Kalenderblatt Montag, 26. September 2022
Zitat des Tages: „Wer das ganze Elend seiner Mitmenschen ermessen will, braucht sich nur ihre Vergnügungen anzusehen.“ T. S. Eliot (1888-1965)
26.9.1980: Bombenanschlag auf das Münchner Oktoberfest
Mitten im fröhlichen Gedrängel, als viele Besucher des Münchner Oktoberfestes in den späten Abendstunden des 26. September 1980 durch den Haupteingang ein und aus strömen, detoniert eine selbstgebaute, in einem Papierkorb deponierte Bombe. Die Explosion tötet dreizehn Menschen und verletzt über 200 Festbesucher. Unter den Toten befindet sich auch der mutmaßliche Attentäter: ein 21-jähriger Student und Anhänger der verbotenen „Wehrsportgruppe Hoffmann“.
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Es ist Freitagabend, kurz nach 22.15 Uhr auf der „Wies’n“, wie die Einheimischen das größte Volksfest der Welt nennen, das jährlich Ende September/Anfang Oktober zu Füßen der „Bavaria“ stattfindet. Unzählige Menschen sind um diese Zeit noch rund um das Münchner Oktoberfest unterwegs: Durch den Haupteingang, der mit seinem geschmückten Torbogen ein beliebter „Meeting Point“ ist, strömen fröhliche Festbesucher, die sich beschwingt auf den Heimweg machen, „Nachtschwärmer“ hingegen treffen erst ein oder wollen noch auf einen „Absacker“ anderswo hin.
In diese bierselige Stimmung, einem Gewühl aus fröhlichen und friedfertigen Menschen, explodiert eine Bombe. Als der in einem Abfalleimer versteckte Sprengkörper inmitten der Menge hochgeht, bricht ein unbeschreibliches Chaos aus. Da sich später herausstellt, dass der mutmaßliche Attentäter ebenfalls unter den Toten ist, liegt die Vermutung nahe, dass die Bombe vorzeitig detonierte, und der 21-jährige Gundolf Köhler, Geologiestudent und Angehöriger der seit Januar 1980 verbotenen neonazistischen „Wehrsportgruppe Hoffmann“, sich nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte. Das Gelände um den Haupteingang an der Theresienwiese gleicht einem Bild des Schreckens: Die Explosion hat 13 Menschen getötet und 200 Besucher verletzt, viele davon schwer. Rettungshubschrauber und Notarztwägen sind pausenlos im Einsatz, um die Verwundeten in die umliegenden Krankenhäuser zu transportieren.
Zwar finden Überlegungen statt, ob man das Oktoberfest nach dem Anschlag abbrechen soll, doch dann entscheiden sich Stadtväter und Veranstalter zur Schließung von 24 Stunden. Nach dem Motto „The Show Must Go On“, geht das Volksspektakel weiter, doch Stimmung will unter den Besuchern, Schaustellern und Festwirten keine mehr so recht aufkommen.
Die angeblich von einem Einzeltäter (diese These kann Jahre später weitgehend widerlegt werden) begangene Wahnsinnstat mit rechtsextremistischem Hintergrund ruft im In- und Ausland Abscheu und Entsetzen hervor. Erstmals wurde damit ein Anschlag nicht gezielt gegen Einzelpersonen des öffentlichen Lebens gerichtet, sondern völlig willkürlich gegen zufällig anwesende Bürger. Noch heute erinnert ein Gedenkstein am Eingang der Münchner Theresienwiese, dem Ort des schrecklichen Geschehens, an die Opfer des Attentats.
Gedenktage:
1997: Italien: Ein schweres Erdbeben, das die Region Umbrien und die Marken erschüttert , macht zahlreiche Bewohner obdachlos. Besonders betroffen von den Erdstößen ist die umbrische Stadt Assisi und die dortige Basilika, die dem Heiligen Franziskus von Assisi geweiht ist.
1987: Showmaster Frank Elstner legt nach 39 Folgen der 1981 gestarteten TV-Show „Wetten, dass..?“ die Moderation in die Hände von Sunnyboy Thomas Gottschalk. Wetten, dass unter dem locker-flockigen Quizmaster die Samstagabend-Show in den Folgejahren kräftig an Quote zulegen wird?
1955: Zum „militärischen Schutz der Heimat“ erlässt die Volkskammer der DDR heute ein verfassungsergänzendes Gesetz, das sich dem Aufbau von Streitkräften widmen soll. Bewaffneter Dienst wird damit zur „Ehrenpflicht“ erhoben.
1914: Der Erste Weltkrieg fordert gleich zu Beginn zwei prominente deutsche Opfer: Bei Reims fällt der Heimatdichter Hermann Löns (48), in Perthes-les-Hurlus in der Champagne stirbt der Maler August Macke (27) den „Heldentod“ fürs Vaterland. Sein Freund Franz Marc, ebenfalls ein bedeutender Expressionist, wird zwei Jahre später bei Verdun fallen.
1887: Der deutsch-amerikanische Erfinder Emil Berliner meldet ein Grammophon zum Patent an, das sich erstmals Platten anstatt Tonwalzen bedient. Dieser „Plattenspieler“ lehnt sich zwar an den von Thomas Alva Edison entwickelten Phonographen an, verwendet aber zur Wiedergabe von Musik einen rotierenden Glasteller, der nach dem Bespielen mit Schellack überzogen wird.
Geburtstage:
1955: Richy Müller; deutscher Schauspieler. Sein Debüt gab er 23-jährig im Fernsehfilm „Die große Flatter“; es folgte Filmarbeit unter Regisseuren wie Rainer Werner Fassbinder und Roland Emmerich. In Sönke Wortmanns „Superweib“ wirkte er ebenso mit wie in Sherry Hormanns Komödie „Irren ist männlich“ oder in der Romanverfilmung „Die Apothekerin“ der Autorin Ingrid Noll.
1945: Bryan Ferry; englischer Musiker und ehemaliger Leadsänger der Kultband „Roxy Music“. Dass er mit seiner einschmeichelnden Stimme auch als Solist bestehen kann, bewies er erstmals mit dem Album „These Foolish Things“ (1973). Auf dem Album „As Time Goes By“ (2000) stimmt er nostalgischere Töne an und gibt Evergreens, u.a. aus dem Melodram „Casablanca“, zum Besten.
1934: Winnie Madikizela-Mandela; südafrikanische Bürgerrechtlerin und Ex-Ehefrau des 28 Jahre lang inhaftierten Staatspräsidenten Nelson Mandela. Von den insgesamt 38 Ehejahren verbrachte die ehemalige Sozialarbeiterin und Präsidentin der ANC-Frauenliga gerade mal sieben Jahre mit ihrem Mann; aus der Beziehung, die im März 1996 geschieden wurde, stammen zwei Töchter.
1889: Martin Heidegger († 26.5.1976); deutscher Philosoph, dessen ganzes Denken um Sein und Nichtsein der menschlichen Existenz kreiste. In seinem Hauptwerk „Sein und Zeit“ (1927) stellte er die damals herrschenden Thesen der abendländischen Kultur in Frage und definierte sie neu, weshalb er als Begründer der Existenzphilosophie gilt.
1888: T. S. (Thomas Stearns) Eliot († 4.1.1965); britisch-amerikanischer Dichter und Publizist. 1948 wurde dem in Harvard und Cambridge dozierenden Lyriker der Nobelpreis für Literatur verliehen. Zu seinen bekanntesten Werken gehören „Mord im Dom“ (1935) und „Vier Quartette“ (1944). Das weltweit erfolgreiche Musical „Cats“ basiert übrigens auf seinem „Old Possum’s Book of Practical Cats“ aus dem Jahr 1939.
Copyright Rosmarie Elsner