Kalenderblatt Montag, 29. Januar 2024
Zitat des Tages: „Eine Diskussion ist unmöglich mit jemandem, der vorgibt, die Wahrheit nicht zu suchen, sondern schon zu besitzen.“ Romain Rolland (1866-1944)
29.1.1920: Prohibition: Amerika wird „trocken gelegt“
Im Kampf gegen den Verfall von Sitte und Moral erringen konservative Kräfte in den USA einen zweifelhaften Erfolg: Als 18. Verfassungszusatz tritt die „Prohibition“ in Kraft. Damit werden die Herstellung, der Konsum und Vertrieb alkoholischer Getränke mit mehr als 0,5 Prozent Alkoholgehalt per Gesetz verboten. Es beginnt eine Zeit der Hausbrennereien, heimlicher Kneipen und Bandenkriminalität. Erst 13 Jahre später wird die Prohibition wieder aufgehoben.
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Schon George Washington, der erste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika und Inhaber der größten Whisky-Brennerei in der Neuen Welt, musste sich mit den Alkoholgegnern auseinandersetzen. Whisky war „Teufelszeug“, das ließ sich mit zahllosen Bibelsprüchen belegen. Unaufhörlich bestürmten die religiösen Eiferer den Kongress, allen voran die Gattin von Präsident Rutherford B. Hayes, die ihren Spitznamen „Limonaden-Lucy“ zu Recht erhielt. Die Eingaben führten nach Jahrzehnten zum Erfolg: 1920 wurde in den USA mit dem Verfassungszusatz und dem „Volstead Act“ die Prohibition, das absolute Alkoholverbot, proklamiert. Was verboten ist, bereitete schon immer das größte Vergnügen. Nahezu über Nacht verdoppelte sich die Zahl der New Yorker Kneipen auf 30.000. Die meisten waren sogenannte „Flüsterkneipen“, heimliche Hinterhofbars mit luxuriöser Einrichtung, in die man nur mit einem geflüsterten Kennwort Einlass erhielt. Das Verlangen nach alkoholischen Getränken, besonders Whisky, stieg gewaltig an.
Kanadische und schottische Brennereien eilten den durstigen Vettern – nicht ganz selbstlos – zu Hilfe. Whisky wurde auf alle möglichen und unmöglichen Arten ins Land geschmuggelt, und Namen wie Al Capone und Lucky Luciano sind eng mit dem illegalen Alkoholgeschäft verbunden. Küstenwache und „bootleggers“ – so nannte man die Schmuggler nach den Stiefelschäften, in denen sie häufig Whisky-Flaschen versteckten – lieferten einander regelrechte Seeschlachten. 1929 kam ein Präsidialausschuss des Justizministeriums zu dem Schluss, dass die Alkoholverbotsgesetze ein Fehlschlag seien. Im Februar 1933 verabschiedete der Kongress den 21. US-Verfassungszusatz, der die Zuständigkeiten im Alkoholbusiness an die Einzelstaaten verwies. Bis zum folgenden Dezember hatten 36 Staaten den Verfassungszusatz ratifiziert, der damit Bestandteil der US-Verfassung wurde.
Die Prohibition hat die Amerikaner, was den Genuss von Alkohol betrifft, um ein Menschenalter zurückgeworfen. Um die verlorenen „trockenen“ Jahre möglichst schnell aufzuholen, halten sie sich als nüchterne Rechner an die harten Sachen: „Wine is fine, but liquor is quicker“, verrät ein gängiges Sprichwort den schnellsten Weg zur Beschwingtheit.
Gedenktage:
1994: Die 26-jährige österreichische Skirennläuferin Ulrike Maier prallt beim Abfahrtslauf in Garmisch-Partenkirchen gegen einen Zeitmesspfosten an der Skipiste und erliegt kurze Zeit später ihren schweren Verletzungen.
1980: Emanzipation! Das Bundesarbeitsgericht trifft die Entscheidung, dass ab sofort nicht nur allein stehenden Frauen, sondern auch männlichen „Solisten“ im Monat ein so genannter Hausarbeitstag zusteht.
1936: In Rom beginnen die Bauarbeiten zur Filmstadt Cinecittà: Auf einem Areal von 600.000 qm werden bald 30 Aufnahmestudios im Entstehen sein. Die Geschicke des 1937 eröffneten Filmbetriebs wird die italienische Regierung unter dem „Duce“ Benito Mussolini steuern.
1930: Das lukrative Zündwaren-Monopol wird an eine eigens gegründete Deutsche Zündwaren Monopol-Gesellschaft übertragen. Die Einnahmen daraus müssen 53 Jahre lang an den schwedischen Konzern Kreuger abgeführt werden, der dem Deutschen Reich unter dieser Bedingung einen Kredit über 500 Mio. Reichsmark gewährt hat.
1921: Die Siegermächte legen nach Kriegsende auf einer Konferenz in Paris die Reparationsschuld des Deutschen Reiches fest. Danach soll der Betrag von 226 Milliarden Goldmark in 42 Jahresraten „abgestottert“ werden.
1886: Der Karlsruher Automobilbauer Carl Friedrich Benz erhält das erste Patent für ein benzinbetriebenes Fahrzeug; unabhängig von ihm arbeitet auch Ingenieur Gottlieb Daimler an der Konstruktion eines modernen Kraftwagens mit Verbrennungsmotor.
Geburtstage:
1942: Katherine Ross; US-amerikanische Schauspielerin. Um die dunkelhaarige Schöne buhlten im Western „Butch Cassidy and the Sundance Kid“ Robert Redford und Paul Newman; im Film „Die Reifeprüfung“ verscherzt es sich Dustin Hoffman mit ihr als Tochter der „Mrs. Robinson“, die sich schließlich von einem anderen zum Traualtar führen lässt.
1913: Peter von Zahn († 26.7.2001); deutscher Journalist, Fernsehproduzent und Mitbegründer des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR). Er war Deutschlands erster Auslandskorrespondent (USA) und schuf sich in späteren Jahren einen ausgezeichneten Ruf als Produzent von Dokumentarfilmen, u.a. der zeitgeschichtlichen Serie „Die Reporter der Windrose berichten“.
1866: Romain Rolland († 30.12.1944); französischer Schriftsteller, Musikhistoriker und Biograph. Der Romancier, übrigens Literatur-Nobelpreisträger von 1915 und überzeugter Pazifist, lehrte als Professor für Musikgeschichte an der Universität von Paris. Sein Hauptwerk ist der zwischen 1904 und 1910 entstandene zehnbändige Bildungs- und Entwicklungsroman „Jean Christophe“.
1860: Anton Pawlowitsch Tschechow († 2.7.1904); russischer Prosadichter und Dramatiker, der zunächst als Mediziner tätig war. Sein schriftstellerisches Werk beinhaltet Bühnenstücke, Romane und Kurzgeschichten, in deren Mittelpunkt häufig Themen wie Lebensangst und seelische Konflikt stehen, wie in „Die Möwe“ (1896) und „Onkel Wanja“ (1897).
1688: Emanuel von Swedenborg († 29.3.1772); schwedischer Naturforscher und Theosoph. Er entwickelte u.a. eine Nebular- und Atomtheorie und betätigte sich bis zu seinem Rückzug ins religiöse Leben auf den Gebieten der Astronomie, Anatomie und Physiologie. Neben einer Vielzahl von technischen Konstruktionen entdeckte er die Lokalisation der Gehirnfunktionen und entwarf eine Flugmaschine, die er selbst geflogen sein soll.
Copyright Rosmarie Elsner