bis 6.3.16 Johanna Diehl

bis 6.3.16 Johanna Diehl

Ukraine Series Horodenka28.10.15-6.3.16 Johanna Diehl: Ukraine Series. Pinakothek der Moderne
Die deutsche Künstlerin Johanna Diehl (1977 in Hamburg geboren) beschäftigt sich mit Räumen von historischer Relevanz. Sie dokumentiert in fotografischen Serien Orte, Gebäude und Innenräume, an denen sich die Geschichte des 20. Jahrhunderts manifestiert. In ihren Aufnahmen von Oberflächen und Architekturen vergangener Kulturen und Mächte lenkt die Künstlerin den Blick auf die Spuren der Geschichte, auf Verfall, Erhaltung und Überformung. (Foto: Johanna Diehl | Ukraine Series Horodenka I, 2013 C-Print | 126×159 cm | Edition 5+1AP © Johanna Diehl Courtesy Johanna Diehl und Galerie Wilma Tolksdorf Frankfurt/Berlin). In der 2013 entstandenen Ukraine Series dokumentiert Johanna Diehl Räume ehemaliger Synagogen in der heutigen Ukraine. Während des Zweiten Weltkrieges durch die deutsche Besatzungsmacht entweiht und beschädigt, wurden sie von der sowjetischen Regierung teilweise dem Verfall überlassen, häufig aber neuen, profanen Nutzungen zugeführt. Johanna Diehl spürt den historischen Schichten dieser verfremdeten Orte nach, die inzwischen als Turnhallen, Veranstaltungsorte, Produktions- oder Geschäftsräume dienen. Ihre präzisen, analog mit der Großformatkamera aufgenommenen Fotografien präsentieren große Blickwinkel und lenken so die Aufmerksamkeit auf die Raumgestalt, an der sich die ursprünglich religiöse Bestimmung oft noch in frappanter Weise offenbart. Johanna Diehls stille, menschenleere Fotografien fragen nach den Spuren der brutalen Verfolgungen und Umbrüche des 20. Jahrhunderts, die diese Gebäude geprägt haben. Architektur wird in diesen Fotografien zu einem stummen Zeitzeugen, dessen Erfahrungen sich in einzelnen erhaltenen Ausstattungsdetails, Rissen und Brüchen genauso offenbaren wie in neuen Oberflächen und modernem Mobiliar.
Johanna Diehl studierte in Leipzig bei Timm Rautert und als Meisterschülerin bei Tina Bara. Studienaufenthalte brachten sie zu Jean-Marc Bustamante und Christian Boltanski in Paris und mit Boris Mikhailov in die Ukraine. Sie erhielt bereits mehrere Förderungen und Auszeichnungen, zuletzt ein Stipendium der Deutschen Akademie Casa Baldi in Rom für das Jahr 2016. Ihr 2014 bei Hatje Cantz erschienenes Fotobuch „Borgo Romanitá Alleanza“, das sich mit dem architektonischen Erbe des faschistischen Italien auseinandersetzt, wurde 2015 mit dem Deutschen Fotobuchpreis (Silber) ausgezeichnet. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin.
Der Ausstellungsraum zeigt auf ca. 40qm eine Auswahl der Ukraine Series, die zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert wird. Zeitgleich mit der Ausstellung erscheint im Sieveking Verlag ein Künstlerbuch zur Ukraine Series mit Texten von Juri Andruchowitsch und einem Vorwort von Bernhard Maaz.
Kuratorin: Caroline Fuchs

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