen Tendenzen entgegenstellte und nach dem Scheitern in der Sudetenkrise seinen Rücktritt erklärte.
Dem Abkommen, das von der tschechischen Tageszeitung „Lidove Noviny“ am 30. September mit Verbitterung als „Unterzeichnung des Münchner Diktats“ betitelt wurde, waren Verhandlungen Hitlers auf dem Nürnberger Parteitag Anfang September und Gespräche mit den ehemaligen Verbündeten der Tschechoslowakei, Frankreich und Italien, vorangegangen. Darin forderte Hitler die Angliederung des Grenzgebietes, in dem die Bevölkerung etwa zur Hälfte aus Sudetendeutschen bestand. Ein von ihm gestelltes Ultimatum lief am 28. September ab. Krieg lag also in der Luft. Um diesen abzuwenden, sahen sich Großbritannien, Frankreich und Italien zum Handeln genötigt, notfalls auch zu einem Kompromiss. Großbritanniens Premierminister Chamberlain schrieb an Hitler einen beschwichtigenden Brief, „es könne alles ohne Krieg und Aufschub gelöst werden“. (Daraus leitet sich auch der in diesem Zusammenhang gebräuchliche Begriff der „appeasement“-Politik = Beschwichtigungspolitik ab.)
Die Lösung ging als „Münchner Abkommen“ in die Geschichtsbücher ein. Es sah vor, dass sich die deutsche Besetzung ausschließlich auf das Sudetenland zu beziehen habe und die Gebiete Böhmen, Mähren und die Slowakei nicht tangieren dürfe. Zufrieden von ihrer Mission kehrten die Staatsmänner in ihre Heimat zurück. Die Kapitulation der tschechoslowakischen Regierung am Tag danach wertete der Westen als einen Sieg und wähnte sich im Glauben, mit diesem Zugeständnis Europa den Frieden gesichert zu haben. Zwei Tage nach Vertragsunterzeichnung marschierten deutsche Truppen in das annektierte Gebiet ein, wo ihnen ihre sudetendeutschen Landsleute aus Freude darüber, „heim ins Reich“ geholt zu werden, einen begeisterten Empfang bereiteten.
Hitlers Zusicherungen, keine weiteren Besitzansprüche zu verfolgen, erwiesen sich schon bald als Lüge. Sein ursprüngliches Ziel, sich die Tschechoslowakei einzuverleiben, verfolgte er unbeirrt weiter.
Gedenktage:
1982: Mit der Sozialdemokratin Monika Wulf-Mathies gelangt erstmals eine Frau an die Spitze einer Gewerkschaft. Die ÖTV wählte die 40-Jährige zur Nachfolgerin von Heinz Kluncker, der den Vorsitz aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt hatte.
1954: Das Hamburger Ohnsorg-Theater gibt im deutschen Fernsehen sein erstes Gastspiel. Mit von der Partie ist natürlich auch Galionsfigur Heidi Kabel (damals 39 Jahre jung), die mit den volkstümlichen Theateraufführungen einem breiten Publikum in Deutschland bekannt wird.
1950: Die DDR wird Mitglied im osteuropäischen „Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe“ (RGW), auch COMECON genannt, der im Januar des Vorjahrs als Reaktion auf den vom Westen initiierten „Marshall-Plan“ in Moskau gegründet wurde. Mit diesem Beitritt reiht sie sich endgültig in die Riege der Ostblockstaaten ein.
1913: Der Maschinenbauingenieur Rudolf Diesel, Erfinder des Dieselmotors, ertrinkt während einer Überfahrt nach England im Ärmelkanal; ein Freitod scheint nicht ausgeschlossen. Diesel begann seine berufliche Laufbahn als Mitarbeiter des Kältetechnikers Carl von Linde, in dessen Auftrag er Wärmekraftmaschinen konstruierte.
1900: In München, das unter Prinzregent Luitpold zur Kunst- und Kulturstadt aufgeblüht ist, wird der Neubau des Bayerischen Nationalmuseums vom Regenten persönlich seiner Bestimmung übergeben. Federführender Architekt des Repräsentationsbaus ist Gabriel von Seidl, der jeden Flügel in einer anderen historischen Stilrichtung hat gestalten lassen.
1521: Während sich Reformator Martin Luther, der sich den Zorn des Vatikans zugezogen hat, auf der Wartburg verstecken muss, feiern die Anhänger des streitbaren Protestanten in seiner Abwesenheit heute das erste evangelische Abendmahl.
Geburtstage:
1936: Silvio Berlusconi; italienischer Politiker. Als schillernde Persönlichkeit mit vielen Gesichtern (dubios, mächtig, populär) wird der ehemalige Regierungschef, Medienzar, Bauunternehmer, Multimillionär und Boss des Fußballclubs AC Mailand gerne betitelt. Dass Italiens abgewählter und seit April 2008 wiedergewählter Ministerpräsident und Herrscher über die TV-Sendergruppe Mediaset auch viele dunkle Flecken auf der weißen Designer-Weste hat, schien seiner Karriere nie abträglich gewesen zu sein.
1935: Ingrid Noll; deutsche Schriftstellerin. Mit dem Schreiben von Romanen, zunächst Kinderbücher, danach schwarze Krimis, begann die in Shanghai geborene Bestseller-Autorin erst im reiferen Alter. Seither aber mordet die heute 72-Jährige in ihren erfrischenden Geschichten so erfolgreich, dass etliche ihrer kurzweiligen Werke (u.a. „Die Apothekerin“, „Die Häupter meiner Lieben“) auch den Weg auf die Kinoleinwand fanden.
1912: Michelangelo Antonioni († 30.7.2007); italienischer Filmregisseur. Etlichen seiner realistisch-pessimistischen Werke war internationaler Erfolg beschieden, darunter „Zabriskies Point“ (1970) und in besonderem Maße „Blow Up“ (1966). Nach einer längeren, durch einen Schlaganfall bedingten Schaffenspause entstand 1995 gemeinsam mit seinem deutschen Kollegen Wim Wenders der Episodenfilm „Jenseits der Wolken“.
1758: Horatio Viscount Nelson († 21.10.1805); britischer Adeliger und Admiral, dessen Denkmal auf dem Londoner Trafalgar Square an die siegreiche Seeschlacht über die französisch-spanische Flotte erinnert. Der Offizier, der im Kampf ein Auge und einen Arm verlor, zählt seit dem Vernichtungsschlag gegen Napoleon zu den Nationalhelden Englands.
1547: Miguel de Cervantes Saavedra († 23.4.1616); spanischer Dichter. Seine Erlebnisse als Ritter flossen in sein Hauptwerk „Don Quijote de la Mancha“, eine Art Satire auf die damaligen Rittergeschichten, ein und bahnten zugleich dem Abenteuerroman einen Weg. Kurz vor seinem Tod schrieb der in ärmlichen Verhältnissen lebende Dichter sein Spätwerk „Die Mühen und Leiden des Persiles und der Sigismunda“.
Copyright Rosmarie Elsner

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