Sonntag 29.10.23

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Kalenderblatt Sonntag, 29. Oktober 2023

Zitat des Tages: „Frauen können von vielem träumen, wovon Männer sich nichts träumen lassen.“ Claire Goll (1891-1977)

29.10.1923: Geburtsstunde des Hörfunks in Deutschland
musik-instrumente-0229.gif von 123gif.de Download & GrußkartenversandIn Berlin schlägt heute die Geburtsstunde des öffentlichen Rundfunks. Punkt 20 Uhr meldet sich aus dem Voxhaus Berlin auf Welle 400 die Radiostunde AG, die ihren Einstand mit einem Unterhaltungskonzert gibt. Hörer, die über ein posteigenes Empfangsgerät, Kopfhörer und eine Hochantenne verfügen, kommen ab heute in den Genuss eines regelmäßig empfangbaren kommerziellen Rundfunkprogramms.

Mehr Details:
Noch wirkt alles ein wenig improvisiert: Die Radiostunde AG – ein Jahr später in Funkstunde AG umbenannt – sendet aus einem Studio im Dachgeschoss der Vox-Schallplattengesellschaft. Die Übertragung geht mit einem Fernsprechermikrofon und einem Mittelwellensender von 0,25 kW vor sich. Da die Vox-Plattenfirma Hauptaktionär der Radiostunde AG ist (auch die Post hält Geschäftsanteile), greift man natürlich zunächst ins firmeneigene Repertoire: Überwiegend wird ein musikalischer Mix aus Klassik und leichter Muse gesendet, der beim Publikum jedoch großen Anklang findet. Die Gebühren zahlende Radiogemeinde ist im Oktober 1923 noch klein, wächst aber in den Folgemonaten rasch an, weil in Deutschland immer mehr Rundfunkgesellschaften mit eigenem Programm „on air“ gehen.
Das Medium Radio hat seinen Durchbruch in Deutschland ohnehin recht spät. In den USA nahm die weltweit erste Radiostation bereits 1920 ihren Betrieb auf, in Russland ging „Komintern“ im September 1922 auf Sendung, die britische BBC folgte zwei Monate später. Sitzen im Herbst 1923 gerade mal 1.500 deutsche Zuhörer vor ihrem Empfänger, sind es in den USA schon rund eine Million Menschen und 200 private Sendeanstalten. Auch das Programm ist dort um einiges bunter: Nachrichten und Wetterbericht, Kinderstunde und Kirchenpredigt gehören längst zum amerikanischen Radioalltag.
Hierzulande engagiert sich Hans Bredow, Ministerialdirektor im Reichspostministerium und früherer technischer Direktor der Telefunken GmbH, für das Medium Hörfunk. Zwar hatten Unternehmen wie Lorenz und Telefunken schon zu einem früheren Zeitpunkt eine Sendekonzession beantragt, scheiterten jedoch stets am Widerstand der Behörden, denen die staatliche Kontrolle des Rundfunks ein Anliegen ist. Auch das Reichspostministerium hält sich zunächst bedeckt, wenn es um Sendekonzessionen geht, ist sich aber darüber im Klaren, dass die Verbreitung des Rundfunks in Deutschland nicht mehr aufzuhalten ist. So zeigt man sich von staatlicher Seite lieber aufgeschlossen und modern und sichert sich dafür im Gegenzug den Einfluss auf die Programmgesellschaften.
Pionier Bredow, der als „Vater des deutschen Rundfunks“ in die Annalen eingeht, übernimmt 1926 das Amt des Rundfunk-Kommissars des Reichspostministers. 1949 wird er zum Vorsitzenden des Verwaltungsrats beim Hessischen Rundfunk ernannt.
Gedenktage:
1998: 36 Jahre nach seinem sensationellen Weltraumflug in der Raumkapsel „Friendship 7“ startet der inzwischen 77-jährige ehemalige Astronaut und US-Senator John Glenn erneut ins All. Um 2.00 Uhr nachmittags tritt der überglückliche Nationalheld im Rentenalter, der sich akribisch auf diesen Moment vorbereitet hat, an Bord des Space Shuttle „Discovery“ die Reise in den Orbit an.
1987: In der Seinemetropole Paris wird – 75 Jahre nach dem Untergang der „Titanic“ – der von Tauchern geborgene Tresor des gesunkenen Luxusliners geöffnet. Die Enttäuschung ist groß: Statt des erwarteten Schatzes kommen einige Schmuckstücke und ein paar „olle“ Münzen zum Vorschein.
1923: Mit der heutigen Proklamation der Türkei zur Republik ebnet sich das Land am Bosporus den Weg zum modernen Nationalstaat. Präsident (bis 1938) wird Mustafa Kemal Pascha, dem die Große Nationalversammlung 1934 den Ehrennamen „Atatürk“ (Vater der Türken) verleihen wird.
1901: Sechs Wochen nach dem Attentat auf William McKinley, bei dem der 25. US-Präsident während eines Empfangs in Buffalo erschossen worden war, wird der Täter hingerichtet: Anarchist Leon Czolgosz endet auf dem elektrischen Stuhl.
1838: Berlin und Potsdam sind ab heute durch die preußische Eisenbahnlinie miteinander verbunden. Bereits drei Jahre zuvor ging in Bayern, zwischen den fränkischen Städten Nürnberg und Fürth, die erste deutsche Eisenbahn mit Dampfkraft auf Fahrt.
Geburtstage:
1971: Winona Ryder, eigentlich W. Laura Horowitz; US-amerikanischer Filmstar, der sich nach einer Reihe von seichten Teenie-Rollen zur ernsthaften Schauspielerin gemausert hat und über den höchsten IQ unter ihren weiblichen Kolleginnen verfügen soll. Bei soviel Grips fragt man sich unweigerlich, warum die Schöne dann beim Klauen im Kaufhaus ertappt worden ist? (Filme: „Das Geisterhaus“ und „Mr. Deeds“).
1930: Niki de Saint Phalle, eigentlich Catherine Marie-Agnès Fal de S. P. († 22.5.2002); französische Künstlerin. Normale Gebrauchskunst war nie ihr Ding, ihre ausgefallenen Werke lassen sich eher zwischen Objektkunst und Pop-Art ansiedeln: etwa die dickbäuchigen, sinnlichen „Nanas“, diverse Brunnenskulpturen in Paris und auf Long Island sowie der 1997 eröffnete „Tarotgarten“ bei Grosseto in der Toskana. Letzteren finanzierte sie von den Einnahmen der von ihr kreierten Parfümmarke.
1891: Claire Goll († 30.5.1977); deutsch-französische Schriftstellerin. Lyrik und Erzählungen in einem surrealistischen Stil prägen das Werk der Weitgereisten, die auch den deutschen Dichter Rainer Maria Rilke zum engsten Freundeskreis zählte. Bekannt wurden die „Briefe“ (mit ihrem Ehemann) und das autobiografische Werk „Traumtänzerin“.
1879: Franz von Papen († 2.5.1969); deutscher Offizier und Politiker. Im Juni 1932 wurde er Reichskanzler und führte bis zur Absetzung der preußischen Regierung (November 1932) ein „Kabinett der Barone“. Stationen danach: Reichskommissar für Preußen, Vizekanzler unter Hitler und Botschafter in Wien und Ankara. Von der Anschuldigung, an Kriegsverbrechen beteiligt gewesen zu sein, sprach ihn das Nürnberger Militärtribunal frei.
1656: Edmond Halley († 25.1.1742); englischer Mathematiker und Astronom. Der Oxforder Professor, spätere Direktor der Sternwarte Greenwich (ab 1720) und Herausgeber eines Sternenkalenders des Südhimmels sagte 1705 die Wiederkehr des von ihm entdeckten Halleyschen Kometen für 1758/59 voraus – und behielt Recht.
Copyright: Rosemarie Elsner

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