Mittwoch 23.8.23

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Kalenderblatt Dienstag, 23. August 2022
Zitat des Tages: „Die Asiaten haben den Weltmarkt mit unlauteren Methoden erobert – sie arbeiten während der Arbeitszeit.“ Ephraim Kishon (1924-2005)


blume-0459.gif von 123gif.de23.8.1927: Sacco und Vanzetti: Hinrichtung auf dem Elektrischen Stuhl
Zum 81. Mal jährt sich heute der Todestag der beiden italienischen Arbeiterführer Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti, an denen die amerikanische Justiz ein Exempel statuierte, das zu einer weltweiten Welle der Entrüstung führte. Nach über siebenjährigem Prozess wurden die beiden Einwanderer in Boston im US-Bundesstaat Massachusetts auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet, obwohl ihre Unschuld einwandfrei erwiesen war.

Mehr Details:
Mit großen Träumen und Hoffnungen auf ein besseres Leben waren die italienischen Bauernsöhne Nicola Sacco (17) und Bartolomeo Vanzetti (20) unabhängig voneinander 1908 in die USA, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, gekommen. Die Illusionen verflüchtigten sich bald, als die Auswanderer merkten, dass auch jenseits des Großen Teichs das Brot nicht leichter zu verdienen war als in der Heimat Italien. Vanzetti schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten in Küchen, später in Eisengießereien und Steinbrüchen durch, während der jüngere Sacco nach Jahren in der Fabrik soviel zusammengespart hatte, um eine Ausbildung zum Schuster zu machen. Beide engagierten sich in der Arbeiterbewegung, als sie sich 1917 in Mexiko zum ersten Mal trafen. Wie viele andere hatten sie sich beim Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg dorthin geflüchtet, als ein neues Gesetz nicht nur die US-Bürger, sondern auch alle männlichen Einwanderer zu den Waffen rief.
Als Freunde kehrten die beiden in die USA zurück und gingen ihrer Arbeit, Sacco als Schuster, Vanzetti inzwischen als Fischhändler, nach. Den US-Behörden waren die Ausländer wegen ihrer politischen Gesinnung, ihres starken Engagements in der sozialistischen Arbeiterbewegung und damit auch des Einflusses auf Kollegen bald ein Dorn im Auge, wie sich überhaupt die Arbeiterbewegung in den USA zunehmend zu einer Bedrohung für das kapitalistische System, die so genannte „Rote Panik“, auswuchs. Als im April 1920 in South Braintree/Massachusetts ein Raubmord an zwei Angestellten einer Schuhfabrik begangen wurde, schob man diesen kurzerhand den beiden unbequem gewordenen Italienern in die Schuhe, die sich zufälligerweise in der Nähe des Tatortes befunden hatten, als sie dort heimlich Flugblätter verteilten.
Sacco und Vanzetti wurden im Mai 1920 verhaftet. Obwohl durch etliche Entlastungszeugen die Unschuld der beiden einwandfrei nachgewiesen werden konnte, setzte sich ein beispielloser Justizskandal in Gang, der die US-Gerichte sieben Jahre lang beschäftigte und trotz Interventionen und weltweiter Solidaritätskampagnen mit der Hinrichtung der beiden Arbeiterführer auf dem Elektrischen Stuhl endete.
Anmerkung: Diesem Justizskandal, einem der größten in der amerikanischen Geschichte, widmete der Regisseur Guiliano Montaldo seinen beeindruckenden Film „Sacco and Vanzetti“ (1970/71) mit Gian Maria Volonté und Riccardo Cucciola in den Hauptrollen. Die Musik zum Film wurde von Ennio Morricone und der Sängerin Joan Baez geschrieben.

Gedenktage:
1997: Das traditionsreiche Berliner Grandhotel Adlon, Anfang des Jahrhunderts erbaut, gegen Ende des Zweiten Weltkriegs nahezu restlos zerstört und schließlich abgerissen, erwacht zu neuem Leben. Der Neubau der Luxusherberge am Pariser Platz, in den rund 456 Mio. Mark geflossen sind, wird vom Rhetorikprofessor und Schriftsteller Walter Jens mit einer Festrede offiziell eröffnet.
1946: Ein Jahr nach Kriegsende nimmt Deutschland auf seinem Weg zur Bundesrepublik allmählich Konturen an. In der britischen Besatzungszone erhält Nordrhein-Westfalen den Status eines Landes; ein Stück weiter im Norden wird die ehemals preußische Provinz Schleswig-Holstein ebenfalls offiziell zum Land deklariert.
1926: Der größte Stummfilmstar aller Zeiten, der 31-jährige Rudolph Valentino, stirbt in New York an einer Lungenentzündung. Bereits während seines Klinikaufenthalts war es zu erschütternden Szenen seiner zahllosen weiblichen Verehrerinnen gekommen; bei seiner Beisetzung kommt es zu regelrechten Eklats. Zahlreiche Fans gehen aus Unglück über das Ableben des erotischen Hollywoodstars in den Freitod.
1923: Sein überdurchschnittliches Talent stellt der noch unbekannte finnische Leichtathlet Paavo Nurmi bei einem Mittelstrecken- und Langstreckenrennen in Stockholm mit gleich zwei Weltrekorden unter Beweis. Sowohl den 1500-Meter-Lauf (in 3:53,0 min.) als auch die Distanz über die sog. britische Meile (= 1609 m) bewältigt er in einer neuen Bestzeit.
1877: Kleidungsstücke werden in Großbritannien ab heute mit einem Label ausgezeichnet, auf dem zum Schutz der Textilproduzenten und zur Information der Konsumenten das Herkunftsland vermerkt ist. Das Gütesiegel „made in…“ setzt sich bald auch in anderen Ländern durch.

Geburtstage:
1948: Vicky Leandros, eigentlich Vassiliki Papathanassiou; griechische Schlagersängerin, die wie ihr ebenfalls singender Vater Leo („Mustafa“) am gleichen Tag geboren ist. Seit Mitte der 1960er-Jahre ist die auf der Insel Korfu geborene Künstlerin, die 1986 durch Heirat mit einem Baron zur Freifrau von Ruffin avancierte (die Ehe zerbrach 2005), überwiegend mit deutschsprachigen Songs erfolgreich, darunter „Theo, wir fahr’n nach Lodz“.
1927: Walter Giller; deutscher Schauspieler und Komödiant. Der Ehemann der Schauspielerin Nadja Tiller, mit der häufig auch gemeinsam vor der Kamera stand, zeigte sich in Film und Fernsehen überwiegend von seiner humoristischen Seite: z.B. in Kurt Hoffmanns „Schloss Gripsholm“, in der Komödie „Die Drei von der Tankstelle“ oder in Krimis vom Kaliber eines „Der Würger von Schloss Blackmoor“. Gemeinsam mit seiner Frau Nadja erhielt er 2006 den Filmpreis „Bambi“ für sein Lebenswerk.
1924: Ephraim Kishon, eigentlich Ferenc Hoffmann († 29.1.2005); hebräischer Schriftsteller, der sich in seinen Büchern mit einer großen Portion Humor, Scharfsinn und Tiefgründigkeit den Eigenheiten der Gattung Mensch, insbesondere der Bürokraten, annahm. Auch vor der liebenswerten Kritik an „der besten Ehefrau von allen“ machte er nicht Halt. Seine Romane wurden ausnahmslos Bestseller: u.a. „Dreh’n Sie sich um, Frau Lot“ (1961) und „Der Blaumilchkanal“ (1972).
1912: Gene Kelly († 2.2.1996), eigentlich Eugene Curran K.; vielseitiger US-amerikanischer Künstler, der gleichermaßen als Tänzer (in der Traumformation mit Cyd Charisse), Schauspieler („Singin‘ In The Rain“), Regisseur, Drehbuchautor und Choreograph brillierte. Dem deutschen Publikum ist er sicher aus dem Filmmusical „Ein Amerikaner in Paris“, das insgesamt acht Oscars einheimste, in bester Erinnerung.
1754: Ludwig XVI. († 21.1.1793); König von Frankreich (1774-92). Weil er einen Staatsbankrott vermeiden wollte, berief er 1788 die Generalstände ein, die jedoch nach ihrem Zusammentreten die Französische Revolution auslöst. 1792 wurde er vom Nationalkonvent als König abgesetzt, am 17.1.1793 verurteilte ihn dasselbe Gremium mit 361:360 Stimmen zum Tode durch die Guillotine.
Copyright Rosmarie Elsner

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