Kalenderblatt Dienstag, 28. Mai 2024
Zitat des Tages: „Erlittene Übeltaten meißeln wir in Marmor. Empfangene Wohltaten schreiben wir in den Sand.“ Thomas Moore (1779-1852)
28.5.1987: Ein Husarenstück: Die Landung auf dem Roten Platz
Dem 19-jährigen Hobbyflieger Mathias Rust aus Hamburg gelingt heute ein dreistes Meisterstück: Mit einer Cessna 172 landet er mitten auf dem Roten Platz neben dem Kreml, dem sowjetischen Machtzentrum, nachdem er unbemerkt von der Flugabwehr den sowjetischen Luftraum durchflogen hatte. Während in Moskau die „Köpfe rollen“, wird Rust im September zu vier Jahren Arbeitslager verurteilt, im Jahr darauf jedoch begnadigt.
Mehr Details:
Mit seinem Sportflugzeug, einer Cessna 172, war der 19-jährige Mathias Rust von Wedel bei Hamburg aus gestartet und hatte die über tausend Kilometer weite Strecke von Helsinki nach Moskau in fünf Stunden bewältigt. Sein eigentliches Flugziel hatte er ursprünglich mit Stockholm angegeben und drang dann ohne irgendeine Ankündigung bei Estland in den sowjetischen Luftraum ein. Unbemerkt von der sowjetischen Flugabwehr, die trotz unzähliger Radargeräte und Luftabwehrraketen die kleine Privatmaschine nicht ausmachen konnte, landete der Hobbypilot vor der Basiliuskirche auf dem Roten Platz, wo er an die erstaunten Passanten munter Autogramme verteilte, bevor er festgenommen wurde. Als Grund für seine ungewöhnliche Aktion gibt er bei seiner Vernehmung vor dem Obersten Gerichtshof der Sowjetunion an, er sei gewissermaßen in einer „Friedensmission“ unterwegs gewesen. Die Blamage für die Sowjetregierung vor der Weltöffentlichkeit ist entsprechend groß, und so wird Rusts Husarenstück auch nicht wie ein „Dummer-Jungen-Streich“ behandelt. Während in Moskau die „Köpfe rollen“, hohe Funktionäre und der Verteidigungsminister aufgrund des peinlichen Vorfalls ihren Hut nehmen müssen, wird Rust im September des gleichen Jahres vom Obersten Gerichtshof in Moskau zu vier Jahren Arbeitslager verurteilt, im August 1988 jedoch vorzeitig entlassen und in die Bundesrepublik Deutschland zurückgeschickt.
Dort sorgt die selbst ernannte „Friedenstaube“ für neue, weit weniger amüsante Schlagzeilen: Mit dem versuchten Totschlag an einer Krankenschwester, weil sie ihn nicht küssen wollte, und einem Offenbarungseid beschäftigt Rust erneut die Gerichte. Heute lebt Rust in Berlin und hält sich angeblich mit Pokerspielen über Wasser.
Gedenktage:
1993: In Karlsruhe stellt das Bundesverfassungsgericht fest, dass die vom Bundestag im Jahr zuvor beschlossene Neufassung des Abtreibungsparagraphen verfassungswidrig ist. Nach dem Urteil gilt nun eine Abtreibung in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft als rechtswidrig, aber nicht als strafbar.
1961: In London wird „Amnesty International“ gegründet. Die Gefangenenhilfsorganisation setzt sich weltweit für Menschen ein, die aus politischen, ethnischen oder religiösen Gründen gefangen gehalten werden. Für ihre Bemühungen wird die Organisation 1977 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
1925: Der Präsident und Begründer des Internationalen Olympischen Komitees, der 62-jährige Pierre Baron de Coubertin, räumt das Feld für einen jüngeren Nachfolger: Neuer IOC-Präsident wird der belgische Adelige Henry Graf de Baillet-Latour (49).
1812: Mit dem „Friedenschluss von Bukarest“ endet der vor sechs Jahren entbrannte russisch-türkische Krieg; der Pakt bringt dem Zarenreich das bisher zum Osmanischen Reich gehörende Bessarabien ein.
1539: Hernando de Soto, spanischer Konquistador und Gouverneur von Kuba, landet mit einer 6.000 Mann starken Truppe in der Tampa-Bucht in Florida mit dem Ziel, den südlichen Teil des nordamerikanischen Kontinents zu erobern. Die Spanier, die auf reiche Gold- und Silberminen hoffen, dringen bis in die Gegend des heutigen Memphis/Tennessee vor.
Geburtstage:
1968: Kylie Minogue; australische Popsängerin und Schauspielerin. Den Grundstein zu ihrer Karriere legte die sexy Blondine aus Melbourne mit der Rolle in der TV-Soap „Neighbours“, bevor sie sich Ende der 1980er-Jahre dem Musikbusiness zuwendete. Ein Ohrwurm gelang der zierlichen Popdiva mit dem Song „Can’t Get You Out Of My Mind“ und im Duett mit Nick Cave mit der wunderschönen Ballade „Where The Wild Roses Grow“.
1925: Dietrich Fischer-Dieskau; deutscher Sänger. Als ausgezeichneter Bariton, der vor allem den romantischen Liedgesang pflegt, hatte er eine zahlreiche und treue Anhängerschaft; daneben war er in Deutschland und Österreich ein gern gesehener Darsteller auf den Opernbühnen. Nach seinem Rückzug von der Bühne ist er als Buchautor, Dozent, Rezitator und Dirigent aktiv.
1920: Eugen Loderer († 9.2.1995); deutscher Gewerkschaftsführer. Der Vorsitzende der IG Metall (1972-83), Präsident des Internationalen Metallgewerkschaftsbundes (zeitweise stv. Landesvorsitzender der SPD) geriet durch seine Verwicklung in die „Neue Heimat“-Affäre (1982) unfreiwillig in die Schlagzeilen.
1853: Carl Larsson († 22.1.1919); schwedischer Maler und Illustrator. Das Larsson-Museum in Sundborn war früher das Domizil der Familie, heute ist es ein eindrucksvolles Zeugnis der Vielseitigkeit des bedeutendsten schwedischen Jugendstilkünstlers. Übrigens: Durch das idyllische Museum führen die Enkeltöchter des Malers.
1779: Thomas Moore († 25.2.1852); irischer Nationaldichter. Die von ihm herausgegebenen „Irischen Gesänge“, die neun Bände füllen, sind eine Sammlung von Volksweisen (darunter das auch in Deutschland bekannte Lied „The Last Rose Of Summer“). Der Tradition und dem idealisierten Bild seiner Heimat blieb der Dichter auch bei seiner eigenen Lyrik treu.
Copyright Rosmarie Elsner