Kalenderblatt Samstag, 23. März 2024
Zitat des Tages: „Der springende Punkt ist, ob man Autorität HAT oder eine Autorität IST.“ Erich Fromm (1900-1980)
23.3.1900: Knossos: Eine antike Stadt wird ausgegraben
Auf der griechischen Insel Kreta, fünf Kilometer südöstlich der Hauptstadt Heraklion, beginnen am 23. März 1900 unter der Leitung des englischen Archäologen Sir Arthur Evans die Ausgrabungen der antiken Stadt Knossos. In der Mythologie des klassischen Griechenland gilt Knossos als der Herrschersitz des Königs von Minos, des Sohnes von Zeus und Europa, und Heimat des „Minotaurus“, eines Wesens, das – halb Mensch, halb Stier – in einem Labyrinth haust.
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Die Entdeckung des 50-jährigen Altertumsforschers sorgt in der Fachwelt für gehöriges Aufsehen und gilt nach Heinrich Schliemanns Funden des antiken Troja als bedeutendstes archäologisches Ereignis der Neuzeit. Für Evans bestätigt sich bei seinen Ausgrabungen, was er seit langem vermutete und endlich nachweisen kann: dass lange vor den Griechen hier eine friedliche Zivilisation und bereits in der griechischen Bronzezeit eine geschriebene Sprache existierte.
Der Archäologe entdeckt sensationelle Tontafelarchive, die ihm über die minoische Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur Aufschluss geben, deren Blütezeit daraufhin mit 1700 v. Chr. angegeben werden kann. Die mehrstöckige Palastanlage von Knossos, von der Wissenschaftler ehemals annahmen, es handele sich um einen Totenpalast (eine These, die jetzt widerlegt werden kann), wurde um 1900 v. Chr. errichtet. Nach und nach stoßen die Archäologen um den Königspalast herum auf weitere Gebäude und Anlagen, die auf eine antike Stadt im Ausmaß von einem Quadratkilometer hindeuten. Die Fundstücke (Fresken, Zierwerk, Bodenkeramiken, Sanitäranlagen, Grabstätten und religiöse Heiligtümer) fügen sich für Evans immer mehr zu einem festen Bild zusammen und liefern den Beweis, dass es sich bei Knossos um eine ausgesprochen reiche und elegante Stadt mit höfischer Kultur gehandelt hat, die vermutlich mehr als einmal zerstört und wiederaufgebaut worden war. Vom hohen Entwicklungsstand dieser Jahrtausende vor Christi Geburt entstandenen Kultur zeugen auch die beinahe perfekt erhaltenen sanitären Anlagen des Palastes.
In jahrzehntelanger, liebevoller Kleinstarbeit fügten Sir Evans und seine Mitarbeiter die Überreste der Stadt wie bei einem riesigen Puzzle zusammen. Die Restaurierungsarbeiten, die immer noch nicht vollständig abgeschlossen sind, wurden in der ganzen Welt mit Interesse verfolgt. Arthur Evans, der das Areal auf Kreta 1899 – ein Jahr vor der sensationellen Entdeckung – mit seinem Privatvermögen käuflich erwarb, starb mit 90 Jahren in der englischen Universitätsstadt Oxford.
Gedenktage:
1998: „Titanic“: Elf Oscars kassiert heute der von US-Regisseur James Cameron gedrehte „Film des Jahrhunderts“, der die Geschichte der Liebe zwischen Erster-Klasse-Passagier „Rose“ (Kate Winslet) und ihrem „Jack“ aus den unteren Decks (Leonardo diCaprio) auf der sinkenden „Titanic“ erzählt.
1987: Nach einer Amtszeit von 23 Jahren tritt Altbundeskanzler Willy Brandt vom SPD-Parteivorsitz zurück. Unmittelbarer Anlass dafür ist die umstrittene Nominierung von Margarita Mathiopoulos für das Amt der Pressesprecherin der Partei.
1965: Nach zwei unbemannten Raumflügen im Rahmen des Gemini-Programms, das der Vorbereitung auf die Apollo-Flüge zum Mond dient, startet in Cape Kennedy, Florida, die Raumkapsel „Gemini III“ mit zwei US-Astronauten – Virgil Grissom und John Young – an Bord.
1933: Mit der Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes beschließt der Deutsche Reichstag (mit Gegenstimmen nur von der SPD) praktisch seine eigene Entmachtung und gibt damit Adolf Hitler die Mittel an die Hand, Gesetze im Alleingang und ohne Mitwirkung des Parlaments zu erlassen.
1919: Der letzte österreichische Kaiser, Karl I., muss sein Land verlassen und begibt sich mit seiner Gemahlin, Kaiserin Zita, ins Exil in die Schweiz.
1819: In Mannheim wird der Schriftsteller und Publizist August von Kotzebue vom Jenaer Theologiestudenten Carl Sand erstochen. Auslöser der Bluttat waren seine provozierenden Sticheleien im „Literarischen Wochenblatt“, die den Anschein erweckten, als würde er die patriotischen Ideale der Burschenschaften lächerlich machen.
Geburtstage:
1956: Herbert Knaup; deutscher Schauspieler und Bundesfilmpreisträger (für seinen Part in „Lola rennt“). Darüber hinaus sah man den Allgäuer in Sherry Hormans Filmkomödie „Irren ist männlich“ (1995), in Joseph Vilsmaiers Spielfilm „Marlene“ (2000) in der Rolle von Rudi Sieber, Marlene Dietrichs Ehemann, sowie im Thriller „Anatomie II“.
1937: Robert Gallo; US-amerikanischer Mikrobiologe, der die Spur einer neuen Seuche aufnahm und 1983/84 den AIDS-Erreger HIV erkannte. Zur selben Zeit, am andern Ort – und völlig unabhängig von den Forschungen Gallos – machte der Franzose Luc Montagnier die gleiche Entdeckung.
1912: Wernher Freiherr von Braun († 16.6.1977); deutsch-amerikanischer Physiker und Raketeningenieur. Sein technisches Ausnahmekönnen ermöglichte ihm den Sprung vom Raketenbauer im Naziregime zum verantwortlichen Ingenieur bei der US-Raumfahrtbehörde NASA. Er gilt als technischer „Vater“ des Apollo-Mondflugprogramms.
1910: Lale Andersen, eigentlich Lieselotte Helene Berta Bunnenberg († 29.8.1972); deutsche Sängerin. Weltberühmt wurde sie 1939 mit dem allabendlich vom Soldatensender Radio Belgrad an die Front übertragenen Lied „Lili Marleen“. Mit dem Schlager „Ein Schiff wird kommen“ knüpfte sie 1959 noch einmal an den Erfolg von einst an.
1900: Erich Fromm († 18.3.1980); amerikanischer Psychoanalytiker deutscher Herkunft, der die Sozialpsychologie begründete. Seine Bücher „Die Kunst des Liebens“ und „Haben oder Sein“ zählten in den 1970er- und 1980er-Jahren bei den Intellektuellen zu den Standardwerken, die in keinem Bücherregal fehlen durften.
Copyright Rosmarie Elsner