Montag 27.11.23

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Kalenderblatt Montag, 27. November 2023

Zitat des Tages: „Wer glaubt, ein Ziel erreicht zu haben, wird faul.“ Jil Sander (1943)

aerzte-0014.gif von 123gif.de27.11.1961: Arzneimittelskandal „Contergan“ erschüttert Deutschland
Das unter dem Handelsnamen „Contergan“ vom deutschen Arzneimittelkonzern Chemie Grünenthal seit 1957 vertriebene Schlaf- und Beruhigungsmittel Thalidomid wird am 27. November 1961 vom Markt genommen. Verstärkt aufgetretene Missbildungen bei Neugeborenen hatten den Verdacht bestätigt, dass das während der Schwangerschaft eingenommene Medikament schwere embryonale Schäden verursacht.

Mehr Details:
Nach der Rückrufaktion durch den in Stollberg bei Aachen ansässigen Hersteller wuchs sich die Affäre „Contergan“ bald zu einem der größten Arzneimittelskandale in Deutschland aus. Allein in Westdeutschland waren seit 1959 über 5.000 Neugeborene von den Missbildungen durch das angeblich harmlose Schlafmittel betroffen: Kinder, denen Gliedmaßen ganz fehlten oder deren Arme und Beine verkrüppelt oder nur im Ansatz ausgebildet waren. Rund 2.000 Säuglinge starben kurz nach der Geburt, da das Präparat irreparable Nervenschädigungen verursacht hatte.
Untersuchungen ergaben, dass seit der Markteinführung 1957 rund fünf Millionen Bürger weltweit – in Deutschland sind es etwa 70.000 Menschen – das rezeptfreie Beruhigungsmittel regelmäßig eingenommen hatten. Nebenwirkungen des Präparats, das nach entsprechenden Tests 1954 von der Weltgesundheitsbehörde WHO freigegeben worden war, konnten zu diesem Zeitpunkt nicht festgestellt werden. Erst später wurde bekannt, dass das Mittel bei regelmäßiger Einnahme über einen längeren Zeitraum zur schweren Schädigung des Nervensystems führen kann. Als ein Hamburger Kinderarzt den Zusammenhang zwischen den Missbildungen und der Einnahme des Medikaments erkannte und den Hersteller darauf aufmerksam machte, zog Chemie Grünenthal das Medikament sofort aus dem Handel. Bei schwangeren Frauen ging seither erst recht die Angst um; viele der betroffenen Schwangeren ließen damals aus Furcht vor Missgeburten im benachbarten Ausland Abtreibungen vornehmen.
Vier Jahre nach dem Arzneimittelskandal begann vor dem Landgericht Aachen der „Contergan-Prozess“ gegen die verantwortlichen Manager des Pharmakonzerns wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung. Er endete mit einem Freispruch durch die Staatsanwaltschaft, da der Unternehmensleitung ein persönliches Verschulden nicht nachgewiesen werden konnte. Grünenthal erklärte sich ohne Schuldeingeständnis zu einer Rentenzahlung von insgesamt 114 Mio. Mark für 2.625 durch „Contergan“ missgebildete Kinder und 300 nervengeschädigte Erwachsene bereit.
Gedenktage:
1985: Mit „nur“ 92,9 Millionen Kilometer Entfernung erreicht der Halleysche Komet seinen erdnächsten Punkt. Der mit sechs km Durchmesser größte bekannte und mit bloßem Auge sichtbare Schweifstern, der nach seinem Entdecker, dem britischen Mathematiker Edmond Halley, benannt ist, schaut alle 76 Jahre einmal an der Erde vorbei.
1942: Flop! In New York wird das Melodram „Casablanca“ mit Ingrid Bergman und Humphrey Bogart in den Hauptrollen mit mäßigem Erfolg uraufgeführt. Zu Weltruhm gelangt der heutige Kultfilm erst durch eine Konferenz im Januar 1943 im marokkanischen Casablanca, an der US-Präsident Roosevelt und Großbritanniens Premier Churchill teilnehmen.
1933: Im Deutschen Reich gründet Robert Ley die der Deutschen Arbeitsfront angegliederte Kultur- und Freizeitorganisation „Kraft durch Freude“ (KDF). Mit dieser „Volksverblendungs“-Initiative soll vordergründig die körperliche Ertüchtigung des Volkes gefördert werden. Bald weitet sich der Begriff auch auf andere Gebiete aus, u.a. die Fahrzeugindustrie, die den Volkswagen und die Stadt (das spätere Wolfsburg), in der der Kleinwagen gefertigt wird, so benennt.
1895: Der schwedische Chemiker und Industrielle Alfred Nobel, der 1867 das Dynamit erfand, stiftet den Nobelpreis. Aus den Zinsen der Nobelstiftung wird ab 1901, alljährlich am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters, der Nobelpreis zu fünf gleichen Teilen verliehen: auf den Gebieten Chemie, Physik, Physiologie/Medizin, Literatur und Völkerfrieden.
1095: Papst Urban II. ruft auf der Synode von Clermont die abendländische Christenheit zum ersten Kreuzzug auf, an dem über 300.000 Ritter teilnehmen werden. Deren Aufgabe wird sein, das Heilige Land und die Stadt Jerusalem aus der Hand der türkischen Eroberer zu befreien.
Geburtstage:
1943: Jil Sander, eigentlich Heidemarie Siline; deutsche Modeschöpferin. Die mit ihren Modekollektionen und einer eigenen Kosmetikserie international erfolgreiche Unternehmerin verfügt über eine Ausbildung als Textilingenieurin und lehrte Mitte der 80er-Jahre als Professorin an der Kunsthochschule in Wien. Bei ihren Kreationen gibt sich die Hamburger Designerin betont sachlich und verzichtet auf überflüssigen Schnickschnack.
1942: Jimi Hendrix († 18.9.1970); US-amerikanischer Rocksänger und begnadeter Gitarrist. Ende der 60er Jahre begann die große Zeit des farbigen Künstlers, der seine Gitarre mit den Zähnen bearbeitete. Einen spektakulären Auftritt hatte er im August 1969 beim Woodstock-Festival mit den Songs „Hey Joe“, „Purple Haze“ und „The Wind Cries Mary“. 1970 beendete eine Überdosis Drogen sein Leben.
1940: Bruce Lee, eigentlich Li Chen-fan († 20.7.1973); US-amerikanischer Schauspieler eurasischer Herkunft. Vor allem als Darsteller in Actionfilmen, in denen er meist als Kung-Fu-Kämpfer auftrat, erlangte der an einem Gehirntumor verstorbene Künstler regelrechten Kultstatus („Der Mann mit der Todeskralle“). 1993 wurde die „Bruce Lee Story“ verfilmt; im gleichen Jahr starb sein Sohn Brandon bei den Dreharbeiten zum Film „The Crow“.
1921: Alexander Dubcek († 7.11.1992); tschechischer Politiker, der als Hauptinitiator des „Prager Frühlings“ im Jahr 1968 gilt. Der Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts beendete die Demokratie-Bestrebungen des Volkes und führte zur Entmachtung des Reformers. Erst 21 Jahre später kehrte er als Parlamentspräsident auf die inzwischen demokratische Politbühne zurück und vereidigte Václav Havel als neuen Staatspräsidenten.
1701: Anders Celsius († 25.4.1744); schwedischer Astronom. Der Direktor der Sternwarte Uppsala erfand das Quecksilber-Thermometer und gab der heute noch gebräuchlichen 100-teiligen Skala ihren Namen. Allerdings bezeichnete Celsius zu seiner Zeit den Nullpunkt als Siedepunkt und den Gefrierpunkt mit 100. Dies wurde vom schwedischen Botaniker Carl von Linné in späteren Jahren geändert und auf den heutigen Stand gebracht.
Copyright: Rosemarie Elsner

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