Samstag 23.9.23

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Kalenderblatt Samstag, 23. September 2023

Zitat des Tages: „Nur ungewöhnliche Kraft darf nach Ungewöhnlichem streben.“ Theodor Körner (1791-1813)

23.9.1963: Skandalfilm: „Das Schweigen“
film-0041.gif von 123gif.deIn Schwedens Hauptstadt Stockholm feiert heute Ingmar Bergmans Film „Das Schweigen“ mit Ingrid Thulin in der Hauptrolle seine Premiere. Das vielfach missverstandene Seelen-Epos avanciert in Europa zum filmischen Skandalerfolg des Jahrzehnts, da es für damalige Zeiten anstößige sexuelle Darstellungen enthält. Bei Cineasten hingegen gilt die Parabel auf die totale Einsamkeit des Menschen als Meilenstein in der Filmgeschichte.



Mehr Details:
Dass Schweigen Gold ist, mag wohl eine sprichwörtliche Gültigkeit haben, das „Schweigen“ als Film hingegen sorgte in den 60er-Jahren in der Gesellschaft ordentlich für Zündstoff. Was den Kinogänger aus Sicht des Jahres 2002 regelrecht harmlos anmutet, rief damals sogar die Polizei auf den Plan, die – um das moralische Wohl der jugendlichen Besucher besorgt – vor den Kinokassen das Alter kontrollierte. Lediglich in Schweden und in einigen wenigen deutschen Kinos wurde der Streifen in der freizügigen, ungekürzten Version gezeigt; in etlichen Ländern fielen die Original-Sexszenen fast ausnahmslos dem Schnitt zum Opfer.
In den USA, wo eine noch viel größere Prüderie herrscht(e), versuchten Verleiher, den Film als „Kunstfilm“ zu deklarieren und einem vornehmlich männlichen, nach nacktem Fleisch hungernden Publikum in den weit verbreiteten Autokinos zu präsentieren. Doch war meist nach der ersten Vorstellung Schluss, wenn die Polizei – von „moralfesten“ Bürgern alarmiert – den „Schmutz“ beschlagnahmte. Dennoch trug die moralische Entrüstung lediglich dazu bei, das Interesse der Kinogänger am „Verbotenen“ zu steigern.
Was den Film tatsächlich für ein ausschließlich erwachsenes Publikum prädestinierte, sind weniger die vordergründigen Sexszenen als die schwierige, beinahe schon deprimierende Handlung: Zwei Schwestern sind gezwungen, eine Reise – bedingt durch die Krankheit der einen – zu unterbrechen und in einem merkwürdigen Hotel, in einem Land, dessen Sprache sie nicht verstehen, auszuharren.
Was Regisseur Bergman zeigen wollte, ist, dass jeder Versuch, der Einsamkeit und dem Mangel an Beziehungsfähigkeit durch ein ungezügeltes Ausleben der Sexualität zu entkommen, zum Scheitern verurteilt ist. Schweigen ist Kälte, und die lässt sich auch „im Bett“ nicht überwinden; der Film ist eher ein trostloser Befund über menschliche Kälte, Leere und Entfremdung. Der Titel verwies aber nicht nur auf die Beziehungslosigkeit als ein Charakteristikum der modernen Gesellschaft, er zielte tiefer: Gott schweigt, und deshalb ist der Mensch dazu verurteilt, frei zu sein, wie es der französische Schriftsteller und Philosoph Jean-Paul Sartre in den 40er-Jahren formuliert hatte.
Mit diesem Film galt der schwedische Regisseur fortan als ein Tabubrecher in Sachen Sexualität, obwohl seine Aussage eigentlich eine ganz andere war.
Gedenktage:
1973: Bei den ersten freien Wahlen nach einer langjährigen Militärdiktatur wählen 60 Prozent der Argentinier Juan Domingo Péron, der das Land bereits von 1946 bis 1955 regiert hatte, erneut zum Präsidenten. Vizepräsidentin wird seine zweite Frau Isabel, die seit ihrer Eheschließung (1961) mit dem Politiker im spanischen Exil lebte.
1939: Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, stirbt im Alter von 83 Jahren in London. Erst ein Jahr zuvor war der österreichische Nervenarzt, der bis 1938 in Wien eine psychiatrische Praxis führte, wegen seiner jüdischen Abstammung an die Themse emigriert.
1933: Mit einem symbolischen Spatenstich Adolf Hitlers wird der Bau der deutschen Reichsautobahn von Frankfurt am Main nach Heidelberg in Angriff genommen. Der Reichskanzler preist den Ausbau des Autobahnnetzes als Maßnahme zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit im deutschen Reich.
1920: Bauhaus-Gründer Walter Gropius beruft den Schweizer Maler und Grafiker Paul Klee, der sich seit 1906 in München niedergelassen hat, nach Weimar. Ein Jahrzehnt lang wird er als Lehrer am Bauhaus (zunächst in Weimar und später in Dessau) sein Wissen weitergeben.
1846: Der aus dem Städtchen Gräfenhainichen (Sachsen-Anhalt) stammende Astronom Johann Gottfried Galle sichtet als Erster Neptun, den 8. Planeten im Sonnensystem. Der von der Sonne etwa viereinhalb Milliarden Kilometer entfernte Himmelskörper ist ebenso wie der neunte und letzte (und bislang noch unentdeckte) Planet Pluto mit bloßem Auge nicht sichtbar.
Geburtstage:
1949: Bruce Springsteen; US-amerikanischer Rocksänger. Seit seinem millionenfach verkauften Album „Born in the USA“ wird er in seiner Heimat nur noch „The Boss“ genannt. Nach diesem internationalen Durchbruch folgten weitere Hits, darunter „Human Touch“ und „Streets of Philadelphia“ aus dem Film über einen Aids-kranken jungen Anwalt. Dieser Song krönte Springsteens Karriere mit einem Oscar.
1938: Romy Schneider, eigentlich Rosemarie Albach († 29.5.1982); deutsch-österreichische Schauspielerin. Nach frühen Erfolgen als liebreizende „Sissi“ auf Rollen in diesem Genre festgelegt, zog es die ausdrucksstarke Künstlerin zur Verärgerung ihrer Landsleute ins benachbarte Frankreich. Der international anerkannte Star starb nach einem Jahr schwerer Lebenskrisen im Alter von nur 44 Jahren.
1920: Mickey Rooney, eigentlich Joe Yule jr.; US-amerikanischer Filmschauspieler. Der kleinwüchsige Leinwandheld stand bereits im Alter von sieben Jahren vor der Kamera (u.a. im Film „Der junge Thomas Edison“) und zählte zu den erfolgreichsten Künstlern im Hollywood der 30er-/40er-Jahre. Häufig sah man ihn an der Seite Judy Garlands, u.a. in der Filmserie um den forsch-frechen „Andy Hardy“.
1791: Karl Theodor Körner († 26.8.1813); deutscher Dichter. Als 19-Jähriger zog er von Dresden in die Donaustadt Wien, wo er mit Lustspielen (u.a. „Rosamunde“) erfolgreich war. Aus seiner Zeit danach beim Lützowschen Freikorps, dem auch der Dichter Joseph von Eichendorff angehörte, stammen die 1814 herausgegebenen Kriegs- und Freiheitslieder.
63 v. Chr.: Augustus, eigentlich Octavius († 19.8.14 n. Chr.); erster römischer Kaiser und Konsul (ab August 43). Von seinem Großonkel Caesar wurde er adoptiert; nach dessen Ermordung im Jahr 44 v. Chr. nahm er den Namen Julius Caesar an. Nach dem Tod seines ärgsten Rivalen Antonius wurde er Alleinherrscher über das römische Reich.
Copyright Rosmarie Elsner

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