Tipp: 29.07.11-15.01.12. Paradiesvögel

Tipp: 29.07.11-15.01.12. Paradiesvögel

Sonderausstellung Paradiesvögel: Gefiederte Top-Models und göttliche Verführer. Museum Mensch und Natur (29.07.11-15.01.12.)
Eine sehr sehenswerte kleine Sonderausstellung, die zu ‚großen‘ Erkenntnissen führt: wussten Sie zum Beispiel, dass die Bewegung gegen die Paradiesvogeljagd als Auftakt zur Naturschutzbewegung zu betrachten ist, dass Paradiesvögel fast ausschließlich in Papua-Neuguinea vorkommen, dass sie einst begehrtes Zahlungsmittel waren, dass … ach gehen Sie doch einfach hin! (RS)
Seit Jahrhunderten fasziniert die Schönheit dieser Vögel nicht nur Wissenschaftler sondern auch Künstler und Modeschöpfer. Die Ausstellung lässt diese Faszination lebendig werden und lädt ein zu einem Streifzug durch die Natur- und Kulturgeschichte dieser ungewöhnlichen Tiere. Paradiesvögel: Gefiederte Top-Models und göttliche Verführer. Sie sind wahre Experten für aufsehenerregendes Werben: sie plustern ihre Schmuckfederbüschel zu einem prächtigen Fächer auf, sie verbeugen sich, sie hüpfen Zick-Zack, sie zucken mit den Flügeln oder strecken und beugen ihre Beine – dies alles in einem meist prachtvollen, oftmals farbenprächtigen Federkleid und begleitet von Geräuschen wie Federrascheln oder Klicken sowie Gesängen. Die Rede ist von Paradiesvögeln, die seit Menschengedenken eine anhaltende Faszination auf uns ausüben.
Die ersten Paradiesvögel erreichten Anfang des 16. Jahrhunderts Europa und mit ihnen Geschichten über ihre Herkunft und ihre Lebensweise. Die Einwohner ihrer Heimat nannten sie „Vögel der Götter“ und erzählten sich wunderliche Dinge von den ebenso seltsamen wie schönen Tieren. Zunächst standen Diskussionen im Vordergrund, ob es sich um fußlose Himmelswesen handelt, später waren es Fragen der Evolutions- und Verhaltensbiologie, die das Interesse an diesen prächtigen Tieren wach hielten. Dem berühmten Charles Darwin bereiteten sie Kopfzerbrechen, da sie mit ihrem scheinbar hinderlichen Federschmuck so gar nicht in sein Konzept der natürlichen Auslese passten und noch viel weniger das sonderbare Gebaren der männlichen Spezies.

Seit Jahrtausenden werden Paradiesvögel von den Einwohnern Neuguineas und benachbarter Inseln gejagt, um als Schmuck oder Zahlungsmittel Verwendung zu finden. Bis heute spielen sie eine große Rolle bei der Anfertigung beeindruckender Kopfschmucke, die bei festlichen Anlässen getragen werden. Paradiesvogelbälge spielten aber auch als Handelsware und Zahlungsmittel eine große Rolle.
In Europa kamen die Paradiesvögel um 1900 als Hutschmuck in Mode – die Damenwelt war ganz verrückt nach den Kreationen der „Haute Nature“. Die zunehmende Nachfrage führte zu deutlich steigenden Preisen und machte die Jagd so lukrativ, dass in Deutsch-Neuguinea geradezu ein „Paradiesvogelfieber“ aufkam. In Deutschland formierte sich allerdings Widerstand gegen diesen Vogelmord für Modezwecke.
Die Ausstellung lässt die Faszination der Paradiesvögel lebendig werden und lädt ein zu einem Streifzug durch die Natur- und Kulturgeschichte dieser außergewöhnlichen Tiere. Ein riesiger begehbarer „Regenwald“ entführt den Besucher in den Lebensraum der Paradiesvögel, wo er die Tierwelt erkunden und an interaktiven Stationen selbst zum Entdecker werden kann. In der „Galerie der Schönheiten“, etwas anders als die von König Ludwig I. im benachbarten Schlosstrakt, kann der Besucher anhand lebensnah gestalteter Präparate sowie beeindruckenden Filmdokumentationen verschiedene Paradiesvogelarten kennen lernen. Zur Kunst- und Kulturgeschichte werden u.a. Darstellungen von Paradiesvögeln, ethnographische Objekte, Hüte mit Paradiesvogelschmuck sowie Dokumente und Fotos zur Pardiesvogeljagd in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Neuguinea gezeigt. Metergroße Fotoleuchtwände tragen zu einer ganz besonderen Stimmung bei.
Die gezeigten Präparate stammen vorwiegend aus der Sammlung von Prof. Dietrich von Holst, die 2009 mit Hilfe des Vereins der Freunde und Förderer des Museums Mensch und Natur erworben werden konnte. Daneben werden Leihgaben des Staatlichen Museums für Völkerkunde München, der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, des Bayerischen Nationalmuseums, der Staatlichen Münzsammlung München sowie weiterer institutioneller und privater Leihgeber präsentiert.
Ausstellungseröffnung war am 28.07.11 um 13.30h mit Staatsminister Dr. Wolfgang Heubisch. Museumsleiter Dr. Michael Apel. Pressekontakt Evelin Schepke.
Fotos: 1) Der Nacktkopfparadiesvogel (Cicinnurus respublica) fällt auf durch seine lebhaften Farben, seinen unbefiederten Kopf und seine aufgerollten Schwanzfedern. © Tim Laman. 2) Huli aus dem Dorf Hake bei Tari, südliche Hochland-Provinz, Papua-Neuguinea. Der Kopfschmuck besteht u.a. aus dem blau schimmernden Brustgefieder des Prachtparadiesvogels (Ptiloris magnificus) sowie den roten Federn des Raggiparadies-vogels (Paradisaea raggiana). © Alexander Riedel

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