Freitag 28.7.23

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Kalenderblatt Freitag, 28. Juli 2023


Zitat des Tages: „Der Versuch, den Himmel auf Erden zu verwirklichen, produziert stets die Hölle.“ Karl Popper (1902-1994)


buero-0282.gif von 123gif.de28.7.1914: Die Welt im Kriegstaumel
Was auf den Tag genau vor einem Monat mit der Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Ehefrau Sophie in Sarajevo begann, findet heute seinen vorläufigen „Höhepunkt“ in der Kriegserklärung Österreichs an Serbien. In Wirklichkeit ist es erst der Anfang einer langen Reihe von unglücklichen Verkettungen, bei der sich die diversen Bündnispartner wechselseitig den Krieg erklären.



Mehr Details:
„Stell dir vor, es ist Krieg, und jeder will hin“, so könnte man dieses traurige Kapitel der Weltgeschichte überschreiben, das auf dem brodelnden Balkan begann und schließlich in den Ersten Weltkrieg mündete. Auch wenn Österreich-Ungarns greiser Monarch Franz Joseph I., der bei dem Attentat am 28.6. in der bosnischen Hauptstadt seinen Neffen und Thronfolger verlor, keinen Krieg wollte, so musste er doch, nachdem schließlich fast ein Monat seit den verhängnisvollen Schüssen von Sarajevo vergangen war, ein deutliches Zeichen setzen. Das Ultimatum, das er Serbien schließlich stellte, war so abgefasst, dass es unweigerlich einen Gesichtsverlust für die Serben bedeutet hätte und deshalb bei Ablauf der Frist abgelehnt wurde.
Österreich-Ungarn drängte seinen Bündnispartner Deutschland zu einer klaren Aussage, inwieweit es im Balkan-Konflikt mit dem vollen Beistand des Nachbarn rechnen könne. Die berühmte Zwickmühle, die Deutschlands damaligen Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg zu dem Ausspruch veranlasst haben soll: „Reden wir ihnen zu, heißt es, wir hätten sie hineingestoßen, reden wir aber dagegen, heißt es, wir hätten sie im Stich gelassen…“ Und daher versichert Wilhelm II. dem österreichischen Monarchen in dieser ernsten Stunde seine und die Loyalität des deutschen Volkes.
Russlands Zar Nikolaus wiederum kann und will natürlich nicht tatenlos zusehen, wie Deutschland und Österreich auf dem Balkan gemeinsam die Geschicke in die Hand nehmen (Wilhelm II. und Nikolaus II. sind Vettern) und muss sich überdies als Beschützer der Schwachen zwangsläufig auf die Seite der Serben stellen. Das gleiche gilt für Frankreich und England als Bündnispartner Russlands.
In nur wenigen Tagen gerät Europa in einen Kriegstaumel, der unaufhaltsam wie eine Lawine die Völker erfasst und dabei auch noch eine grenzenlose Euphorie auslöst. Als beispielsweise die deutschen Soldaten in den ersten Augusttagen in den Krieg ziehen, tun sie dies mit einer unbeirrbaren Begeisterung. Wahnwitzige Sprüche („Jeder Schuss ein Russ, jeder Tritt ein Brit, jeder Stoß ein Franzos…“) machen die Runde. Eine „Kaffeefahrt nach Paris“ soll dieser Einsatz werden, von dem alle in Europa glauben, dass sie bis Weihnachten wieder zu Hause sind. Welch‘ fataler Irrtum!
Gedenktage:
1981: Vermutlich aus steuerlichen Gründen verlässt der geistige Führer der Bhagwan-Sekte seine bisherige Wirkungsstätte im indischen Poona und bricht in die USA auf. Sein neues Domizil schlägt Guru Baghwan Shree Rajneesh auf einer Farm im US-Bundesstaat Oregon auf, wo neue Jünger nicht lange auf sich warten lassen.
1948: Die am 24. Juni in der Sowjetischen Besatzungszone ausgegebene „Koupon-Mark“, bei der die alten Reichsmarkscheine mit einem Koupon in Briefmarkengröße überklebt wurden, verliert heute ihre Gültigkeit. Stattdessen kommt die in Moskau gedruckte Ostmark aus der ersten Serie der Deutschen Notenbank in Umlauf.
1928: Bei den IX. Olympischen Sommerspielen in Amsterdam dürfen erstmals auch Frauen in den Leichtathletik-Disziplinen an den Start gehen. Überdies sind es die ersten Wettkämpfe nach Kriegsende, bei denen wieder deutsche Sportler und Sportlerinnen teilnehmen. Beim Fechten gewinnt die 17-jährige blonde Offenbacherin Helene Mayer eine Goldmedaille für Deutschland.
1921: Belgien wird per heutigem Gesetz in zwei Sprachzonen gegliedert: Während im nördlichen Flandern Niederländisch (flämisch) zur Amtssprache erhoben wird, gilt für die Wallonen im Südteil des Landes Französisch als Schriftsprache.
1794: In Paris wird der am Vortag gestürzte Politiker und Revolutionär Maximilien de Robespierre gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Augustin und einigen seiner politischen Gesinnungsgenossen durch die Guillotine hingerichtet. Damit ereilt ihn die gleiche Strafe, die er im Frühjahr einigen seiner Gegner (u.a. Georges Danton) zuteil werden ließ.
Geburtstage:
1929: Jacqueline Onassis († 20.5.1994); US-amerikanische Publizistin, die als Ehefrau zweier berühmter Männer in die Geschichtsbücher einging. 1953 heiratete „Jackie“ den späteren (1963 ermordeten) US-Präsidenten John F. Kennedy. Die Witwe, modisches Vorbild einer ganzen Frauengeneration, blieb auch später in den Schlagzeilen, vor allem wegen ihrer Ehe mit dem milliardenschweren griechischen Reeder Aristoteles Onassis.
1925: Baruch Samuel Blumberg; US-amerikanischer Mediziner. Sein Verdienst ist die Entdeckung des Hepatitis-B-Virus, Auslöser für infektiöse Entzündungen der Leber (Gelbsucht), und eines entsprechenden Tests zur Identifizierung des Erregers. 1976 wurde dem New Yorker Wissenschaftler zusammen mit Daniel Carleton Gajdusek der Nobelpreis für Medizin verliehen: für ihre Entdeckungen von neuen Mechanismen bei der Entstehung und Verbreitung von Infektionskrankheiten.
1904: Pawel Alexejewitsch Tscherenkow († 6.1.1990); russischer Naturwissenschaftler. Die Laufbahn des Physikers, der 1934 die nach ihm benannten elektromagnetischen Strahlen entdeckte, wurde 1958 mit der Verleihung des Nobelpreises gekrönt. Zu seinen weiteren Verdiensten gehört die Entwicklung des Tscherenkow-Zählers, dem Nachweisgerät für die o.a. Strahlung.
1902: Karl Popper, ab 1985 zum Sir geadelt († 17.9.1994); britischer Philosoph. Der von ihm formulierte „Kritische Rationalismus“ lehnt absolute Wahrheiten und Ideologien, die solche für sich beanspruchen, ab. Eine persönliche Weiterentwicklung sei vielmehr nur schrittweise möglich und könne niemals endgültig vollendet werden. Bekannteste Schrift: „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ (1945).
1804: Ludwig Feuerbach († 13.9.1872); deutscher Philosoph, der neben Karl Marx der Hauptvertreter des historischen Materialismus war. Anfangs orientierte er sich an der Philosophie Georg Wilhelm Friedrich Hegels, später wandte er sich von dessen Idealismus ab und entwickelte eine psychologische Religionskritik („Das Wesen des Christentums“, 1848).
Copyright Rosmarie Elsner

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